VW warnt vor Benutzung des Beifahrersitzes
VW warnt die Fahrer jüngst produzierter Polo, Taigo, Passat, ID.7 und ID.Buzz vor gefährlichen Airbags auf der Beifahrerseite, die Kunden nicht mehr benutzen sollen. Im Falle eines Unfalls könnten explodierende Teile Insassen lebensgefährlich verletzen.
Volkswagen hat festgestellt, dass es bei den Beifahrerairbags verschiedener Modelle "zu einer geminderten Schutzwirkung" kommen kann. Zu allem Überfluss kann sich bei einer Airbagauslösung im Falle eines Unfalls offenbar "das Gasgeneratorgehäuse bersten" oder sich "Bauteile lösen und zu erheblichen" oder gar "tödlichen Verletzungen von Fahrzeuginsassen führen". Das meldet die "Bild".
Der Fall erinnert an die millionenfachen Rückrufe von Autos, in denen Airbags des japanischen Herstellers Takata verbaut waren. Diese konnten allerdings sogar ohne Unfall explodieren und mit abgesprengten Teilen die Insassen verletzen.
Airbag aus, Beifahrerseite nicht benutzen!
Für die betroffenen VW-Fahrer heißt es jetzt, den Beifahrerairbag zu deaktivieren. Das geht üblicherweise mittels Autoschlüssel, mit dem ein Schalter an der Schmalseite des Armaturenbretts (der Teil, der von der geschlossenen Beifahrertür verdeckt wird) gedreht werden kann. Damit sollte eine Auslösung des Beifahrerairbags ausgeschlossen sein, was normalerweise bei der Verwendung von Rückhaltesystemen für Kleinkinder (Babywippe entgegen der Fahrtrichtung) notwendig ist.
Allerdings bedeutet ein deaktivierter Beifahrerairbag auch: Dieser Sitzplatz ist bei einem Unfall nicht mehr sicher, denn die Sicherheitssysteme wie Gurt, Gurtstraffer und eben Airbag sind aufeinander abgestimmt. Fällt eines aus, können die verbleibenden keinen optimalen Unfallschutz mehr bieten. Ganz praktisch bedeutet das: Der Beifahrersitz darf nicht mehr besetzt werden – außer eben mit einer Baby-Wippe. Die meisten VW-Besitzer dürften aber angesichts der fehlerhaften Airbags auch vor dieser Nutzungsart zurückschrecken.
Im aktuellen Fall erhielten Fahrer von Modellen quer durchs Produktportfolio von VW ein Warnschreiben. Betroffen sind Polo, Passat, Taigo, ID.7, ID.7 Tourer und ID.Buzz. Ein VW-Sprecher sagte Bild, weltweit seien 16.510 Autos von der Aktion betroffen, konnte allerdings keine konkreten Bauzeiträume nennen. Es handle sich aber um "frische, in den letzten Monaten produzierte Fahrzeuge". Kunden, die eine entsprechende Nachricht von Volkswagen erhalten haben, sollen sich umgehend mit ihrem VW-Händler in Verbindung setzen und einen Instandsetzungstermin vereinbaren, so der Hersteller. Die Reparaturzeit veranschlagt VW laut Bild mit einer bis drei Stunden.
Werkstatt-Termine und Ersatzteile könnten Verzögerungen bringen
Verzögerungen dürften allerdings die Lieferung der entsprechenden Ersatzteile sowie die Terminfindung in der Werkstatt bringen. Bild zitiert aus dem Kundenschreiben: "Bis zur Instandsetzung Ihres Fahrzeugs deaktivieren Sie bitte den Beifahrerairbag wie im Bordbuch beschrieben und nutzen Sie den Beifahrersitz in dieser Zeit nicht."
VW-Kunden, die die Urlaubsreise gern mit fürsorglichem Copiloten bestreiten, müssen also damit rechnen, dass Getränke diesmal von der Rückbank gereicht werden.
Laut Bild plant Volkswagen weder eine Entschädigung noch ein intaktes Ersatzfahrzeug. Vielmehr schreibt der Hersteller, er hoffe auf "Verständnis und Unterstützung bei der Abwicklung dieser vorsorglichen Maßnahme" und bedankt sich "für das Vertrauen in die Marke Volkswagen".