So rüsten Sie eine Lithium-Batterie im Camper nach

Der Weg zu mehr Unabhängigkeit führt immer öfter über eine Lithium-Bordbatterie. Doch der Einbau eines LiFePO4-Akkus klappt nicht einfach per Plug-and-Play. promobil zeigt an zwei Beispielen wie es geht.
Lithiumbatterien sind aus unserem Alltag kaum noch wegzudenken. Zuerst tauchten sie als kleine Knopfzellen in Armbanduhren auf, dann als Speicher für stromhungrige Smartphones und Laptops und nun sogar als Tank von Elektroautos. Auch im Reisemobil wachsen die Ansprüche, immer mehr Verbrauchsgebräte saugen den Stromspeicher leer, und der Komfort, über einen Wechselrichter ein 230-Volt-Gerät zu betreiben, wird geschätzt. Wir haben unterschiedliche Modelle schon getestet: Hier lesen Sie den Lithium-Batterien-Test.
Viel Stromkapazität dank Lithiumbatterie
Statt eine zweite oder dritte Bleibatterie zu ergänzen, stellt sich immer öfter die Frage, ob eine Lithiumbatterie nicht die bessere Wahl wäre. Der deutliche Mehrpreis gegenüber einem konventionellen Blei-Akku wird von mehreren Vorteilen aufgewogen. Die Nennkapazität ist annähernd zu 100 Prozent nutzbar – bei Blei-AGM- oder -Gel-Batterien nur etwa zur Hälfte. Lithium-Eisenphosphat-Batterien (LiFePO4) sind darüber hinaus sehr viel haltbarer: Während ein Blei-AGM-Akku durchschnittlich 400 volle Lade- und Entladezyklen durchhält, sind es bei LiFePO4 meist mehr als 3.000. So gerechnet sind die Anschaffungskosten über die ganze Lebensdauer nicht unbedingt höher.
- Einen ausführlichen Vergleich der Lithium- und AGM-Batterien können Sie hier nachlesen.
Gewicht Lithium-Akku
Zudem sind Lithium-Akkus – im Vergleich zu Bleibatterien derselben Kapazität – deutlich leichter. Erweitert man die Peripherie einer Lithium-Batterie, etwa mit einem stärkeren Ladegerät oder einem Wechselrichter, kommen weitere Vorzüge zum Tragen. Der Lithium-Akku lässt sich sehr schnell vollladen, und der hohe Entladestrom erlaubt über einen Inverter den Betrieb energiehungriger 230-V-Geräte wie Fön oder Kaffeemaschine.
Test: Lithium-Batterien fürs Wohnmobil
Laden und Ladebooster
Geladen werden muss natürlich auch die Lithiumbatterie. Dafür kommen abseits der Landstromdose vor allem eine Solaranlage, ein Generator oder der Motor des Basisfahrzeugs in Frage. Wer gerne durch die Lande tingelt, könnte eigentlich bei jeder Weiterfahrt mal eben die Stromreserven wieder auffüllen. Moderne Motoren machen da aber nicht mit, denn sie sind auf minimalen CO2-Ausstoß getrimmt. Dabei helfen sogenannte intelligente Lichtmaschinen, die den Stromfluss abschalten, sobald die Starterbatterie voll ist – auch wenn die Bordbatterie noch Ladung nötig hätte.
Abhilfe schaffen sogenannte Ladebooster, die sich unterwegs um eine bessere Ladeleistung für die Aufbaubatterie kümmern. Handelt es sich dabei um eine schnellladefähige Lithiumbatterie, lohnt es, mit massiver Booster-Power zu arbeiten, was eine weitgehende Vollladung schon bei mittellangen Fahrstrecken verspricht.
Einbau Power Xtreme X 210 im Chausson 640
- Das kostet’s: 2.400 Euro inkl. Ladegerät, zzgl. 4–5 h Einbauzeit
- Das bringt’s: Mehr Unabhängigkeit, mehr Strom für Energie-hungrige Geräte
- Kaufen: Die Batterie gibt es bei unserem Partnershop Camping Wagner. Hier können Sie die Power Xtreme X 210 kaufen.
