Wer bestimmt die Länderkennzeichen?
Warum steht bei Autos aus der Ukraine ein UA, bei Griechen ein GR und bei Autos aus Deutschland ein D auf dem Kennzeichen? Wir haben die Antwort parat!
Es ist mal wieder so weit: Das Fahrgemeinschaftsroulette hat zugeschlagen und ich darf drei sportbegeisterte Kids auf der Rückbank zur Sporthalle ins Nachbardorf chauffieren. Als wenn die Lautstärke nicht schon genug wäre, findet plötzlich eine Frage vom Linksaußen namens Julian den Weg zu meinen Ohren: "Warum steht bei Autos aus Griechenland ein GR und bei Autos aus Deutschland ein D auf dem Kennzeichen?"
Was auf den ersten Blick eindeutig ausschaut (D wie Deutschland, GR wie Griechenland – ist doch klar), wird bei näherer Betrachtung immer unklarer. Denn warum sollten sich die Griechen bei der Wahl ihres Länderkennzeichens nach der deutschen Bezeichnung ihres Landes richten? Ein Land, das in seiner Landessprache Ελλάδα (Elláda) und der amtlichen Vollform Ελληνική Δημοκρατία (Ellinikí Dimokratía (Hellenische Republik)) geschrieben wird. Ein entfernt ähnliches Bild ergibt sich bei Ländern wie Kroatien (HR), der Schweiz (CH), Spanien (E) oder Belarus (BY).
Wiener Übereinkommen von 1968
Maßgeblich für die Angabe des Unterscheidungszeichens sind die Vorgaben des Wiener Übereinkommens über den Straßenverkehr von 1968. Dieses enthält verbindliche völkerrechtliche Regelungen im Bereich des Straßenverkehrs.
Im Artikel 45 Abs. 4 Satz 1 des genannten Übereinkommens ist Folgendes festgelegt: Jeder Vertragsstaat hat bei der Unterzeichnung oder der Hinterlegung seiner Ratifikations- oder Beitrittsurkunde dem Generalsekretär der Vereinten Nationen das entsprechend Anhang 3 gewählte Unterscheidungszeichen zu notifizieren, das die von ihm zugelassenen Fahrzeuge im internationalen Verkehr zu führen haben. Die Bundesrepublik Deutschland hat den Großbuchstaben "D" notifiziert.
Nach § 12 Abs. 11 Satz 1 der Fahrzeug-Zulassungsverordnung darf an einem Fahrzeug außer dem Kennzeichen nur das Unterscheidungszeichen für den Zulassungsstaat (nach Artikel 37 in Verbindung mit Anhang 3 des Übereinkommens vom 8. November 1968 über den Straßenverkehr (Bundesgesetzblatt 1977 II S. 809)) angebracht werden.
Warum gibt es Länderkennzeichen?
Im internationalen Straßenverkehr ist es unerlässlich, Fahrzeuge eindeutig einer Nation zuordnen zu können. Länderkennzeichen erfüllen diese Funktion und sorgen für Klarheit und Ordnung auf den Straßen. Ohne diese Kennzeichen wäre es schwieriger, die Herkunft eines Fahrzeugs festzustellen, was besonders bei Verkehrskontrollen oder Unfällen von Bedeutung ist. Wichtig: Sie sagen nichts über die Nationalität des Fahrzeughalters aus.
Die Ausnahme "EU"
Seit 1998 gibt es in der Europäischen Union (EU) eine Besonderheit: Fahrzeuge, die innerhalb der EU zugelassen werden, erhalten ein Kfz-Kennzeichen mit einem integrierten Euro-Feld. Dieses Feld befindet sich links auf dem Kennzeichen und enthält das Nationalitätszeichen des jeweiligen Landes. Im unteren Bereich des blauen Euro-Feldes steht die Buchstabenabkürzung des Landes, darüber sind die zwölf Sterne der EU abgebildet. Dieser integrative Ansatz ersetzt den traditionellen ovalen (vorgeschrieben ist eine Breite von 17,5 und eine Höhe von 11,5 Zentimeter) Länderkennzeichen-Aufkleber.
Bei Fahrten in Nicht-EU-Länder, so wie Großbritannien, muss jedoch ein separates Länderkennzeichen, wie beispielsweise der "D"-Aufkleber für Deutschland, gut sichtbar am Fahrzeug angebracht werden. Fehlende oder nicht sichtbare Kennzeichen können zu Geldstrafen führen.
In unserer Bildergalerie zeigen wir "humorvolle Übersetzungen" deutscher Kennzeichen.