Genesis setzt auf eine verdrängte Karosserieform
Genesis zeigt mit dem G90 Wingback, wie Luxus-Kombis künftig aussehen könnten – exklusiv, alltagstauglich und fernab des SUV-Mainstreams.
Ein Kombi in der Oberklasse? Während die meisten Premiumhersteller ihre Zukunft in wuchtigen SUV-Silhouetten suchen, geht Genesis einen völlig anderen Weg. In einer automobilen Welt, die zunehmend auf Konformität setzt, setzt der koreanische Luxusableger von Hyundai auf Eigenständigkeit. Und das mit einem Format, das in dieser Klasse fast vergessen scheint: dem Kombi.
Der G90 Wingback feierte seine Premiere auf dem Circuit Paul Ricard in Südfrankreich – im Rahmen der Magma-Performance-Präsentation. Doch statt Performance-Zahlen lieferte Genesis etwas anderes: ein Versprechen auf mehr Vielfalt, Individualität und Mut zum Sonderwunsch.
Technikbasis G90 – Komfort trifft Potenz
Unter dem Kombikleid steckt die bekannte Technik des Genesis G90. Ein 3,5-Liter-V6-Biturbo mit elektrischer Unterstützung sorgt für 415 PS und 549 Nm Drehmoment. Die Kraft gelangt per Achtgangautomatik an alle vier Räder – ganz wie bei der Limousine. Diese Basis erlaubt nicht nur souveräne Fahrleistungen, sondern auch eine hohe Alltagstauglichkeit, wie man sie von einem Flaggschiff erwartet.
Der Radstand bleibt unverändert, auch das Interieur wird nahezu eins zu eins übernommen. Heißt: Massagesitze, Ambientebeleuchtung, Duftspender – der G90 Wingback bringt die gesamte Komfortausstattung mit, die man aus der Langversion des G90 kennt. Der Unterschied liegt allein im Konzept: Der Kombi bietet mehr Laderaum und eine stärkere visuelle Eigenständigkeit.
Designansage mit Winglets und Ducktail
Optisch hebt sich der Wingback klar vom Serien-G90 ab. Breitere Radläufe, 22-Zoll-Felgen, ein tiefer gezogener Frontsplitter und ein ausgeformter Heckdiffusor unterstreichen den sportlichen Anspruch. Kleine Winglets an der C-Säule und ein Dachspoiler mit Ducktail-Anmutung sorgen für Dynamik – nicht aerodynamisch, sondern emotional.
Diese Gestaltung erinnert an europäische Performance-Kombis wie den Audi RS6 Avant oder den Mercedes-AMG E63 T-Modell – doch Genesis interpretiert das Thema zurückhaltender. Statt martialischem Understatement setzt der G90 auf fließende Linien und einen fast künstlerischen Ansatz. Luxus als Formensprache – nicht als Protz.
Sonderwunsch als Zukunftsstrategie
Der G90 Wingback ist kein Einzelstück aus reiner Laune. Genesis verfolgt damit eine klare Strategie. Manfred Harrer, Technikchef der Hyundai Motor Group, betont, dass man in der Lage sei, Sonderwünsche und Kleinserien relativ schnell und effizient umzusetzen. Dank modularer Plattformen und schlanker Entwicklungsprozesse seien maßgeschneiderte Fahrzeuge keine wirtschaftliche Utopie mehr.
Auch Chefdesigner Luc Donckerwolke spricht offen über eine mögliche Kleinserie. Voraussetzung: genügend Nachfrage von Kunden, die etwas Außergewöhnliches wollen. Mit dem Wingback testet Genesis also nicht nur Designgrenzen – sondern auch Marktpotenzial. Was Porsche mit dem Sonderwunsch-Programm oder Bentley mit Mulliner seit Jahren zelebrieren, will Genesis in einer eigenen, asiatisch geprägten Variante anbieten.
