BMW baut schneller als BYD

Mit begrüntem Dach soll sich die Fabrik später in die Landschaft des niederbayerischen "Gäuboden" einfügen.
Nahezu zeitgleich ziehen derzeit BMW und BYD neue Fabriken nach oben. Dabei sind nicht die Chinesen vorn, BMW baggert und betoniert im Rekordtempo.
Jüngst meldete das Nachrichtenportal Business Insider, untermalt von Satellitenaufnahmen, den beeindruckenden Baufortschritt der neuen Fabrik des größten chinesischen Autoherstellers BYD im ungarischen Szeged. Ende 2025 soll dort die Produktion beginnen, maximal 200.000 BYD-Fahrzeuge für den europäischen Markt produziert werden. Damit haben die Chinesen den bayerischen Autobauer BMW zumindest in Ungarn überholt: In der neuen "iFactory" im rund 170 Kilometer entfernten Debrecen soll die BMW-Serienproduktion der "Neuen Klasse" ebenfalls 2025 starten, im Herbst, doch Baubeginn war bereits im Sommer 2022 mit der offiziellen Grundsteinlegung. BYD baggert erst seit 2024 in Szeged.
Produktionshalle steht in wenigen Monaten
Doch andernorts zeigt BMW mit einer neuen Fabrik, dass es noch schneller geht. Im niederbayrischen Werk Irlbach-Straßkirchen nahe der Donaustadt Deggendorf werden im Juni 2025 die ersten Produktionsanlagen installiert. Dort wird BMW in dem neuen Werk bis zu 250.000 Antriebsbatterien für Elektroautos der Neuen Klasse produzieren. Erst im April 2024 erhielt BMW das Baurecht für die neue Fabrik auf dem insgesamt 105 Hektar großen Werksgelände. Zwei Monate später wurden bereits die ersten der insgesamt 1.066 Betonsäulen für die rund 150.000 Quadratmeter große Produktionshalle gesetzt, Ende 2024 stand der Rohbau.
Inzwischen ist der Bau der neuen Batteriefabrik so weit fortgeschritten, dass das Produktionsgebäude fertiggestellt ist und die Produktionsanlagen ab Juni eingebaut werden können. Dieses enorme Tempo gelang BMW auch durch eine logistische Meisterleistung. Denn wie in der Fahrzeugproduktion wird auf der Baustelle mit just-in-time-Lieferungen gearbeitet. Ein großer Teil der Bauelemente wird dabei extern vorgefertigt und später zum richtigen Zeitpunkt auf die Baustelle geliefert. Langwierige Betonbauarbeiten vor Ort konnten so vermieden werden. "Lean Construction Management" nennt BMW die Bauleitplanung, bei der die Fortschritte der einzelnen Gewerke sichtbar werden. So können bereits Wochen im Voraus etwaige Überschneidungen erkannt werden, die den Baufortschritt beeinträchtigen könnten.
Bis zu 3.200 Mitarbeiter
Im Werk werden künftig keine Batteriezellen gefertigt, sondern angelieferte Zellen zu kompletten Hochvoltbatterien montiert. Diese Batterien sind der zentrale Bestandteil für die vollelektrischen Fahrzeuge der kommenden Fahrzeuggeneration. Die Montage erfolgt in hochautomatisierten Fertigungsprozessen, bei denen kein Wasser benötigt wird. Auf dem Dach der Produktionshalle entstehen Photovoltaik-Anlagen, die Dachfläche wird außerdem begrünt. Brauchwasser zum Beispiel für die Toiletten wird über gesammeltes Regenwasser bereitgestellt, die Abwärme aus der Produktion über Wärmepumpen für die Beheizung genutzt. Rund 1.600 Mitarbeiter werden künftig im Werk beschäftigt, bei einem weiteren Ausbau sind bis zu 3.200 Mitarbeiter geplant.
BMW arbeitet beim Bau in Irlbach betont lokal. Alle direkt von der BMW Group beauftragten Bauunternehmen kommen aus Deutschland, zwei Drittel aus Bayern und jedes dritte beauftragte Unternehmen stammt aus dem Umkreis von 100 Kilometern des neuen Werks. Auch eine gute Nachbarschaft ist dem Unternehmen wichtig, der Bau der riesigen Fabrik auf landwirtschaftlichen Flächen im fruchtbaren "Gäuboden" Niederbayerns war nicht unumstritten. Eine Grundbedingung für den Erhalt des Baurechts und den damit verbundenen Baustart war deshalb der schonende und sorgsame Abtrag des fruchtbaren Oberbodens. Mehrere 100.000 Kubikmeter wurden zur Rekultivierung im Umland verwendet, wodurch neue landwirtschaftliche Flächen entstehen. Und die Anwohner konnten selbst zur Schaufel greifen: Mehr als 5.000 Tonnen Humus gab der Autobauer "frei Baustelle" kostenlos ab.