Lösung für das 400V-Problem - aber nur in USA

Der neue Mercedes CLA besitzt ein 800-Volt-System. Das lässt sich aber nicht überall laden, ältere 400-Volt-Ladesäulen fallen raus. Für den US-Markt gibt es bald eine Lösung. Und für Deutschland?
Die Elektrovariante des neuen CLA protzt dank 800-Volt-Batteriesystem mit enormen Ladeleistungen von bis zu 325 kW. Längst nicht alle öffentlichen HPC-Ladesäulen können überhaupt so viel Leistung bieten. Doch solange sie mit 800-Volt-Systemen kompatibel sind, wird die Ladeleistung entsprechend gedrosselt.
Das funktioniert allerdings nicht an älteren Ladesäulen, die auf 400 Volt setzen. Normalerweise verfügen 800-Volt-Autos – wie die von Hyundai oder Kia – für solch seltene Fälle über einen sogenannten DC-DC-Wandler. Dieser kann den Gleichstrom von älteren 400-Volt-CCS-Säulen auf 800 Volt hochtransformieren, sodass auch an solchen Säulen geladen werden kann. Porsche und Audi gehen mit ihrer Plattform einen anderen Weg: Sie teilen den 800-Volt-Akku in zwei "400-Volt-Hälften" auf, sodass das Laden an 400-Volt-Säulen weiterhin funktioniert.
Mercedes verzichtet auf wichtige Bauteile
Der Mercedes CLA hingegen hat keinen solchen Wandler eingebaut – zumindest auf den Märkten, in denen mittlerweile eine dichte 800-Volt-Ladeinfrastruktur existiert. Das bedeutet konkret: An einer 400-Volt-CCS-Schnellladesäule – die in der Regel auf höchstens 50 kW Ladeleistung kommt – bekommt der CLA keinen Strom. Mercedes weist im Fahrzeug-Konfigurator ausdrücklich darauf hin: "Der Schnell-Ladevorgang ist ausschließlich an 800-Volt-Stationen möglich." Ein DC/DC-Wandler ist zwar im Fahrzeug vorhanden, dieser dient aber nur dazu, aus den 800 Volt der Batterie 12 Volt für Bordverbraucher wie Licht, Multimedia oder Sitzheizung bereitzustellen.
Das Wechselstrom-Laden an der heimischen Wallbox, städtischen 22-kW-Ladern oder über die Schuko-Dose wird davon nicht beeinträchtigt. Fairerweise muss man an dieser Stelle auf die deutsche oder gar europäische Ladeinfrastruktur blicken. In Deutschland gibt es laut Bundesnetzagentur rund 35.000 Schnellladepunkte. Nur 13 Prozent davon entfallen auf die schwächeren 400-Volt-Lader. In einigen Ländern wie Holland oder Österreich ist die Quote noch viel geringer. Zudem bezieht die neue MBUX-Navigation im CLA nur die 800-Volt-Ladepunkte bei der aktiven Routenführung in die Routenplanung ein. Besitzer werden den kleinen technischen Makel also im besten Fall überhaupt nicht bemerken – es sei denn, sie haben einen 50-kW-Ladepunkt in heimischer Nähe als Hauptladeort auserkoren.
400-Volt-Lösung für die USA
Ganz anders in den USA, wo die älteren 400-Volt-Ladepunkte noch sehr verbreitet sind. Da das Problem auf diesem für den Autobauer sehr wichtigen Markt von entsprechender Relevanz ist, bietet Mercedes dort auch zuerst eine Lösung an. Zwar werden die ersten neuen CLA-Exemplare noch mit dem bestehenden Ladesystem ausgeliefert. "Doch wer seinen CLA für 2026 bestellt, wird ab Anfang des nächsten Jahres ein mit einem Konverter ausgestattetes Auto erhalten, das auch mit 400 Volt geladen werden kann", wird ein Sprecher von Mercedes-Benz USA vom Magazin "Car and Driver" zitiert.
Unklar ist, ob der US-Ausweg aus dem 400-Volt-Dilemma perspektivisch auch auf anderen Märkten angeboten wird. Eine entsprechende Anfrage beim Hersteller, ob Mercedes auch eine Lösung für seine Kundinnen und Kunden in Deutschland in petto habe, blieb bislang unbeantwortet.