„...muss jemand mit Boxhandschuhen designt haben“
Der Murray S1 LM soll eine Hommage an den McLaren F1 sein. Ist er nicht, sagt Peter Stevens. Der Designer des Originals findet harte Worte.
Peter Stevens, Designer des McLaren F1, distanziert sich von der Hommage an sein Auto: Der Murray S1 LM (siehe Fotoshow über dem Artikel) sei eindeutig nicht wie der 33 Jahre alte McLaren F1, schreibt er auf seinem Instagram-Kanal.
Stevens: Design mit Boxhandschuhen
Für das Design findet Stevens klare und harte Worte: "Es scheint auf der Tastatur eines CAD-Programms von jemandem produziert worden zu sein, der Boxhandschuhe trägt." Den Heckflügel bezeichnet Stevens als "ein paar schwarze Holzbretter auf dünnen Aluminiumplatten." Stevens kritisiert das Auto buchstäblich von vorn bis hinten. Die Lufteinlässe an der Front sind aus seiner Sicht "roh und einfallslos", die seitlichen Lufteinlässe "lückenhaft" und der hintere Diffusor "klobig". Dieses Auto habe nichts mit ihm zu tun, erklärt der britische Designer.
Mit der Idee, eine Hommage zu einem mehr als 30 Jahre alten Auto auf den Markt zu bringen, geht er ebenfalls hart ins Gericht: "Warum sollte eine Autofirma beschließen, ein Tribut an das Produkt einer anderen Firma zu bauen?", fragt er. Gordon Murray Special Vehicles (GMSV) gehört CYVN, einer Investmentfirma aus Abu Dhabi.
Das ist der McLaren F1
Den McLaren F1 hatte Gordon Murray, der Schöpfer der Reinkarnation, Anfang der 90er-Jahre bei McLaren entwickelt. Den Design-Prozess des Autos leitete damals Peter Stevens. Im Jahr 1995 gewann ein McLaren F1 GTR das 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Die 64-mal gebaute Straßenversion zählt mit einem Wert von 15 bis 20 Millionen Euro heute zu den teuersten Sammlerautos der Welt.
Ist der S1 LM besser als der T50?
Zu Behauptungen, der S1 LM sei das Auto, das Gordon Murray anstatt des T50 hätte machen sollen, hat Stevens ebenfalls eine klare Position: "Murrays kleines Designteam tat genau das, was er von ihnen verlangte, sie taten in dieser Situation ihr Bestes."
Peter Stevens: Designer des McLaren F1
Der 1943 geborene Peter Stevens hat am Royal College of Art studiert und 1976 seine Firma Peter Stevens Design gegründet. Er war als Chefdesigner bei Lotus für Modelle wie Elan und Excel verantwortlich, hat für Jaguar das Design des XJR-15 geleitet und als Chefdesigner bei McLaren den F1 von 1990 bis 1993 entworfen. Anschließend war er mit seiner Design-Beratung für Firmen in der Automobilindustrie tätig. In dieser Zeit entwarf er unter anderem das Exterieur-Design und den Innenraum des Le-Mans-Autos BMW LM99. Während seiner Zeit bei MG Rover entwarf Stevens unter anderem den MG TF. Das britische Magazin "Autocar" wählte ihn 2002 zum "Designer of the Year". Er hält Design-Vorlesungen in Großbritannien, Schweden und Indien. Privat begeistert sich der Neffe von Dennis Jenkinson für Vorkriegsfahrzeuge; er besitzt ein Ford Model T und ein Model A Pick-up.