Christian Lindner wird „Autoverkäufer“
Deutschlands größter markenunabhängiger Autohändler erweitert seine Unternehmensführung. Zum 1. Januar 2026 tritt der ehemalige Bundesfinanzminister Christian Lindner als stellvertretender Vorstandsvorsitzender in die Autoland AG ein.
Der 46-Jährige übernimmt die Verantwortung für Marketing, Vertrieb und Digitalisierung und soll das Wachstum des Unternehmens weiter vorantreiben.
Autoland mit Sitz in Sandersdorf-Brehna (Sachsen-Anhalt) und juristischem Firmensitz in Berlin gilt als der größte unabhängige Autodiscounter in Deutschland. 2024 erzielte das Unternehmen einen Rekordumsatz von 890 Millionen Euro und beschäftigte rund 1.500 Mitarbeitende an 32 Standorten in neun Bundesländern. Für das Jahr 2025 erwartet der Konzern erstmals die Umsatzmarke von einer Milliarde Euro bei knapp 60.000 verkauften Fahrzeugen.
Erweiterung der Unternehmensführung
Unternehmensgründer und Vorstandsvorsitzender Wilfried Wilhelm Anclam bezeichnete den Zeitpunkt für den Ausbau der Führungsspitze als strategisch: "Autoland wächst stark. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um die Führung meines Unternehmens für die Zukunft größer aufzustellen. Christian Lindner ist einer der profiliertesten Verfechter der individuellen Mobilität. Und er ist ein Macher", sagte Anclam laut Unternehmensmitteilung. Er lobte Lindners Disziplin, Kommunikationsstärke und Erfahrung in Kampagnenführung. Mit seinem Einstieg solle der Ausbau digitaler Vertriebskanäle beschleunigt und die Marke Autoland bundesweit stärker positioniert werden.
Lindner erklärte in der Mitteilung, der Wechsel in die Wirtschaft sei für ihn ein konsequenter Schritt: "Der Mittelstand hat mich immer beeindruckt. Früher habe ich mich für gute Rahmenbedingungen eingesetzt. Heute will ich selbst dort arbeiten, wo das Herz der deutschen Wirtschaft schlägt." Individuelle Mobilität bleibe für ihn eine "Frage der Freiheit". Seine Aufgabe sehe er darin, dazu beizutragen, dass das Auto "nicht zum Luxusgut für wenige wird, sondern für viele Menschen bezahlbar bleibt".
Wachstumskurs und Digitalisierung
Autoland verfolgt seit Jahren eine Expansionsstrategie. Neben dem Ausbau bestehender Standorte sollen neue Filialen in West- und Süddeutschland hinzukommen. Parallel will der Konzern seine digitalen Kanäle und Online-Vertriebsplattformen ausbauen. Im Jahr 2024 hatte das Unternehmen mehr als 50.000 Fahrzeuge verkauft, darunter Neu-, Jahres- und Gebrauchtwagen mit bis zu 40 Prozent Preisvorteil. Insgesamt verfügt Autoland nach eigenen Angaben über mehr als 10.000 sofort verfügbare Fahrzeuge aus über 30 Marken.
Die Berufung Lindners wird von Branchenkennern als Signal gewertet, dass Autoland seinen Markenauftritt professionalisieren und stärker auf nationale Sichtbarkeit setzen will. Auch der Ausbau digitaler Geschäftsmodelle dürfte zu seinen zentralen Aufgaben zählen.
Christian Lindner
Christian Wolfgang Lindner wurde am 7. Januar 1979 in Wuppertal geboren. Nach dem Abitur studierte er Politikwissenschaft, Öffentliches Recht und Philosophie an der Universität Bonn und war Reserveoffizier der Luftwaffe. 2000 gründete er das Internet-Start-up Moomax GmbH, das scheiterte. Bereits 1995 trat Lindner der FDP bei und zog 2000 mit 21 Jahren als jüngster Abgeordneter in den nordrhein-westfälischen Landtag ein. Nach mehreren Parteifunktionen übernahm er 2013 den Bundesvorsitz der FDP, führte sie 2017 zurück in den Bundestag und wurde 2021 Bundesfinanzminister im Kabinett von Olaf Scholz. Seine Amtszeit endete 2024 nach wachsender Kritik an seinem Sparkurs und dem Scheitern zentraler Haushaltsprojekte, was in der Öffentlichkeit als politisches Scheitern gewertet wurde.
Lindner gilt als Vertreter wirtschaftsliberaler Prinzipien und ordnungspolitischer Strenge. Bekannt wurde er 2017 durch den Satz "Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren", mit dem er den Ausstieg der FDP aus den Jamaika-Verhandlungen begründete. Der Ausspruch prägte sein politisches Profil, wurde von Kritikern später aber als Symbol für Blockadepolitik interpretiert. Nach dem Ende seiner Tätigkeit als Berufspolitiker wurde Lindner Mitglied des Shareholder-Boards des digitalen Personaldienstleisters Stepstone. Ende Oktober 2025 kündigte zudem die internationale Beratungsagentur Teneo seinen Einstieg als Senior Advisor an. Lindner ist seit 2022 mit der Journalistin Franca Lehfeldt verheiratet, 2025 kam ihre Tochter zur Welt.
