Hochalpenstraße zu gefährlich

Die beliebte Silvretta-Hochalpenstraße zwischen Partenen und der Bielerhöhe wird in diesem Sommer nicht mehr geöffnet.
Ursprünglich war die Freigabe bereits für Anfang August vorgesehen, wurde aber aus Sicherheitsbedenken immer wieder verschoben. Neue geologische Erkenntnisse zeigen nun, eine sichere Nutzung der Strecke ist derzeit nicht möglich.
Neue Gefahrenzonen durch Muren und Felsstürze
Noch Ende Juli hatte der Betreiber Illwerke VKW eine Öffnung der Straße für das erste August-Wochenende in Aussicht gestellt. Nach heftigen Niederschlägen und neuen geotechnischen Untersuchungen änderte sich die Einschätzung jedoch grundlegend.
Modellrechnungen belegen, dass auch in bisher als stabil geltenden Bereichen akute Risiken durch Murenabgänge und Felsstürze bestehen. Bereits im Sommer 2024 war es im Bereich zwischen Kehre 13 und 14 zu einem Felssturz gekommen. Damals begannen umfangreiche Sicherungsarbeiten, während die Straße über weite Strecken gesperrt blieb.
"Dabei hat sich gezeigt, dass es trotz der teilweise bereits bestehenden Dämme und Steinschlagschutznetze zu einer Gefährdungslage durch herabstürzende Felsbrocken und Murschübe kommen kann", erklärte Geologe Heiner Bertle vom Büro GEOGNOS im Gespräch mit dem "Standard".
Betreiber investierte rund sieben Millionen Euro
Die Illwerke VKW – ein regionaler Energieversorger mit Sitz in Bregenz und Betreiber der Silvretta-Kraftwerksgruppe – sind Eigentümer und Erhalter der Hochalpenstraße. Sie nutzen die Strecke auch für den Zugang zu den Kraftwerksanlagen rund um den Silvrettasee.
Seit Sommer 2024 wurden rund sieben Millionen Euro in Schutzmaßnahmen investiert. Dazu gehören:
- massive Dämme mit einem Volumen von rund 80.000 Kubikmetern
- rund 300 Meter lange Steinschlagschutznetze
- eine Verlegung der Straße auf rund 500 Metern Länge
Trotz dieser Maßnahmen bleibt die Lage kritisch. Zwar wäre der verlegte Abschnitt theoretisch wieder befahrbar, eine Teilöffnung wurde jedoch verworfen. Die Risiken an anderen Stellen seien nicht vertretbar, teilte das Unternehmen mit.
"Als Straßenerhalter bleibt uns keine andere Wahl. Die Sicherheit der Menschen steht an erster Stelle", sagte Illwerke-Vorstand Gerd Wegeler gegenüber VN.at.
Kein Verkehr – aber alternative Erreichbarkeit
Die Silvretta-Hochalpenstraße verbindet das Montafon in Vorarlberg mit dem Tiroler Paznauntal. Die insgesamt 22,3 Kilometer lange Strecke führt über 34 Kehren bis zur Bielerhöhe auf 2.032 Metern Seehöhe. Die hochalpine Straße ist normalerweise nur in den Sommermonaten geöffnet und gilt als eine der eindrucksvollsten Panoramarouten der Alpen.
Besonders bei Ausflüglern, Motorradfahrern, Autofans und Oldtimerfreunden ist die kurvenreiche Strecke mit ihrem alpinen Panorama sehr beliebt – sowohl als Reiseziel als auch als Durchgangsroute über den Pass.
Da die Zufahrt von Vorarlberger Seite nicht möglich ist, wird ab dem 9. August die Vermuntbahn in Betrieb genommen. Die Seilbahn, die normalerweise nur im Winter genutzt wird, ermöglicht gemeinsam mit einem Tunnel-Shuttle eine alternative Verbindung zur Bielerhöhe.
Die Tiroler Seite bleibt hingegen offen: Von Galtür aus ist die Passhöhe weiterhin uneingeschränkt erreichbar. Als Ausgleich wird in der gesamten Saison 2025 keine Maut erhoben.
Langfristige Perspektive noch offen
Die Illwerke arbeiten derzeit an einem langfristigen Sicherheitskonzept für die Straße. Erste Ergebnisse sollen bis Jahresende vorliegen. Ob und wann die Silvretta-Hochalpenstraße danach wieder vollständig geöffnet werden kann, hängt von der Bewertung der geologischen Risiken ab.