Nvidia Technik-Konferenz GPU
Nvidia-Gründer und CEO Jensen Huang könnte gefühlt in die Fußstapfen des verstorbenen Apple-Chef Steve Jobs treten. Er beherrscht das Geschäft der Produktpräsentationen so virtuos wie aktuell wohl kein Zweiter. In 2 Stunden und 45 Minuten stellte der 1963 in Taiwan geborene Firmenchef über 30 Produktneuheiten vor – smart, witzig und wie immer in maßgeschneiderter Lederjacke und edlen Sneakern.
Nvidia ist in den letzten Jahren zu einem wichtigen Sparringspartner der gesamten Autoindustrie geworden – obwohl das 1993 gegründete Unternehmen im Ursprung sein Geld mit Grafikkarten für Spielekonsole gemacht hat. Da sich das Unternehmen mit mehr als 11.000 Mitarbeitern aber seit Jahren auch auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz engagiert, ist es in den letzten Jahren zu einem ernstzunehmenden Partner der gesamten Autoindustrie geworden. Ob Daimler, Audi, VW, Tesla, Continental oder Bosch – sie alle kooperieren eng mit dem Unternehmen, das auch beteiligt sein wird, wenn im Herbst Mercedes und Bosch in einer Kooperation das erste Robotaxis auf öffentlichen Straßen testen wird – im kalifornischen San José, nicht weit entfernt vom Nvidia-Stammsitz, weil ein entsprechender Versuch auf deutschen Straßen noch nicht erlaubt ist.
Entsprechend stolz ist Nvidia-Chef Huang, jetzt eine neue Kooperation bekannt zu geben – die mit Volumenhersteller Toyota. Denn Huang geht es im Gegensatz zur Google-Tochter Waymo nicht allein um die Entwicklung extrem teurer, voll autonom fahrender Robotaxis. Das Unternehmen will vielmehr daran mitwirken, dass auch Privatautos über Level 1 bis 5 autonom fahren können: „Das ist ein Prozess, in dem Menschen involviert sind“, erklärt Huang, der für dieses Szenario den Einsatz günstigerer Radar- und Kamerasysteme in Aussicht stellt. Und: „Das Auto selbst wird in diesem Zusammenhang zur künstlichen Intelligenz.“
Während sich viele Autohersteller gerne damit überbieten, wie viele (kaum zu überprüfende) Testkilometer sie mittlerweile zurückgelegt haben, setzt Nvidia auch ganz ausdrücklich auf die Simulation (Drive Constellation als offene Plattform): „Virtuell zu testen ist viel einfacher,“ erklärt Jensen Huang in seiner Präsentation vor knapp 4.000 Besuchern. „ Wir haben zum Beispiel für den realen Testbetrieb auf Regen gewartet, aber es hat monatelang nicht geregnet.“ Dazu Danny Shapiro, Nvidia Senior Director of Automotive: „Es geht nicht einfach um gefahrene Kilometer. In der Simulation kann man Situationen darstellen, die im Alltag nur selten vorkommen, die aber sehr gefährlich sein können.“ Eindeutig beantwortet wird auch die Frage, ob mit Nvidia ein neuer möglicher Autoproduzent heranwächst: „Wir bauen keine selbstfahrenden Autos“, so Jensen Huang. „Wir schaffen die entsprechende Infrastruktur.“ In Sachen Börsenwert muss sich das Unternehmen vor den deutschen Premiumherstellern indes nicht verstecken: 2018 lag er bei 155 Milliarden US-Dollar – Daimler kommt auf etwas weniger als die Hälfte.
Wenn Nvidia selbst auch keine Autos bauen will, dann hat das Tech-Unternehmen doch das Potenzial, weit über das Know-How auf dem Gebiet selbstfahrender Autos und Trucks hinaus eine wichtige Rolle auf diesem neuen Geschäftsfeld zu spielen. Denn während viele Automarken sich noch damit beschäftigen, was die Passagiere in den rollenden Kabinen machen, wenn sie selbst nicht mehr am Lenkrad sitzen, hat Nvidia die Antwort schon parat: Videospiele machen – da wächst aus einem Haus zusammen, was zusammengehört. Nur eins will Danny Shapiro Autofahrern, denen es vor allem um Fahrspass geht, nicht versprechen: „Wir werden unsere Systeme nicht so auslegen, dass sie Verkehrsregeln brechen.“