Neuer Rekordversuch geglückt

Seit einer Militärparade in Frankreich sind Fluganzüge und raketengetriebene Flybards ein Mobilitäts-Thema. Bei seinem ersten Versuch den Ärmelkanal zu überqueren, ist der fliegende Soldat allerdings gescheitert. Der zweite Versuch gelang.
Die Militärparade in Paris am 14. Juli 2019 wird ganz sicher in die Geschichtsbücher eingehen. Nein, nicht wegen der Flugzeuge, Panzer oder ähnlich martialischem Kriegsgerät. Höhepunkt der Show fürs französische Volk war ein fliegender Soldat. Der ehemalige Jetski-Meister und Reservist Franky Zapata flog mit einem Gewehr in der linken und einer Fernsteuerung in der rechten Hand über die Champs-Élysée.
Am 25. Juli 2019 versuchte der „Raketenmann“ dann den Ärmelkanal zu überfliegen. Bei seinem ersten Versuch ist der fliegende Soldat allerdings gescheitert. Beim Auftanken (wie genau er das vorhatte, ist noch nicht geklärt) soll er in den Kanal gestürzt sein. Laut französischen Medien blieb er dabei unverletzt.
Am 4. August startete Zapata seinen zweiten Versuch. Diesmal erfolgreich. Der Franzose hat mit einem Flyboard Air die rund 35 Kilometer über den Ärmelkanal in 22 Minuten zurückgelegt. Die Flugstrecke führte ihn von Sangette an der französischen Küste in die Nähe von Dover. Auf der halben Strecke wurde sein Flyboard bei einer Zwischenlandung auf einem bereitstehenden Boot aufgetankt. Zapata flog mit einer Geschwindigkeit von bis zu 170 km/h in einer Höhe von 15 bis 20 Metern über dem Meer.
In Zusammenarbeit mit dem französischen Militär entwickelte der 40 Jahre alte Flugkünstler ein Fly-Board, das zu Beginn nur dazu gedacht war, zehn Minuten lang mit bis zu 190 km/h übers Wasser zu fliegen. Der französische Verteidigungsminister Florence Parly sagte vor der Parade, dass das fliegende Board „Tests für verschiedene Verwendungszwecke ermöglichen könnte, beispielsweise als fliegende logistische Plattform oder sogar als Angriffsplattform.“
In Zukunft bis zu drei Kilometer hoch
Das bis zu 115 Dezibel laute Fly-Board soll laut Hersteller 20 Kilogramm schwer sein und eine Höhe von 150 Metern erreichen können. Die Nutzlast wird mit 100 Kilogramm angegeben, die Reichweite mit acht Kilometern. Dabei verbraucht das fliegende Brett etwa 19 Liter Kerosin, was einem Durchschnittsverbrauch von 237,5 Litern auf 100 Kilometern entspricht. Geflogen werden kann bei Wind und schlechtem Wetter. In Zukunft soll eine größere Version mit einer Höchstgeschwindigkeit von 200 Kilometer pro Stunde, einer maximalen Flughöhe von drei Kilometern und einer Flugdauer von 30 Minuten sowie einer Nutzlast von 200 Kilogramm präsentiert werden.
Anders, als auf einem Hover-Board oder einem Segway sind die Füße des Piloten mit dem Flyboard fest verbunden. Ein Algorithmus sorgt für die Stabilisierung und die korrekte Ansteuerung der insgesamt fünf Düsentriebwerke. Zum simplen auf-der-Stelle-Schweben existiert ein Auto-Hover-Modus. Sollte eines der fünf Triebwerke ausfallen, ist der Weiterflug ohne Weiteres möglich. Nach zwei Ausfällen soll das Flyboard einen kontrollierten Sinkflug einleiten. Und auch die Steuerung des Boards soll laut Hersteller dreifach redundant ausgelegt sein. Soll heißen: neben einer drahtlosen Steuerung gibt es noch zwei verkabelte Systeme. Im Helm befindet sich zur Orientierung und Information des Piloten ein Head-up-Display.
Der erste Fluganzug von der Stange
Die Tatsache, dass das Flyboard aktuell nur von Franky Zapata geflogen werden darf, könnte den Fokus auf eine weitere Flug-Sache lenken. Der englische Erfinder Richard Browning, Gründer der Firma Gravity Industries, tüftelt seit Jahren an einem Jetsuit. Jetzt ist er Realität. Der „Gravity Jet Suit“ hat fünf Turbinen an Armen und Rücken, die mit einer Gesamtleistung von rund 1000 PS für Auftrieb sorgen, und wiegt 20 bis 25 Kilogramm. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 70 km/h. Acht Minuten lang hält das Kerosin im Tank. Bis man das Fliegen im Anzug beherrsche, dauert es laut Gravity Industries eine Woche. Der Brownings Jetsuit kostet 380.000 Euro und wird in London verkauft.