Wie gefährlich ist der Transport von E-Autos?

Die Fälle von brennenden Autofrachtern auf See nehmen zu. Oft gelten E-Autos als Ursache, aber warum ist der Transport auf dem Meer so gefährlich?
Wenn ein Lithium-Akku brennt, bleibt selbst erfahrenen Seeleuten oft nur noch der Rückzug. Was bei Landtransporten mit Löschcontainern und Notfallteams halbwegs beherrschbar ist, wird auf See schnell zur Katastrophe. Der Fall "Fremantle Highway" hat das gezeigt: Über 3.700 Fahrzeuge, darunter rund 500 E-Autos, gerieten 2023 auf der Nordsee in Brand. Eine Person starb, das Schiff wurde manövrierunfähig, ein Großteil der Ladung ist zerstört. Die Ursache? Hinweise deuten auf einen Batteriebrand im Bereich der E-Fahrzeuge hin.
Dass solche Vorfälle keine Einzelfälle mehr sind, zeigt der Blick in aktuelle Schadensstatistiken. Die Zahl der RoRo-Brände – also Feuer auf Fahrzeugtransportern – ist in den vergangenen fünf Jahren gestiegen. Und immer öfter sind Elektroautos beteiligt. Doch was macht den Transport dieser Fahrzeuge auf See so gefährlich?
Wie die Batterie zur Gefahr wird
Der Kern des Problems liegt im Aufbau der Lithium-Ionen-Batterien. Kommt es zu einem Kurzschluss oder einer Beschädigung, droht der sogenannte Thermal Runaway: eine Kettenreaktion, bei der sich die Zellen innerhalb von Sekunden auf über 1.000 Grad Celsius erhitzen. Anders als bei Verbrennern reicht dabei ein einziges Modul, um ganze Decks zu entzünden. Auf eng gepackten RoRo-Schiffen, wo Fahrzeuge häufig Stoßstange an Stoßstange verladen sind, greifen Flammen schnell über. Das Löschsystem kann dann an seine Grenzen stoßen und die Flammen versperren Fluchtwege für die Crew.
Auch wenn das Feuer gelöscht scheint, bleibt die Gefahr bestehen. Wiederentzündungen sind bei EV-Bränden keine Seltenheit. Löschsysteme auf Schiffen – meist auf CO₂-Basis – können die Sauerstoffzufuhr stoppen, aber nicht die chemische Reaktion im Inneren der Batterie beenden. Für effektive Kühlung wären oft bis zu 40.000 Liter Wasser pro Fahrzeug nötig.
Gefahr fürs Ökosystem: Was ins Meer gelangt
Die Risiken beschränken sich jedoch nicht nur auf Technik und Personal. Auch das Ökosystem leidet. Beim Brand auf der Fremantle Highway wurden Löschwasser, Ruß und chemische Rückstände tagelang ins Meer gespült. Lithium-Salze, Nickel, Mangan und Fluoride gelangen so in sensible marine Lebensräume, mit potenziell langfristigen Folgen für Muschelbänke, Planktonkulturen und Fische.
Experten fordern seit Jahren eine Nachrüstung der RoRo-Flotte: mehr Sensorik, aktive Kühlung, strukturelle Trennung von E-Fahrzeugen. Doch bisher sind diese Maßnahmen freiwillig – auch weil internationale Standards fehlen. Die Internationale Seeschifffahrtsorganisation (IMO) arbeitet zwar an Richtlinien, doch verbindliche Regeln gibt es bislang kaum.
Die Elektromobilität ist auf dem Vormarsch und damit auch ihre Schattenseiten. Wer E-Autos produziert, verkauft und fördert, muss sich mit ihrer sicheren Logistik befassen.