Wir schauen uns das Ganze in der Praxis am Beispiel des promobil-Dauertestwagens, eines Chausson 640 an. Er ist wie viele Reisemobile serienmäßig mit einem 95-Ah-Blei-AGM-Akku ausgestattet. In der gehobenen Ausstattungslinie Titanium Ultimate kommt sogar noch eine 100-W-Solaranlage dazu. Für den durchschnittlichen Bedarf reicht das in der Regel aus, aber etwas mehr Kapazitätsreserve kann natürlich auch nicht schaden. Darum soll die Stromversorgung des Teilintegrierten optimiert werden, konkret mit einem Lithium-Akku des Herstellers Emergo-Plus.
Schritt-für-Schritt
Der X 210, der größte Akku der Power-Xtreme-Serie kostet 2.186 Euro und speichert nominell 210 Amperestunden. Für diese hohe Kapazität ist die Batterie erstaunlich kompakt (L x B x H 33 x 23 x 17 cm). Sie ist für den Einbau in die Sitzkonsolen des Fiat Ducato konzipiert, passt aber problemlos ebenso unter den Beifahrersitz des Ford Transit, wo auch die Bordbatterie des Chausson (L x B x H 35,2 x 17,5 x 19 cm) ihren Platz hat. Das vereinfacht natürlich den Batterietausch, weil größtenteils die Originalverkabelung nutzbar ist.
Die Gewichtsersparnis gegenüber der AGM-Batterie fällt mit 7,5 Kilo zwar relativ gering aus. Allerdings stellt der 18,9 Kilo schwere X 210 auch rund viermal so viel Energie bereit. 250 Ampere Dauerstrom kann der Akku abgeben, für etwa 30 Sekunden rund 400 A und für etwa eine Sekunde sogar ca. 750 A. Über die App Power-Xtreme Pro lässt sich mittels Smartphone jederzeit der Ladezustand (in %) überprüfen. Die konkret verbleibende Kapazität wird nicht angegeben. Lade- oder Entladeströme sowie die Anzahl der Zyklen sind jedoch ersichtlich. Für 3000 Zyklen garantiert der Hersteller fünf Jahre lang.
Empfehlung: Montage in der Werkstatt
Klare Empfehlung: Lassen Sie für den Einbau den Fachmann ran, der auch das nötige Spezialwerkzeug hat. Die Montage nimmt in unserem Fall der Caravan-Techniker Tobias Ebner vom Hero Camping Center in Wutöschingen im Süden Baden-Württembergs vor. Üblicherweise rät er zusätzlich zum Einbau eines Ladeboosters: Lithium-Batterien haben – anders als Blei-Akkus – einen sehr geringen Innenwiderstand. Der Booster übernimmt unter anderem diese Funktion und stellt so sicher, dass die Lithium-Batterie von der Lichtmaschine korrekt geladen wird und keinen Schaden nimmt.
Im Chausson ist jedoch – wie bei fast allen neueren Basisfahrzeugen nach Euro 6 mit "intelligenter" Lichtmaschine – schon serienmäßig ein Booster installiert, der (nach der entsprechenden Umpolung) über eine passende Kennlinie für den LiFePO4-Akku verfügt und 25 A leistet. Getauscht werden muss dagegen das Ladegerät. Da das ab Werk installierte CBE-Exemplar keine für Lithium-Batterien geeignete Kennlinie aufweist, installiert Ebner ein Xenteq LBC 512-20S mit 20 A Ladestrom (193 Euro).
Das erhöht natürlich den Montage-Aufwand, der insgesamt nicht zu unterschätzen ist. Ebner, der sich mit der Installation im Chausson natürlich erst vertraut machen musste, benötigte rund fünf Stunden.
