Plug-in-Hybrid mit spätem Deutschland-Comeback
Der neue Mitsubishi Outlander Plug-in-Hybrid wurde bereits 2021 vorgestellt. In Deutschland feiert die vierte Generation allerdings erst über drei Jahre später Premiere. Hinter das Steuer des Japaners konnten wir allerdings bereits vorher.
Bereits in der Nacht von 16. auf den 17. Februar 2021 enthüllte Mitsubishi den neuen Outlander – und zwar erstmals bei einer Fahrzeugpremiere via Amazon Live-Stream. Schon seit Frühjahr 2021 ist das Modell in den USA und Japan erhältlich. Die Plug-in-Hybrid-Version folgte Ende 2021 (Japan) beziehungsweise im zweiten Halbjahr 2022 (USA).
Auf dem Genfer Autosalon 2018 gaben die Japaner mit dem Engelberg Tourer einen Ausblick auf das kommende Modell. Wie für eine Studie üblich, präsentierte sie sich mit einem expressiven Design, zeigte eine mächtige Front, schmale Scheinwerferschlitze, ausgestellte Radhäuser, ein hohes Fensterband sowie eine aufgeräumte Heckpartie mitsamt Unterfahrschutz. Das Concept Car wurde als Plug-in-Hybrid mit je einem E-Motor an den Achsen und einem Verbrennungsmotor mit 2,4 Liter Hubraum ausgeführt.
Mitsubishi macht auf I-Fu-Do-Do
Die Serienversion – es ist die inzwischen vierte Outlander-Generation – übernahm optisch viel von der damaligen Studie. An der Front prangen innerhalb einer Chromspange zusätzliche LED-Leuchten, im unteren Bereich des massiven Stoßfängers gibt es Lufteinlassöffnungen. Die unterbrochene C-Säule schaffte es ebenso in die Serie wie die Heckleuchten, die weit in die Kotflügel hinein reichen. Mitsubishi nennt die Entwicklung des Outlander unter dem japanischen Motto "I-Fu-Do-Do", was majestätisch und authentisch heißt. Entsprechend soll der SUV Kraft und Qualität transportieren.
Der neue Outlander legt im Vergleich zum Vorgänger deutlich zu. In der Länge wächst er um rund fünf Zentimeter auf nun 4,72 Meter, in der Höhe um rund vier Zentimeter auf nun 1,75 Meter. Die Breite wird mit 1,86 Meter (ohne Spiegel) angegeben. Der Radstand ist mit 2.704 Millimeter ebenfalls länger als zuvor. Mitsubishi verspricht durch das Wachstum sowohl auf den Vordersitzen als auch in Reihe zwei eine spürbar bessere Beinfreiheit als bisher. Die Räder sind je nach Ausstattungsvariante 18 oder 20 Zoll groß.
Als reiner Benziner oder Plug-in-Hybrid
Das auf anderen Märkten verfügbare Verbrenner-Modell wird von einem konventionellen 2,5-Liter-Vierzylinder-Benziner angetrieben, der eine Leistung von 181 PS erreicht. Ein stufenloses CVT-Getriebe, das über die Programmierung acht Gänge simuliert, ist die einzige Option. Serienmäßig kommt der Outlander mit Frontantrieb; Allradantrieb ist eine Aufpreis-Option.
Die in Deutschland ausschließlich angebotene Plug-in-Hybrid-Version soll besonders stark von der neuen Plattform profitieren, die ihr trotz einer im Vergleich zum Vorgänger erhöhten Batteriekapazität einen siebensitzigen Innenraum beschert. Der Lithium-Ionen-Akku verfügt über eine Kapazität von 22,7 Kilowattstunden, was eine rein elektrische WLTP-Reichweite von 86 Kilometern gewährleisten soll. Als Ladezeit werden zwischen 32 Minuten (CHAdeMo) und 6,5 Stunden (AC) genannt. Zusammen mit dem 53 Liter großen Benzintank soll die Reichweite bis zu 844 Kilometer betragen. Auch die Motoren haben zugelegt, vor allem die elektrischen: Der vordere leistet maximal 85 kW und 255 Nm, der hintere kommt auf höchstens 100 kW und 195 Nm Drehmoment – bei beiden wird die Dauerleistung jedoch bei jeweils 40 kW gedeckelt. Der 2,4-Liter-Benziner steuert 136 PS sowie maximal 203 Newtonmeter bei. Die Systemleistung für das gesamte Hybridsystem beziffert Mitsubishi auf 225 kW (306 PS). Damit spurtet der rund 2,1 Tonnen schwere Outlander in 7,9 Sekunden auf Tempo 100, die Höchstgeschwindigkeit ist auf 170 km/h limitiert. Vorkonfiguriert werden kann der Antrieb über drei Fahrmodi und vier Energieeinstellungen.
Neues Fahrdynamik-System S-AWC
Das Antriebs-Layout mit je einem E-Motor an Vorder- und Hinterachse beschert dem neuen Outlander PHEV einen Allradantrieb und ermöglicht das Fahrdynamik-System "Super-All Wheel Control" (S-AWC). Darin sind gleich sieben Fahrmodi hinterlegt, darunter Normal, Gravel (Schotter), Schnee, Asphalt, Matsch, Power und Eco. Um die Traktion zu verbessern, verfügt die Hinterachse über ein Torque-Vectoring-System, das mithilfe radselektiver Bremseingriffe funktioniert. Obendrein will Mitsubishi die Bremswirkung bei Gaswegnahme ("One-Pedal-Drive") verstärkt haben.
