So tödlich ist Teslas Autopilot
Nach offiziellen US-Daten waren Teslas Systeme Autopilot und FSD bis Oktober 2024 an zahlreichen tödlichen Unfällen beteiligt. Parallel belasten Urteile und Vergleiche den Hersteller – und zeigen, wie schwierig die Diskussion um Sicherheit und Verantwortung bleibt.
Laut einer Reuters-Auswertung der von der US-Verkehrssicherheits-Behörde National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) erhobenen Daten wurden bis 15. Oktober 2024 insgesamt 45 tödliche Unfälle registriert, bei denen Fahrerassistenzsysteme wie Teslas Autopilot aktiv waren. 40 davon betrafen Fahrzeuge von Tesla.
Seit Einführung der Meldepflicht im Jahr 2021 hat die NHTSA nach eigenen Angaben mehr als 2.700 Unfälle dokumentiert, bei denen innerhalb von 30 Sekunden vor dem Crash Systeme zum teilautomatisierten Fahren aktiviert waren. Diese Daten führten bereits zu mehreren Untersuchungen – auch bei Tesla.
Die Behörde weist darauf hin, dass die Zahlen nicht direkt zwischen Herstellern vergleichbar sind: Tesla sammelt und übermittelt besonders viele Daten in Echtzeit, während andere Hersteller weniger umfassend melden.
Gerichtsurteile und Vergleiche
Neben den Unfallzahlen geraten Tesla und seine Systeme zunehmend juristisch unter Druck.
- Florida-Urteil: Ein Geschworenengericht sprach im August eine Strafe und Entschädigung in Höhe von 243 Millionen Dollar aus, nachdem ein Tesla Model S mit aktiviertem Autopilot in ein stehendes Auto gerast war.
- Vergleich in Alameda County: Ein Tesla Model 3 fuhr mit aktivem Autopilot auf ein Fahrzeug mit einem 15-Jährigen auf. Das Auto überschlug sich, der Junge starb an den Verletzungen. Tesla einigte sich außergerichtlich.
- Vergleich in Gardena: Ein Tesla Model S missachtete mit eingeschaltetem Autopilot eine rote Ampel und kollidierte mit einem Honda Civic. Zwei Menschen kamen ums Leben. Auch hier wurde ein Vergleich erzielt; das Verfahren gegen den Fahrer läuft separat.
Diese Einigungen sind vertraulich, Summen oder Bedingungen wurden nicht veröffentlicht. Klar ist aber: Tesla versucht, Prozesse mit hohem öffentlichen Interesse häufig zu vermeiden. Gegen das Florida-Urteil geht Tesla mit einem neuen Anwaltsteam vor.
Teslas Argumentation
Tesla betont regelmäßig, dass Autopilot und FSD nur Assistenzsysteme seien und keine autonome Fahrfunktion – auch wenn Werbung und Marketing des Herstellers vielleicht einen anderen Eindruck erwecken. Zumindest haben einige US-Tesla-Fahrer unter diesem Eindruck jetzt eine Sammelklage gegen den Hersteller wegen angeblich leerer Versprechungen in Sachen autonomes Fahren angestrengt. Da Tesla nach wie vor nur Technik zum teilautonomen Fahren nach Level 2 anbietet, steht fest: Fahrer müssen jederzeit die Kontrolle über das Fahrzeug behalten. In den Nutzungsbedingungen weist Tesla die Verantwortung auch klar den Nutzern zu.
Dennoch sehen Kläger darin eine Schwachstelle: Der Autopilot könne auch in Situationen aktiviert werden, für die er nicht konzipiert sei. Kritiker werfen Tesla vor, dass Namen wie "Full Self Driving" zu Missverständnissen führten und Kunden über die Grenzen der Technik hinweg in falscher Sicherheit wiegten. In sozialen Netzwerken verbreiten einige Nutzer, die sich als Tesla-Fahrer ausgeben, teilweise seit Jahren die Meinung, Teslas Technik zum teilautonomen Fahren sei längst zum vollautonomen Fahren geeignet – nur die Behörden würden vollautonomes Fahren nicht erlauben. Die von Tesla selbst an die NHTSA gemeldeten tödlichen Unfälle sprechen gegen diese Einschätzung.
Bedeutung für die Zukunft
Autonomes Fahren ist für Tesla ein zentrales Zukunftsthema – inklusive Plänen für Robotaxi-Dienste. Investoren beobachten deshalb aufmerksam, wie Gerichte und Aufsichtsbehörden die aktuelle Technik bewerten. Möglicherweise wird aber selbst Tesla-Chef Elon Musk langsam skeptisch – kürzlich hat er verkündet, dass er künftig im Robotergeschäft die Zukunft sieht. Bei Tesla sollen zirka 80 Prozent des Unternehmenswerts der Roboter Optimus ausmachen, betont der Firmenboss auf seiner Kommunikations-Plattform X.
Die Kombination aus Unfallmeldungen, Vergleichen und Urteilen zeigt: Für Tesla steht viel auf dem Spiel. Sowohl technisch als auch juristisch ist das Unternehmen zunehmend gefordert, Vertrauen zu schaffen.