Ausgesprochen handlich – für einen Zweitonner

Alfa Romeo hat die Sportversion seines SUV aufgefrischt. Nicht unbedingt am Motor und bei der Fahrdynamik – der Stelvio hatte schließlich andere Schwachpunkte. Jetzt neu: Großer Video-Fahrbericht.
Es ist eine dieser Modellpflegemaßnahmen, die sich erst auf den zweiten oder dritten Blick offenbart. In erster Linie ging es bei dem Facelift darum, Schwächen auszumerzen. Und in diese Kategorie gehört das Design des Sport-SUV nun wahrlich nicht.
Dennoch gibt es sie, die optischen Änderungen. Kühlergrill und Außenspiegel tragen nun ein dunkel glänzendes Finish, die LED-Rücklichter haben nun abgedunkelte Gläser und die Felgen tragen ein neues Design. Außerdem führt Alfa Romeo neue Farben ein: Ocra GT Junior und Verde Montreal. Letztere ist eine Reminiszenz an den Montreal und dessen charakteristisches Grün. Neu ist auch eine Titan-Auspuffanlage von Akrapovic mit Karbon-Endrohren. Weiterhin haben die Quadrifoglio-Modelle serienmäßig eine Klappen-Abgasanlage, die im Race-Modus einen expliziten Ton anstimmt.
Neue Materialien, neues Design
Kritik hat eher die Materialauswahl im Interieur auf sich gezogen. Alfa hat deshalb nun die Mittelkonsole etwas hochwertiger gestaltet. Außerdem wurden der Schaltknauf verschönert und das Lenkrad anders gestaltet. Dies wurde nötig, weil sich von hier aus nun zusätzliche Fahrassistenten kommandieren lassen. In Kooperation mit Bosch wurden nämlich alle Voraussetzungen für das autonome Fahren nach Level zwei realisiert. Heißt: Der Fahrer darf sich fortan beim Gasgeben, Bremsen und Lenken unterstützen lassen. Der Stelvio Quadrifoglio bietet nun Assistenten zum Spurhalten, zum Warnen vor Hindernissen im Totenwinkel-Assistent sowie zum Stop-and-Go-Fahren. Hinzu kommen ein aktives Geschwindigkeits-Regelsystem, eine Verkehrszeichen-Erkennung und ein Müdigkeits-Warner. Damit schließt Alfa zu den konkurrierenden Premium-Marken auf.
Gleiches gilt beim Infotainment-System. Dessen Prozessor arbeitet nun flotter und lässt sich künftig alternativ zum Dreh-Drücksteller via 8,8-Zoll-Touchscreen befehligen. Dank ausreichend großer Bildschirm-Diagonale ist die Schrift nun klarer dargestellt und die Karte des Navigationssystem präsentiert sich detailreicher. Zudem können sich Quadrifoglio-Fahrer ab sofort Daten wie Drehmomentabgabe und Ladedruck einspielen lassen. Das lässt sich ähnlich bewerkstelligen wie beim Smartphone, indem man die Menü-Felder per Finger an die passende Position wischt oder anklickt. Auch die Sprachbedienung per freier Textsuche funktioniert nun deutlich besser als zuvor. Außerdem beinhalten die Internet-basierten Connected-Dienste nun Stau-Infos in Echtzeit und bieten einen Wifi-Hotspot für bis zu acht Geräte.
Das heiße Herz kennen wir aus der Giulia
Unverändert schlägt unter der Motorhaube des Sport-SUV der aus der Giulia Quadrifoglio bekannte Biturbo-V6, der über 3.000/min seine Leidenschaft hinaus trompetet. Das zusammen mit Ferraris Entwicklungsabteilung konstruierte Triebwerk mit 2,9 Litern Hubraum leistet 510 PS und liefert ein Drehmoment-Maximum von 600 Newtonmetern. Eine zackig schaltende ZF-Achtgang-Automatik verwaltet die Power.
Trotz Gleichstand beim Motor gestaltet sich das Fahrerlebnis beim Stelvio naturgemäß anders als bei seiner Schwester Giulia. Schon deshalb, weil er als SUV höher, schwerer und damit fahrdynamisch gegenüber der Limousine im Nachteil ist. Auch aber, weil er serienmäßig sein Drehmoment an alle vier Räder verteilt, was in Sachen Handling die Priorität von heckfreudigem Fahrspaß in Richtung ausbalancierter Traktion verschiebt. Im Stelvio dominiert ganz klar der durchzugsstarke V6-Biturbo mit seinem unkonventionellen Zylinderwinkel von 90 Grad das Geschehen: Sein rauer Lauf und sein kapriziöser Klang sind stets präsenter als das Handling selbst, wobei sich beides nicht so ganz voneinander trennen lässt.
Versucht man die Leichtfüßigkeit der Giulia allerdings aus dem Kurzzeitgedächtnis zu verbannen, dann wirkt auch der mindestens 92.500 Euro teure Stelvio ausgesprochen handlich – für einen Zweitonner. Das muss man immer relativierend hinzufügen; denn selbst die ausgesprochen direkte, aber etwas rückmeldungsschwache Lenkung des SUV kann die Masse beim Anbremsen, Einlenken und Herausbeschleunigen nur beschönigen, nicht aber wegdiskutieren.