Einen besonders großen Schritt nach vorn hat das je nach Modellversion fünf- oder siebensitzige Interieur gemacht, das deutlich moderner und hochwertiger wirkt. Das gesamte Armaturen-Board ist je nach Ausstattung mit Stoff oder Leder bezogen. Neben dem serienmäßigen 12,3 Zoll großen Multimedia-Display in der Mitte gibt es ein ebenfalls 12,3 Zoll großes, volldigitales Kombiinstrument. Gegen Aufpreis wird ein farbiges Head-up-Display installiert. Der Innenspiegel arbeitet ebenfalls digital. Der Outlander PHEV erhält wie gewohnt individuelle Anzeigen, die beispielsweise den aktuellen Kraftfluss visualisieren. Die Generation Smartphone wird mit kabellosem Laden, mehreren USB-A- und USB-C-Steckdosen sowie der Integration von Apple CarPlay sowie Android Auto gelockt. Das Premium-Soundsystem steuert Yamaha bei. Für viel Licht im Innenraum sorgt ein großes Panoramadach. Die Heizung unterstützt ein Wärmepumpensystem. Und wer sich gerne mit seinem Auto unterhält, kann verschiedene Funktionen auch per Sprache steuern.
Das Ladevolumen variiert zwischen 495 und 1.422 Liter. Die Rücksitzlehnen lassen sich per Fernentriegelung geteilt umlegen.
Erste Fahrt im neuen Outlander
Das Allradsystem des neuen Outlander stand im Fokus unserer ersten Testfahrten auf einem zugefrorenen See im Norden Finnlands. Eine 80 Zentimeter dicke Eisschicht trägt das knapp über zwei Tonnen schwere Auto, das als 2023er-Modell der US-Version vorfährt.
Infotainment-Software, Details der Innenausstattung und die Fahrwerksabstimmung entsprechen noch nicht dem für Europa bestimmten Outlander. Unter der Klappe hinten rechts stecken auch noch Ladestecker, die nicht dem hier verbreiteten Standard entsprechen. Einen umfangreichen Fahrbericht mit dem Nachfühlen des Komforts und einem Check der elektrischen Reichweite sparen wir uns also für einen späteren Zeitpunkt auf.
Im digitalen Kombiinstrument lässt sich das Anti-Schleuder-Programm ausknipsen, per Drehschalter auf Anraten des Instruktors der "Gravel-Mode" (Kies, Schotter) des S-AWC-Systems einstellen. Es geht los auf das Eis. Beide Elektromotoren sind am Start, der Allradler sucht sich den Weg.
Vor uns wechselt die Oberfläche vom dünnen Schneebelag auf blankes, in der Sonne glitzerndes Eis. Genau hier wird eingelenkt. Der Outlander bleibt lange neutral. Sobald der Fuß vom rechten Pedal rutscht, drängt das Heck nach außen. Mit etwas Gefühl im Fuß kann man die imaginäre Kurve jetzt quer nehmen. In Sekundenbruchteilen steuert die Software das Ansprechen des vorderen und des hinteren Motors, alle vier Räder suchen den Grip, den wir ihnen gerade bewusst verwehren. Die Übung hat aber – neben Fahrspaß – ein Ziel: Sie zeigt, dass der elektrische Allradantrieb auch auf rutschigem Unterboden für ein beherrschbares Auto sorgt – und damit die Fahrsicherheit erhöht.
Bei den Assistenzsystemen werden unter anderem ein Toter-Winkel-Warner, hinterer Querverkehrswarner und die automatische Notbremsung, ein Spurhaltewarner, Müdigkeits-Überwachung, Kollisionswarnung, automatische Fernlichtkontrolle, adaptive Geschwindigkeitsregelung, Anhängerstabilisierungsassisten und Spurhalteassistent angeboten. Außerdem ist der neue Outlander mit dem "MI-Pilot Assist" zu haben, der teilautonomes Fahren ermöglicht.
Preise und Marktstart
"Den neuen Outlander hätten wir auch gerne hier in Europa", sagte Werner Frey, der damalige Geschäftsführer von Mitsubishi Motors Deutschland, bereits im Frühjahr 2021 im auto motor und sport-Interview. Inzwischen wurde sein Flehen erhört. Allerdings müssen sich Freys Nachfolger Frank Krol sowie die Kundinnen und Kunden noch in Geduld üben: Erst 2024 führt Mitsubishi den aktuellen Outlander in Europa ein. Dabei verzichtet der Hersteller auf den reinen Verbrenner und bringt nur den Plug-in-Hybrid als "europäische Adaption" zu uns. Der Euro-Outlander unterscheidet sich in Details von den in Japan und den USA angebotenen Geschwistern.
In Deutschland wird der Mitsubishi Outlander in den vier Ausstattungsvarianten Basis, Plus, Intro Edition und Top sowie 11 Außenlackierungen angeboten. Die Grundpreise starten ab 49.990 Euro für das Basis-Modell und reichen bis 59.490 Euro für das Top-Modell. Die Garantie erstreckt sich über fünf Jahre oder 100.000 Kilometer. Gebaut wird der neue Mitsubishi Outlander Plug-in-Hybrid für den europäischen Markt ab Ende 2024 im japanischen Werk Okazaki.