Einbau Liontron-LiFePO4-Akku (kurz LFP) mit 200 Ah in Etrusco
Im zweiten Umbaubeispiel wird die serienmäßige Blei-AGM-Batterie mit 95 Ah gegen einen Liontron-LiFePO4-Akku (kurz LFP) mit 200 Ah getauscht und durch zwei Victron-Ladebooster mit je 30 A Ladestrom ergänzt. Um die LPF-Batterie auch am Landstrom maximal schnell und optimal zu laden, wäre außerdem der Tausch des Elektroblocks oder die Ergänzung durch ein zweites Ladegerät mit Lithiumkennlinie erforderlich. Wir belassen es im Etrusco-Dauertestwagen der Redaktion jedoch ganz bewusst beim vorgenannten Umfang, um in der Praxis zu testen, wie weit man bereits damit kommt.
Der Umbau im Detail
Den Einbau erledigte das engagierte Team von Mika Caravan in Dinkelsbühl in rund vier Stunden. Je nach Einbausituation kann es aber auch länger dauern als hier, wo nur kurze Kabelwege innerhalb des Fahrerhauses zu verlegen waren. So können die Kosten für den Einbau zwischen rund 600 und 800 Euro schwanken.
Die gezeigte Anordnung der Bordelektrik-Komponenten in den Sitzkonsolen des Fiat Ducato findet sich sehr häufig in Reisemobilen der Einsteiger- und Mittelklasse. Liontron hat eigens dafür zwei LFP-Batteriemodelle mit 150 oder 200 Ah im Programm, deren Abmessungen speziell auf die Sitzkonsolen zugeschnitten sind. Der Platz in der Konsole reicht sogar gerade so, dass die beiden Ladebooster noch daneben installiert werden können und die Leitungswege damit verlustarm kurz bleiben.
Selbst wenn es sich hier um relativ ungefährliche 12-Volt-Gleichstrom-Installationstechnik handelt, empfiehlt es sich, die Umrüstung der Fachwerkstatt zu überlassen. Immerhin fließen Ströme von bis zu 60 Ampere, da müssen nicht nur die Leitungsquerschnitte mit Bedacht gewählt werden – hier 16-mm²-Kabel –, sondern auch die Enden dauerhaft vibrationssicher verschraubt sein. Dafür werden mit einem Spezialwerkzeug Ringösen auf die Enden der konfektionierten Kabel gepresst und mit Schrumpfschläuchen abisoliert.
Vorarbeit zur Umrüstung
Platz zum Arbeiten verschafft das Entfernen aller Verkleidungsteile der Sitzkonsolen und am besten auch der Sitze. Dazu müssen aber die Kabelverbindungen der Sitze getrennt und später wieder verbunden werden – ein Vorgang, der wegen der pyrotechnischen Gurtstraffer dem Fachpersonal vorbehalten bleiben sollte.
Neben die beiden dicken Plusleitungen, die von den Boostern bis zur Starterbatterie führen, legt man außerdem eine D+-Steuerleitung, die meldet, wenn der Motor läuft – erst dann beginnen die Booster mit ihrer Arbeit. Oft findet sich in der Nähe des Elektroblocks oder Ladegeräts eine passende Klemme, wo die Steuerleitung der Booster mit angeschlossen werden kann, denn der Kühlschrank benötigt dieses Signal ebenso, sollte er mit einer automatischen Energiequellenwahl ausgestattet sein. Wenn das vorhandene Ladegerät – hier ein Schaudt EBL 31 – keine Kennlinie für Lithiumbatterien aufweist, wählt man die für Blei-Gel-Akkus, weil die Ladeendspannung von 14,4 Volt besser für LFP-Batterien passt.
Sowohl die Liontron-Batterie als auch die Victron-Booster haben ein Bluetooth-Modul integriert und sind via App ansteuerbar. So lassen sich nicht nur alle relevanten Zustandswerte der Batterie direkt ablesen, sondern auch verschiedene Booster-Einstellungen gezielt der Situation anpassen. Das sind gute Voraussetzungen, um die Tauglichkeit dieser Lösung im Praxiseinsatz der nächsten Monate zu testen.