Warum läuft’s nicht in Monaco?
In Baku ist Mercedes wieder Favorit. Für den GP Monaco haben die Ingenieure die Pleite schon vorher kommen sehen. Der Stadtkurs und der Mercedes vertragen sich seit vier Jahren nicht mehr. Wir blicken auf die Gründe für die Hassliebe.
Vier Jahre lang war Monte Carlo Mercedes-Land. Zwischen 2013 und 2016 ging der Monaco-Sieg entweder an Nico Rosberg oder Lewis Hamilton./span>. Doch dann riss die Serie. Als die Formel 1 auf breite Autos umstellte, herrschte zwischen dem Stadtkurs und den Silberpfeilen eine Art Hassliebe. 2017 ging gar nichts. 2018 nicht viel.
Der Sieg 2019 war ein Ausreißer, begünstigt dadurch dass Red Bull und Ferrari in der Qualifikation die Reifen nicht auf Temperatur brachte. Ein Haas war fast so schnell wie Ferrari. Da konnte etwas nicht stimmen.
So qualifizierten sich die Mercedes-Fahrer für die erste Startreihe und bestimmten von dort das Tempo. Ein Safety-Car früh ihm Rennen nahm den Verfolgern die Möglichkeit, Hamilton taktisch auszutricksen. Alle kamen an die Box. So behielt Mercedes die Führung und verteidigte sie trotz der falschen Reifenwahl bis zum bitteren Ende.
Der doppelte Abtrieb der Red Bull-Fraktion
Die diesjährige Mercedes-Pleite mit Platz 7 und Ausfall reihte sich in schwierige Monaco-Rennen der letzten Jahre ein. 2017 landeten Bottas und Hamilton auf den Plätzen 4 und 7. Ein Jahr später wurde Hamilton Dritter und Bottas Fünfter. In keinem der beiden Rennen schaffte es ein Mercedes-Pilot in die erste Startreihe.
Es ist kein Zufall, dass die Monte Carlo.Misere für Mercedes 2017 begann. Mit Einführung der breiten Autos bauten die Ingenieure in Brixworth extrem in die Länge. Es war eine Reaktion auf die Fraktion, die ihre Auto stark nach hinten anstellte.
Ein großer Anstellwinkel ist in Monte Carlo ein Vorteil. Dort zählt nur maximaler Abtrieb. Luftwiderstand ist vernachlässigbar. Also kann die Red Bull-Fraktion zusätzlich zur hohen Bodenfreiheit hinten auch noch die größten Flügel an das Auto schnallen.
Mercedes sind Grenzen gesetzt. Dieses Jahr kamen am Silberpfeil die Barcelona-Flügel in Monaco zum Einsatz. Red Bull und Ferrari dagegen konnten noch nachlegen. Erschwerend hinzu kommt noch der lange Radstand. "Damit bist du in den langsamen Kurven so behäbig wie ein Bus", klagte Hamilton. Neun der 19 Kurven sind in Monte Carlo weniger als 120 km/h schnell.
Mercedes zu nett zu den Reifen
Mit dem neuen Reglement 2017 ging Mercedes auch unter die Reifenstreichler. Die Ingenieure hatten die einstige Schwäche des Autos Schritt für Schritt in eine Trumpfkarte umfunktioniert. Die finale Evolution auf dem Weg zu einem reifenschonenden Auto wurde 2020 mit der neuen Hinterradaufhängung vollzogen.
Das ist fast überall gut, nur nicht in Monte Carlo. Auf dem verwinkelten Kurs wird keine Energie in den Reifen geleitet. Und der immer wieder neu asphaltierte Kurs bietet auch keinen Grip. Also müssen die Ingenieure mit dem Setup des Fahrwerks und der Bremsbelüftungen nachhelfen, um den Piloten eine Chance auf die Pole Position zu geben.
Im Fall von Bottas hätte das fast geholfen. Der Finne hatte den Speed auf den besten Startplatz zu fahren. Hamilton dagegen kam mangels Vertrauen in die Front des Autos nach Aussage der Ingenieure schon immer schlecht in seine Runden rein. Ein paar km/h weniger in Ste. Dévote bedeuteten ein paar Grad weniger Reifentemperatur als Bottas. Dieser Teufelskreis setzt sich von Kurve zu Kurve fort. Hamilton gab zu: "Erst in meiner allerletzten Q3-Runde habe ich einen Anflug von Grip gespürt." Es war seine siebte am Stück.
Kein spezielles Monaco-Paket
Am Sonntag fiel den Mercedes-Piloten die aus der Not geborene Fahrzeugabstimmung auf den Kopf. Bei Bottas zeigten die Vorderreifen extremen Verschleiß, bei Hamilton die Hinterreifen. Der Weltmeister hatte sich noch extremere Einstellungen gewünscht. Sie hätten das Problem am Sonntag aber nur noch verschärft. Hamilton muss das Rennen wie ein Déjà-vu vorgekommen. "Er war schon 2018 der erste im Feld, dem die Reifen eingegangen sind", erinnerten die Ingenieure.
Auf ein spezielles Monaco-Paket hat Mercedes stets verzichtet. In Zeiten des Kostendeckels sowieso. "Die DNA unseres Autos ist nicht für Monaco gemacht. Die eine Rennstrecke gewinnt dir keine Meisterschaft. Du musst auf 90 Prozent aller Strecken gut sein, nicht auf den Ausreißern", resümiert Teamchef Toto Wolff.
Baku gehört zu den 90 Prozent, obwohl es auch ein Stadtkurs ist. Aber da sind die Geraden länger, die Kurven schneller und die Aero-Konfiguration auf mittleren Anpressdruck getrimmt. In diesem Effizienz-Fenster funktioniert der Mercedes normalerweise perfekt.