Wintersporttäler, Baudenkmäler, Kultur & Kulinarik

Das Aostatal ist eine mehrsprachige autonome Region im Nordwesten Italiens, die einiges zu bieten hat. Hier kann man unter anderem Baudenkmäler bestaunen, gut essen gehen oder die attraktiven Wintersportangebote nutzen.
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Das Aostatal ist eine mehrsprachige autonome Region im Nordwesten Italiens. Es grenzt im Westen an Frankreich und im Norden an die Schweiz. Man spricht sowohl Italienisch und Französisch als auch Franko-Provenzalisch und Walserdeutsch. Genauso bunt präsentiert sich das Tal mit seinen Seitentälern – ganz besonders wenn die Narren herrlich kostümiert durch die Dörfer ziehen.
Berühmt ist zum Beispiel die "Coumba Freida" im Tal des Großen Sankt Bernhard – ein archaisch anmutendes Karnevalsspektakel, angeregt durch einen Feldzug Napoleons. Mit attraktiven Wintersportangeboten warten unter anderem La Thuile, Breuil-Cervinia, die Täler von Ayas und Gressoney sowie Cogne auf. Das Val di Gressoney ist geprägt von der Walserkultur. Eindrucksvolle Zeugnisse der Vergangenheit hinterließen in Aosta und Umgebung auch die Römer, frühe Christen und einflussreiche Savoyer Familien.
Die Wintersporttäler
Auf den baumlosen, weiten Hängen über La Thuile kann man über die Pisten kurven, bis die Kanten glühen – und am Nachmittag die Muskeln brennen. Das Besondere an diesem Ort auf der Südseite des Mont Blanc ist die Ruhe. Es gibt kein Gedränge an den Liften und Stationen, vor und in den Hütten. Nur wenige Kilometer hinter La Thuile endet die Straße: Eine meterhohe Schneewand verhindert die Weiterfahrt über den Kleinen Sankt Bernhard hinüber nach Bourg-Saint-Maurice in den Savoyer Alpen; der Pass ist von November bis Juni gesperrt.
Winterspaß samt Après-Ski verspricht indes ein Ausflug ins Valtournenche. Über dem Hauptort Breuil-Cervinia am Talende erhebt sich die eindrucksvolle Silhouette des Matterhorns. Das Panorama lässt sich vom Stellplatz am Ortseingang genießen. Die Areale Breuil-Cervinia, Valtournenche und Zermatt haben sich zu einem der größten Skigebiete in den Alpen zusammengeschlossen. Breuil-Cervinia allein bietet 200 Kilometer Abfahrten.
Das benachbarte, landschaftlich sehr reizvolle Val d’Ayas endet am Massiv des Monte Rosa. Zu den beliebtesten Skidörfern dort gehört Antagnod, das mit seinen leichten bis mittelschweren Pisten und Kinderschneeparks als ausgesprochen familienfreundlich gilt. Dazu verkehren Pendelbusse zu den übrigen Liften im Skiverbund Monterosa-Ski.
Über Pont-Saint-Martin gelangt man in das Tal des Lys, auch Val di Gressoney genannt. Walser, die im Mittelalter aus Zermatt eingewandert waren, bestimmten bis in das 20. Jahrhundert den Alltag, die Sprache und Architektur. "Walsertitsch" ist seit den 1980er Jahren wieder Pflichtfach an den Schulen. Hauptskizentren sind die mit Holzhäusern geschmückten Gemeinden Gressoney-Saint-Jean, Gressoney-La-Trinité und Stafal.
Ein weiterer Treffpunkt für Wintersportfreunde ist Cogne, früher eine Hochburg des Erzabbaus. Das charmante Dorf am Nordrand des Nationalparks Gran Paradiso ist heute ein sehr umtriebiger Wintersportort mit guter Infrastruktur inklusive großen Stellplatzes.
Der besondere Tipp
Spielspaß im Schnee versprechen zahlreiche Wintersportangebote für Kinder. Die jungen Gäste können sich etwa unter Aufsicht der Eltern im Baby Snow Park "Weissmatten" in Gressoney-Saint-Jean so richtig austoben. Der Park hält Ski Bikes, Snow Tubes, Hüpfburg und vieles mehr bereit. Ähnliche Anlagen findet man auch an den Pisten in den Gemeinden Antagnod, Brusson und Champorcher.
Großartige Baudenkmäler
Trutzige Burgen, darunter das kastenförmige Castello di Verrès, erinnern daran, dass das Aostatal und seine Seitentäler seit alters her heftig umkämpft waren. Den zu Füßen liegenden, gleichnamigen Ort gründeten vermutlich die Salasser, ein keltisches Alpenvolk. Die Römer nannten ihn Vitricium. Im 14. Jahrhundert wurde er ein Lehen der Familie Challant. In jener Zeit entstand auch die heutige Bauform des Kastells; es wartet drinnen unter anderem mit sehenswerten Waffensälen auf.
