Comeback mit hohem Enttäuschungs-Potenzial
Nissan hat bei der Vorstellung seines Sanierungsplans bestätigt, dass ein neuer Skyline kommen wird. Das dürfte jedoch ein anderes Auto werden, als es sich die Fans wünschen.
Einsparungen, Werksschließungen, Massenentlassungen: Nissan geht es schlecht. So schlecht, dass der japanische Hersteller einen harten und umfassenden Sanierungsplan auflegen musste. Die neue Strategie namens "Re:Nissan" beinhaltet aber nicht nur Hiobsbotschaften, sondern ebenso einen Modellfahrplan. Und der enthält eine Überraschung – zumindest aus europäischer Sicht: Nissan hat offiziell bestätigt, dass der Hersteller einen neuen Skyline auf den Markt bringen wird.
Seit Jahren eine Allerwelts-Limousine
Doch wer auf ein Comeback jener Autolegende hofft, die in den Generationen R32 bis R34 von den späten Achtziger- bis in die frühen 2000er-Jahre – vor allem in den scharfen GT-R-Versionen – zahlreichen Autofans den Kopf verdrehte, dürfte vom nächsten Skyline einigermaßen enttäuscht sein. Nissan hat zwar noch keinerlei Einzelheiten zur neuen Generation verraten. Es ist jedoch stark davon auszugehen, dass es sich dabei um eine Allerwelts-Limousine handeln wird, welche die Herzen von Auto-Enthusiasten kaum höher schlagen lassen dürfte.
Diese Annahme ergibt sich aus der Skyline-Modellhistorie seit der Jahrtausendwende. Der 2001 auf den Markt gebrachte Skyline mit dem internen Code V35 war technisch zwar mit dem Sportwagen 350Z verwandt und nur mit V6-Motor erhältlich, aber etwas buckelig und aus heutiger Sicht barock designt. In diesem Stil ging es 2006 mit dem Skyline V36 weiter, bis 2014 der V37 kam. Dabei handelt es sich eigentlich um einen Infiniti Q50, der seither optisch kaum kaschiert in Japan als Nissan Skyline verkauft wird. Immerhin entdeckte er als 420 PS starkes Nismo-Sondermodell seine sportliche Seite wieder.
Nach mehr als zehn Jahren Bauzeit ist es also allerhöchste Zeit, dass Nissan einen Nachfolger des Skyline V37 bringt. Dessen Machart dürfte das Konzept des V37 weiterführen. Zudem ist er eines der ersten Modelle, das im Rahmen eines neuen, schnelleren und kostengünstigeren Entwicklungsprozesses gebaut wird. Nissan will nicht nur die Zahl der im Konzern verwendeten Plattformen bis zum Geschäftsjahr 2035 von 13 auf sieben verringern, sondern auch die Komplexität von Teilen um 70 Prozent reduzieren.
Wenig Spielraum für Extravaganz
Das wirkt, als bleibe da wenig Spielraum für viele unterschiedliche Karosserievarianten, extravagante Modellversionen und hochkarätige Sportversionen à la GT-R. Ein neues Skyline Coupé, wie es bis zur Generation V36 erhältlich war, erscheint also recht unwahrscheinlich. Andererseits ist bislang noch nicht einmal klar, ob der Skyline überhaupt eine Stufenheck-Limousine bleiben wird. Und welches Antriebskonzept er verfolgen wird.
Fraglich ist zudem, auf welchen Märkten der neue Skyline angeboten werden soll. Ein komplett neu entwickeltes Auto allein in der Heimat Japan anzubieten, dürfte sich nicht rechnen. Wenn ein Hersteller derart mit dem Rücken zur Wand steht wie Nissan, ergibt eine Auto-Neuentwicklung nur dann Sinn, wenn das Modell auf möglichst vielen Märkten Bewährungschancen erhält. Zumal der Hersteller angekündigt hat, seine Produktstrategie stärker auf seine "Signature-Modelle" auszurichten.
Hinweis: Die Fotoshow zeigt einen besonders schönen Nissan Skyline GT-R R33, der zwei sehr seltene Sondermodelle vereint.