Der elektrische Volks-Pick-up wird zum Hit

Statt Lackfarben zur Auswahl sollen Kunden den ab Werk stets mattgrau ausgelieferten Slate Truck in jeder erdenklichen Farbe folieren lassen können, rund 500 Dollar soll das laut Slate kosten.
Das US-Start-up Slate entwickelt einen besonders preiswerten Elektro-Pick-up, der sich flexibel auch in einen SUV verwandeln lässt. Unterstützt wird das Unternehmen dabei von Amazon-Gründer Jeff Bezos.
Mit dem Slate Truck betritt ein neues US-Start-up die Bühne der Elektromobilität und verfolgt ein klares Ziel: Maximale Individualisierbarkeit zu einem Preis, der auch besonders preisbewusste Käufer anspricht. Mit einem Einstiegspreis von unter 25.000 US-Dollar (etwa 22.000 Euro) zählt der Slate Truck zu den günstigsten Neuwagen – erst recht im Bereich der Elektro-Pick-ups.
Reduziertes Basismodell als Ausgangspunkt
Um diesen Preis zu erreichen, kommt der Pick-up mit einer Minimal-Ausstattung auf dem Level eines Golf-Carts. Statt zahlreicher teurer Ausstattungsoptionen setzt Slate auf eine bewusst einfache Grundversion: Stahlfelgen, manuelle Fensterheber und klassische Drehregler für die Klimaanlage – auf ein integriertes Infotainment-System wird verzichtet. Stattdessen können Smartphones oder Tablets über spezielle Halterungen im Cockpit angebracht werden. Wer mehr Komfort oder Ausstattung wünscht, kann aus über 100 Zubehörteilen wählen und den Truck individuell erweitern – bis hin zum vollwertigen SUV mit zusätzlicher Sitzreihe und Hardtop.
Das modulare System ermöglicht es den Kunden, ihr Fahrzeug nach eigenen Bedürfnissen umzubauen – vom Freizeitmobil bis zum Familien-SUV. Slate-CEO Chris Barman betont dabei: "Slate existiert, um den Kunden die Kontrolle zurückzugeben, die von der Autoindustrie ignoriert wurden." Das kommt scheinbar gut an. Slate hat inzwischen bekannt gegeben, dass in den zwei Wochen seit der ersten Präsentation bereits über 100.000 Reservierungen eingegangen sind. Das muss allerdings relativiert werden: Es sind keine verbindlichen Bestellungen, sondern Reservierungen auf die Warteliste, die mit 50 Dollar auch recht günstig sind.
Statt Lackfarben zur Auswahl sollen Kunden den ab Werk stets mattgrau ausgelieferten Slate Truck in jeder erdenklichen Farbe folieren lassen können; rund 500 Dollar soll das laut Slate kosten. Als Option soll es außerdem ein SUV-Kit geben, das den Pick-up mit Zusatzsitzen auf der Ladefläche und einem Hardtop zum Fünfsitzer-SUV mutieren lässt. Ebenfalls lieferbar ist ein "Fastback"-Hardtop, das einen Coupé-Look für den Pick-up bringt.
Zwei Akkus zur Auswahl
Der Slate Truck kommt angesichts des Preises mit solider Antriebstechnik: Ein 52,7-kWh-Akku, 150 kW (201 PS) Leistung und eine geschätzte Reichweite von etwa 150 Meilen (rund 240 Kilometer) machen ihn ideal für den urbanen Einsatz. Für weitere Distanzen ist ein optionales Batteriepaket erhältlich, das eine Reichweite von bis zu 240 Meilen (386 Kilometer) ermöglicht. An Schnellladestationen lässt sich der Akku laut Slate in weniger als 30 Minuten von 20 auf 80 Prozent aufladen. Schweres Gelände ist allerdings nicht sein Fall; es gibt keinen Allradantrieb.
Der Slate Pick-up setzt auf schlichte Rundscheinwerfer und ein reduziertes, kantiges Design ohne überflüssige Spielereien. Klare Linien und glatte Flächen prägen das Erscheinungsbild. Mit einer Länge von 4,40 Metern und einer Breite von 1,80 Metern fällt der Elektro-Pick-up ungewöhnlich kompakt aus – besonders im Vergleich zu den typischen Fullsize-Modellen der großen US-Marken. Nach amerikanischen Maßstäben fast ein Kleinwagen, ist er sogar kleiner als ein aktueller VW Tiguan. Die Ladefläche hingegen entspricht mit 1,50 Metern Länge (erweiterbar auf zwei Meter bei geöffneter Heckklappe) dem Standard von mittelgroßen Doppelkabiner-Pick-ups wie dem Ford Ranger.
Für die Produktion will Slate laut US-Medien eine ehemalige Druckerei in der Kleinstadt Warsaw, US-Bundesstaat Indiana, anmieten. Verkauft werden soll ausschließlich online direkt an die Kundschaft. Ein kostspieliges Händlernetz, das auch die Endkunden-Preise erhöhen würde, ist nicht geplant.
Amazon-Gründer ist beteiligt
Jeff Bezos, Gründer von Amazon und einer der reichsten Männer des Planeten, hat in das Elektrofahrzeug-Start-up Slate investiert. Slate ging aus einem anderen von Bezos unterstützten Unternehmen hervor, Re:Build Manufacturing, und hat seit seiner Gründung mehrere hundert Mitarbeiter eingestellt, darunter viele von Ford, General Motors, Stellantis und Harley-Davidson. Neben Bezos sollen auch andere US-Milliardäre wie Mark Walter, Hauptbesitzer der des Profi-Baseball-Teams LA Dodgers und CEO von Guggenheim Partners, sowie Thomas Tull, ein führender Investor von Re:Bild Manufacturing, in Slate Auto investiert haben.
Marktstart Ende 2026
Der günstige Preis und die robuste Aufmachung des Elektro-Pick-ups machen ihn auch für Export-Märkte außerhalb der USA sehr interessant. In Europa könnte man sich den kleinen E-Truck ebenfalls gut vorstellen. Allerdings schreibt Slate in einer ersten Erklärung, dass (zumindest vorerst) ausschließlich der US-Markt bedient wird. Erste Auslieferungen sollen Ende 2026 starten. Auch die in der EU vorgeschriebene Sicherheitstechnik dürfte für den Minimalisten-Pick-up schwierig werden.