Die Challants ließen auch das Castello in Fénis ausbauen. Vier mächtige Türme bestimmen sein Aussehen. Im Innern kann man farbenprächtige Wandbilder bewundern: Das bekannteste Motiv zeigt den heiligen Georg im Kampf mit dem Drachen, das zum Symbol der Region wurde. Die gewaltigste Festung im Tal erhebt sich über der Ortschaft Bard. Zwar ließ Napoleon das Fort schleifen, doch die Savoyer bauten es nur wenig später nach damals neuester Technik wieder auf.
Auch die Römer hinterließen in Aosta eindrucksvolle Zeugnisse: etwa das mit Bogenfenstern geschmückte Theater oder das östliche Stadttor. Vom romanischen Vorgängerbau der Kathedrale Santa Maria ist die Krypta (10./11. Jh.) erhalten. Der Mosaikfußboden im Chor stellt Jesus dar, der Sonne und Mond in seinen Händen trägt. Das Chorgestühl (1470) zieren kostbare Schnitzereien. Ungewöhnlich ist die doppelte Fassade der Kirche, die im 19. Jahrhundert um einen klassizistischen Vorbau erweitert wurde.
Bei Grabungen unter der kleinen spätgotischen Chiesa di San Lorenzo stieß man auf die Fundamente eines Gotteshauses aus dem fünften Jahrhundert – dazu auf die Grabmäler früherer Bischöfe, wie zum Beispiel Agnello, der 528 starb. Ein Kombi-Ticket erlaubt unter anderem die Besichtigung dieser Ausgrabungsstätte, des Römischen Theaters und des Regionalen Archäologiemuseums. Es ist an der Hauptkasse am Theater erhältlich.
Der besondere Tipp Zu den größte Schätzen im Klosterkomplex Sant’Orso (10. Jh.) in Aosta zählt der im 15. Jahrhundert erneuerte Kreuzgang. Damals wurden die aufwendig bebilderten Kapitelle des ursprünglichen romanischen Kreuzganges wiederverwendet. Eine auffallend breite Säule zeigt die ältesten bekannten Darstellungen aus dem Leben des heiligen Ursus. Das Priorat daneben schmücken schöne Fresken. Eindrucksvoll auch: der 46 Meter hohe Campanile der Klosterkirche.
Brauchtum, Handwerk und Kulinarik
Der Zug der Truppen Napoleons im Mai 1800 durch das Tal des Großen Sankt Bernhard beeindruckte die Einheimischen und prägte ihre Karnevalsbräuche. So entstand in den am Weg liegenden Gemeinden die "Coumba Freida", übersetzt etwa "kühles Feld". Der Name deutet auf die eisigen Fallwinde hin, die hier häufig wehen und die Landwirtschaft erschweren. Umso ausgelassener versteht man zu feiern – ob auch in diesem Winter, ist Corona-bedingt freilich ungewiss. Bei den Umzügen am Wochenende vor dem Rosenmontag marschieren die "Soldaten", "landzette" genannt, von Haus zu Haus. Sie tragen Masken und farbenprächtige Kostüme, die an die napoleonischen Uniformen erinnern. Aufgenähte Spiegel, Glitzerperlen und Pailletten sollen die bösen Geister blenden und verjagen.
Das Wedeln mit Pferdeschwänzen soll die Frühlingsluft herbeifächeln und den Menschen den Narrensegen erteilen. In Saint-Rhémy-en-Bosses führt Napoleon höchstselbst, auf einem Pferd reitend, den Zug an. An der einen oder anderen Tür bekommen die Akteure delikate Häppchen und heiße oder hochprozentige Getränke gereicht. Eine spezielle Form der Konservierung hat im Übrigen den lokalen Schinken – er trägt die Bezeichnung "Jambon des Bosses DOP" – berühmt gemacht. Das Geheimnis seines feinwürzigen Geschmacks beruht seit 1397 (!) auf der Zugabe von Wildkräutern und Salz bei der Trocknung auf ausgelegtem Heu.
Einen Überblick über das traditionelle Handwerk geben die Sant’O rso-Märkte, die üblicherweise im Januar in Aosta und Verrès stattfinden – das Angebot reicht dabei von Werkzeugen und Geschirr über feine Lederwaren bis zu wertvollen Web-Erzeugnissen.
Der besondere Tipp Tortellini mit Steinpilzen, dazu ein eleganter Roter aus der Region: So oder so ähnlich könnte eine Empfehlung für ein kleines Mittagessen im "La Cave de Cogne. lauten, einem gut sortierten Wein- und Delikatessengeschäft mit Bistro und Teestube in Cogne. Familie Guichardaz führt den Betrieb seit 1970. Verkaufsschlager unter anderem: Valdostani-Käse, natives Olivenöl extra und langjährig gereifter Balsamico-Essig.
Stellplatz-Tipps im Aostatal