Ein stiller Gestalter großer Formen

Ercole Spada, einer der einflussreichsten, aber öffentlich wenig bekannten Automobildesigner Europas, ist am 3. August 2025 im norditalienischen Sestriere gestorben.
Er wurde 88 Jahre alt. Spada war am 26. Juli 1937 in Busto Arsizio (Lombardei) geboren worden und prägte über mehrere Jahrzehnte hinweg die Formensprache zahlreicher Sport- und Serienfahrzeuge – in Italien, Deutschland und darüber hinaus.
Spada designte dutzende Klassiker
Anders als viele seiner Kollegen trat Spada nur selten in Erscheinung. Sein Name war in Fachkreisen bekannt, aber nie Teil einer öffentlichen Design-Ikonografie. Dabei gestaltete er dutzende Fahrzeuge, die heute als Klassiker gelten – von aerodynamisch geformten Zagato-Coupés der 1960er-Jahre bis hin zu BMW-Limousinen der 1980er und erfolgreichen Fiat-Modellen der 1990er-Jahre. Spada verstand sich als Ingenieur unter Designern: präzise, technisch denkend, unprätentiös.
Nach seinem Studium am Istituto Tecnico Industriale Feltrinelli in Mailand begann er 1960 beim Karosseriebauer Zagato. Bereits nach wenigen Monaten übernahm er dort die gestalterische Leitung. In dieser Rolle entwarf er die frühen "Coda Tronca"-Modelle – Fahrzeuge mit abgeschnittenem Heck, die nach aerodynamischen Prinzipien geformt waren und bis heute stilprägend wirken.
Spada arbeitete mit seinem Sohn in eigenem Designbüro
1969 wechselte Spada zu Ghia, dem damals von Ford übernommenen Turiner Designstudio. Dort entstand unter anderem der Ford GT70. Mitte der 1970er-Jahre ging er nach München, wo er bei BMW am Design der 7er- und 5er-Reihen arbeitete. Seine klare, funktionale Linienführung prägte die Fahrzeuge der bayerischen Marke ebenso wie später zahlreiche Serienmodelle des Fiat-Konzerns, die er ab 1983 beim I.DE.A Institute verantwortete.
In den 1990er-Jahren arbeitete Spada erneut mit Zagato und entwarf Einzelstücke für Aston Martin und Ferrari. 2006 gründete er mit seinem Sohn Paolo das Designbüro Spadaconcept in Turin. Dort entstand unter anderem der Supersportwagen TS Codatronca – eine bewusste Rückbesinnung auf das eigene gestalterische Erbe.
Keine modischen Exzesse
Spadas Arbeitsweise blieb über Jahrzehnte konstant: technische Lösungen, reduzierte Formen, klare Proportionen. Modische Exzesse lagen ihm fern. Seine Entwürfe zeichneten sich durch Zeitlosigkeit aus – und durch Zurückhaltung. Dass viele seiner Fahrzeuge Kultstatus erreichten, ohne dass sein Name je prominent wurde, entsprach seiner Haltung.