Deshalb sind gebrauchte Suzuki Jimny so teuer
Wie wär's eigentlich mal mit einem Suzuki Jimny? Lauern auf dem Gebrauchtmarkt vielleicht ein paar Schnäppchen? Leider nicht. Lesen Sie hier, warum.
Auf dem Gebrauchtwagenmarkt schlummern viele Alleskönner, aber nur wenige eigensinnig-charmante Inselbegabte. Seit dem Jahr 2018 begeistert der Suzuki Jimny der zweiten Generation, die in Europa offiziell als Pkw bis 2020 und als Nutzfahrzeug bis Mitte 2024 angeboten wurde, eine Käuferschaft, die sich jenseits der üblichen Kombis, Familien-SUVs oder Langstrecken-Limousinen bewegt. Seine Beliebtheit rührte nicht nur von seinem einzigartigen, kantigen und zeitlosen Design her, das an Gelände-Methusalems wie die Mercedes G-Klasse erinnert, sondern vor allem von seiner kernigen, altmodisch robusten Technik. Die Entscheidung von Suzuki, den Jimny aufgrund der strengen EU-Emissionsvorschriften vom europäischen Neuwagenmarkt zu nehmen, zunächst als Viersitzer im September 2020 und schließlich komplett im Jahr 2024, hat seinen Status vom Gebrauchtwagen zum Kultobjekt erhoben.
Das Ergebnis dieser Zwangspause ist eine Wertentwicklung, die das kleine japanische "Nutztier" zu einer sicheren Anlage macht: Wer sich keinen Porsche 911 leisten kann, aber Anlagesicherheit sucht, greift zum Jimny. Weil er eine ganz bestimmte Lücke füllte – nämlich die des kompaktesten echten Geländewagens – ringen Käufer nun um die verbleibenden Gebrauchtexemplare, und die Preise steigen. Selbst späte Baujahre des Vorgängermodells kratzen bereits an der 20.000-Euro-Marke. Wer also die zweite Generation (GJ) sucht, muss mit Durchschnittspreisen zwischen 25.000 und 30.000 Euro rechnen, wo andernorts bereits neue Restbestandsfahrzeuge beginnen. Doch der Jimny GJ ist sein Geld wert, solange man die Eigenheiten dieses ungewöhnlichen Autos kennt und weiß, worauf man beim Kauf achten muss. Denn während der Jimny generell als zweifellos zuverlässiger Japaner gilt, verlangt sein mitunter heftiger Vorbesitz in Wald und Flur eine gründliche Kontrolle.
Wir haben fünf gute Gründe zusammengetragen, warum der Suzuki Jimny der Baureihe GJ, angeboten von 2018 bis 2024, ein lohnender Gebrauchtwagenkauf ist.
1. Er ist der Letzte seiner Art und extrem wertstabil
Modelle, von denen definitiv keine Nachfolger mehr auf den Markt kommen, umweht ein besonderer Zauber. Beim Jimny ist dieser Zauber besonders stark, da er eine Marktnische praktisch im Alleingang besetzt hat. Seine extrem hohe Wertstabilität wird dadurch beschleunigt, dass echte Nutzfahrzeuge, die auch für den professionellen Einsatz vorgesehen sind, von ihren Erstbesitzern selten nach nur wenigen Jahren wieder zum Verkauf angeboten werden. Wer einen Jimny über längere Zeit besitzt, dürfte beim Wiederverkauf keine großen Verluste hinnehmen müssen. Fest steht: Der hohe Gebrauchtwagenpreis ist der ultimative Qualitätsbeweis für dieses Auto.
2. Sein einzigartiges Winz-Format
Der Jimny ist ein "Raumspar-Häuschen in Downtown-Tokio". Mit nur 3,64 Metern Länge, 1,65 Metern Breite und stattlichen 1,72 Metern Höhe ist er winzig, bietet aber dank der großen Türen und dem geräumigen Cockpit vorn einen angenehmen Einstieg. Das knappe Format besaß schon immer Vorrang gegenüber einem großzügigeren Innenraum. Gerade Förster, Weinbergbesitzer und Almbewohner schätzen die geringe Breite, die es ermöglicht, auf schmalem Fußabdruck ins Unterholz zu gelangen. Die von einer massiven Stoßstange unterbaute Heckklappe schwenkt zur Seite auf (japanisch von links nach rechts), um den ordentlich bemessenen Stauraum bestmöglich zu nutzen. Dahinter lauern bei den meisten Jimny-Besitzern ohnehin dauerhaft umgeklappte Rücksitze, oder ganz arttypisch, die berühmte Wildwanne.
3. Der Kleine ist im Gelände riesig
Unabhängig davon, ob man ihn tatsächlich im Matsch bewegt, bietet der Jimny dank seiner Konzeption eine enorme Geländekompetenz. Diese basiert auf einem stabilen Leiterrahmen, der Oldschool-Geländewagen-Technik schlechthin. Zwei Starrachsen, die von doppelt angelenkten Längslenkern und einem hinteren Panhardstab geführt werden, halten die Fuhre halbwegs auf Kurs. Mit nur rund 1.100 Kilogramm Leergewicht versackt er nicht so schnell im Morast. Sein Böschungswinkel liegt dank kurzer Überhänge bei bis zu 42 Grad. Die Motorkraft des 1,5-Liter-Saugbenziners, der 75 kW (102 PS) und 130 Newtonmeter liefert, lässt sich durch eine Geländeuntersetzung multiplizieren. Lediglich auf eine Differenzialsperre muss serienmäßig verzichtet werden, wobei Zubehör-Nachrüstungen weit verbreitet sind.
