Milliarden-Schulden, Geschäfte laufen weiter

Der Automobilzulieferer Marelli hat in den USA Insolvenz nach Chapter 11 beantragt. Marelli zählt zu den größten Automobilzulieferern weltweit.
Die Krise in der Automobilindustrie hat einen weiteren Zulieferer in ihren Strudel gezogen. Der Autozulieferer Marelli hat nach eigenen Angaben in der vergangenen Woche in den USA einen Antrag nach dem sogenannten Chapter 11 gestellt. Das entspricht in etwa einer deutschen Insolvenz in Eigenverwaltung, die Geschäftsführung kann also weiterhin tätig sein.
Marelli ist ein Schwergewicht
Laut der Mitteilung zum Insolvenzverfahren haben 80 Prozent der Kreditgeber eine Vereinbarung zu einer Umstrukturierung unterschrieben. Das soll die Bilanz entlasten. Zudem habe man eine Zusage über eine Finanzierung von 1,1 Milliarden Dollar von seinen Kreditgebern erhalten. Davon ist jedoch laut Marelli erst die Hälfte gerichtlich genehmigt worden, schreibt die "Frankfurter Rundschau".
Marelli gehört mit 45.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von über zehn Milliarden Euro zu den größten Automobilzulieferern weltweit. Im Ranking Unternehmensberatung Berylls aus dem Jahr 2023 lag Marelli auf Platz 31 der 100 größten Autozulieferer. Marelli fertigt Produkte aus den Bereichen Fahrzeugbeleuchtung, Elektronik, elektrische Antriebe, Innenraumdesign und Fahrwerkstechnik. Zu den größten Kunden zählen der Stellantis-Konzern sowie der japanische Autobauer Nissan. Auch Bosch, Mazda und Tesla werden von dem Unternehmen beliefert.
Haupteigentümer will sich zurückziehen
Laut einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung hat Marelli Schulden in Höhe von geschätzt vier bis fünf Milliarden Dollar. Der aktuelle Eigentümer, die Private-Equity-Gesellschaft KKR, will sich aus dem Automobilzulieferer zurückziehen. Eine andere Beteiligungsgesellschaft, Strategic Value Partners (SVP), die zu den größten Kreditgebern zählt, könnte der neue bestimmende Eigentümer werden. Weitere Kreditgeber sind demnach unter anderem die Deutsche Bank, Fortress Credit Advisors aus New York, die Mizuho Financial Group und MBK Partners.
Das Unternehmen geht auf die 1919 in Italien gegründete Firma Magneti Marelli zurück. 1967 kam Marelli unter das Dach von Fiat. 2018 verkaufte Fiat-Chrysler Marelli für 5,8 Milliarden Euro an Calsonic Kansei, einen der führenden Automobilzulieferer in Japan. Calsonic Kansei befindet sich wiederum im Besitz von KKR.