Reifenproblem überlagert problemlose Manieren
KGM, die Nachfolgemarke von SsangYong, bietet den Mittelklasse-SUV Torres nun auch mit Hybridantrieb an. Dessen Preis ist heiß – doch gilt das auch fürs komplette Auto?
Nach dem Benziner und der Elektrovariante EVX bringt KGM – einst bekannt unter dem Namen SsangYong – nun auch eine Hybridversion des Mittelklasse-SUV Torres auf den Markt. Mit 4,70 Meter Länge wildert dieser im Segment von VW Tiguan und Cupra Terramar.
Antrieb und Hybridsystem
Unter der Haube des Torres Hybrid arbeitet ein 1,5 Liter großer Vierzylinder mit 150 PS und maximal 220 Newtonmetern Drehmoment, der je nach Fahrmodus selbst für den Vortrieb sorgt oder als Generator den 1,83 Kilowattstunden kleinen Akku wieder auflädt. Das Hybridsystem arbeitet also je nach Anforderungsprofil im parallelen oder seriellen Modus. Diese lassen sich vom Fahrer allerdings nicht beeinflussen. Welche der neun vorkonfektionierten Fahrstrategien gerade passend ist, entscheidet das Auto selbst.
Innenraum und Infotainment
Im Innenraum gefällt der Torres mit zwei großen Widescreen-Displays mit jeweils 12,5 Zoll Diagonale und einer grundlegend soliden Verarbeitung. Der obere Teil des Armaturenträgers ist hinterschäumt und daher ein echter Handschmeichler. Nur schade, dass die Hand des Fahrers diesen Bereich in der Praxis nie berühren wird. Sehr wohl allerdings den oberen Teil der Türverkleidung, der dagegen aus unerklärlichen Gründen in Hartplastik ausgeführt ist.
Das erstaunlich groß geratene Lenkrad greift sich angenehm und gefällt mit vielen physischen Tasten, die den Richtungskringel allerdings sehr überfrachten und teils zu klein ausfallen. Das Infotainment macht beim Erstkontakt softwareseitig nicht den schnellsten Eindruck, ist aber grafisch nett gestaltet und lässt sich durch das seitlich einblendbare Klimamenü intuitiv bedienen. Auch am oberen Ende des Displays hat KGM ein Dropdown-Menü integriert, über das sich Favoriten abspeichern und wichtige Funktionen direkt ansteuern lassen. Besonders praktisch für das Nervenkostüm des Fahrers sind die Abschalt-Buttons für den Tempopiepser und die Müdigkeitswarnung, die einem sonst während der Fahrt laut bimmelnd die Laune verderben.
Weniger Freude bereiten dagegen die vorderen Sitze des Torres, die für groß gewachsene Mitteleuropäer zu wenig Oberschenkelauflage bieten und den Fahrer in Kurven teils hilflos herumrutschen lassen. Ein bisschen mehr Seitenhalt spendende Wangen und griffigere Polster würden dieses Problem lösen. Im Fond sitzt es sich dagegen sehr kommod, wenn auch der Beinraum bei weitem nicht an die Platzverhältnisse des nur wenig größeren Skoda Kodiaq heranreicht. Der Kofferraum fasst dagegen sehr ordentliche 703 bis 1.662 Liter.
Fahrdynamik und Reifen
Auf der Straße fällt sofort auf, dass das Fahrwerk sich straff gefedert versucht, an europäische Gepflogenheiten anzupassen. Es wirkt dabei eher nervös und zittrig als sportlich. In Kurven gerät der Torres schnell in den Grenzbereich, was aber eher am früh einsetzenden Haftungslimit der Reifen liegt als an einer grundlegenden Schwäche des Fahrwerks. Wir vermuten die Wurzel des Übels rund um die 20-Zoll-Leichtmetallräder der von uns gefahrenen Topausstattung.
Denn KGM setzt werkseitig auf Nexen als Erstausrüster; die Südkoreaner haben für den Torres jedoch offenbar einen echten Holzreifen ausgewählt. Das zeigt sich auch beim Beschleunigen, denn dabei haben die 204 PS Systemleistung leichtes Spiel damit, die Vorderachse zu überfordern. Die Folge sind teils heftige Antriebseinflüsse in der Lenkung. Alternativ gibt es jedoch einen Michelin-Reifen zur Wahl, mit dem später auch die deutschen Testwagen ausgestattet sein werden.
Was diesen Eindruck noch verstärkt, ist, dass trotz eigentlich starker Leistungswerte antriebsseitig im Torres Hybrid nicht viel los ist. Zwar lässt sich im normalen Verkehr entspannt mitschwimmen, für spontane Überholmanöver fehlt es aber merklich an Leistung. Dafür arbeitet das System erfreulich leise und auch das automatisierte Getriebe – sonst ein Garant für eher jauliges Vorankommen – hält sich erfreulich dezent im Hintergrund.
Marktstart und Preise
Bleibt am Ende noch die Frage nach dem Preis: Der günstigste Torres Hybrid kostet 39.390 Euro in der Ausstattungslinie Bliss. Für ein 4,70-Meter-SUV ist das ein echter Kampfpreis, zumal KGM fünf Jahre Garantie und sogar deren sieben auf die Hochvoltkomponenten gibt. Die höheren Linien Forest und Lux gibt es ab 41.890 bzw. 45.890 Euro.