4. Zweitwagen mit Herz und hohem Nutzwert
Wer nicht ständig mit der Wildwanne im Heck durchs Revier pirscht, erhält mit dem Jimny einen spaßigen, günstig zu unterhaltenden Kleinwagen, der garantiert in jede Parklücke passt. Er taugt als astreines Freizeitgerät für Offroad-Hobbys, das ganzjährig nutzbar ist. Der 1.5-Liter-Vierzylinder-Ottomotor (K15B) leistet 75 kW (102 PS) bei 6.000 Umdrehungen und ist zwar nicht für die Langstrecke gemacht, verlangt aber im Kurzstrecken- und Alltagsbetrieb keinerlei Abstriche. Sein Nutzwert kann durch die leicht nachrüstbare Anhängerkupplung weiter gesteigert werden: Er darf 1.300 Kilogramm ziehen, was ihn zum idealen Brennholz-Holer macht.
5. Japanische Robustheit
Der Jimny stammt aus japanischer Produktion, was traditionell für hohe Zuverlässigkeit steht. Viele Fahrer schätzen den Motorcharakter und den Fahrspaß. Der Unterhalt ist extragünstig. Selbst die Motoren der Vorgänger galten als Dauerläufer. Angesichts der Tatsache, dass die Jimny-Modelle bis auf kleine "Nörgeleien" bisher keine größeren negativen Überraschungen offenbarten, gilt er als zuverlässig.
Wo liegen die Problemzonen? Darauf müssen Sie achten.
Der Jimny ist ein ehrliches Auto, das mit einem simplen Aufbau, einem stabilen Leiterrahmen und zwei Starrachsen ausgestattet ist, was dem Grundsatz folgt: Was nicht drin ist, geht auch nicht kaputt. Trotz seiner Robustheit und der japanischen Herkunft ist die wichtigste Regel beim Gebrauchtkauf, gezielt nach einem Exemplar mit geringem Offroad-Einsatz und guter Pflege zu suchen. Der Jimny wurde konzeptionell für das Gelände gebaut, weshalb viele Exemplare hart rangenommen wurden. Ein starkes Indiz für harten Einsatz können ausgeschlagene Fahrwerksteile oder ein defektes Lenkgetriebe sein, was sich durch ein flatterndes oder vibrierendes Lenkrad bei Geschwindigkeiten zwischen 75 und 80 km/h äußern kann. Hier kann zwar in manchen Fällen gründliches Wuchten der Räder Abhilfe schaffen, doch wenn das Lenkrad bei der Testfahrt wackelt, sollte besser ein anderes Exemplar in Betracht gezogen werden. Allgemein können Autos, die ständig im Matsch unterwegs sind und nicht ordentlich gereinigt werden, Probleme mit festgammelnden Vorderradbremsen entwickeln. Ein weiteres Thema, das Suzuki Jimny generell betrifft, ist der Rostschutz, weshalb man den Unterboden sofort gründlich und umfassend versiegeln sowie eine Hohlraumkonservierung vornehmen sollte. Dies ist besonders wichtig, da eine mögliche Ausnahme, die extreme Korrosion begünstigt, ehemalige Winterdienstfahrzeuge sind, die mit Salzstreuern im Einsatz waren.
Der 1,5-Liter-Saugbenziner (K15B), der den GJ antreibt, gilt als robust, doch Käufer müssen auf einen wichtigen, vom Kraftfahrtbundesamt (KBA) initiierten Rückruf achten. Bei Modellen aus den Baujahren 2018 und 2019 (Produktionszeitraum 12.11.2018 bis 07.09.2019) kann sich das Laufrad in der Kraftstoffpumpe verformen und diese blockieren – Fahrt vorbei. Die Halter wurden angeschrieben und die Pumpe wird im Rahmen der Aktion (Code 97HA) in der Werkstatt überprüft und gegebenenfalls getauscht. Beim Gebrauchtkauf muss zwingend geklärt werden, ob diese Maßnahme bereits durchgeführt wurde.
Im Innenraum ist der Jimny eher funktional als luxuriös. Zwar klagten einzelne Besitzer über mangelhafte Polsterkerne in den Vordersitzen, doch die wichtigere Unterscheidung liegt in der Zulassungsklasse: Da Suzuki den Jimny aufgrund von CO2-Flottenbilanzvorgaben vom europäischen Markt genommen hat, wurden Modelle seit Oktober 2021 nur noch als Nutzfahrzeuge (N1) zugelassen. Diese N1-Variante verzichtet auf Rücksitze (nur zwei Sitzplätze) und hat ein Trenngitter. Was sicherheitsbewusste Käufer unbedingt beachten sollten: In diesen N1-Modellen blieben auch die Seiten- und Kopfairbags auf der Strecke. Wer Wert auf diese Luftsäcke legt, sollte daher gezielt ein älteres Pkw-Exemplar (M1) suchen, das vor September 2020 vom europäischen Markt genommen wurde.
Der Unterhalt des Jimny ist extragünstig, auch wenn es bei Ersatzteilen, die nicht zum üblichen Verschleiß gehören, vereinzelt zu Logistikproblemen und längeren Wartezeiten kommen kann. Angesichts des hohen Preisniveaus, bei dem die rund 500 online inserierten Exemplare im Schnitt zwischen 25.000 und 30.000 Euro liegen, sollte man weniger auf den Preis als auf die tatsächliche Nutzung und Pflege achten. Der umfangreiche Markt für spezifisches Zubehör ist ein weiterer Pluspunkt. Die Laufleistung ist dabei nicht immer ausschlaggebend, da im Geländeeinsatz oft nur wenige Kilometer zusammenkommen. Wer sich für den Jimny entscheidet, erhält eine echte Fahrmaschine, deren sympathische Optik und handfester Charakter alle Mühen der Gebrauchtwagensuche belohnt.