Lackwechsel auf Knopfdruck? Porsche arbeitet dran!
Bietet Porsche bald Chamäleon-Autos an? Ein neues Patent deutet darauf hin, dass die Schwaben an einer entsprechenden Technologie arbeiten.
Porsches Individualisierungsabteilung trägt nicht umsonst den Namen "Sonderwunsch". Hier machen die Schwaben farblich alles möglich, was sich die Kundschaft wünscht – gegen einen entsprechend hoch bemessenen Aufpreis, versteht sich. Doch selbst die auffälligste, interessanteste, perfekt auf was auch immer abgestimmte Lackierung hat ein Problem: Ist sie einmal auf dem Auto, muss man als Kundin oder Kunde erst einmal mit ihr leben. Oder das Auto mit großem Aufwand neu lackieren oder folieren lassen.
Farbwechsel anhand eines Kamerabildes
Nun weist ein neues Patent darauf hin, dass Porsche an einem waschechten Chamäleon-Auto arbeitet – und damit der hauseigenen Sonderwunschabteilung ein paar Aufträge abspenstig machen könnte. Unter der Nummer DE102024127772 haben die Zuffenhausener nämlich ein Patent angemeldet, mit dem ein Auto künftig jederzeit die Farbe wechseln könnte – ganz einfach, quasi auf Knopfdruck. Es trägt den sperrigen Titel "Verfahren zum Betreiben einer Einrichtung zur Veränderung einer Farbgebung von außenliegenden Flächen eines Kraftfahrzeugs sowie Kraftfahrzeug" und wurde am 4. Dezember 2025 von der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO) veröffentlicht.
Das Porsche-Patent beschreibt jedoch weniger die Farbwechsel-Technologie selbst als eine dahinterliegende Methodik. Demnach ist das Ganze an das Kamerasystem des Autos oder des Smartphones der Nutzerinnen und Nutzer geknüpft. Nun lassen sich Schnappschüsse aller möglichen Personen oder Gegenstände machen. Und nachdem man den Bereich ausgewählt hat, dessen Farbe die Lackierung annehmen soll, ermittelt die Software den passenden Farbwert und gestaltet den Autolack entsprechend.
Porsche greift BMW-Innovation auf
Soll die Karosserie so aussehen wie der Lippenstift der Fahrerin? Oder der Pullover des Beifahrers? Vielleicht trägt der auf der gegenüberliegenden Straßenseite parkende Opel ja eine Lackierung, die auch dem eigenen Porsche stehen könnte? Derartige Chamäleon-Aktionen wären künftig möglich, sollte Porsche das Patent tatsächlich in die Serie überführen.
Beim reinen Farbwechsel greifen die Zuffenhausener die E-Ink-Technologie von BMW auf, die von den Münchnern in den vergangenen Jahren bereits bei mehreren Konzeptstudien und Art-Cars präsentiert wurde. Hierbei tragen Autos eine entsprechende Folie auf der Karosserie, die durch das Anlegen einer Spannung und aufgrund winziger Ströme ihre Farbe wechseln kann. Alternativ könnte eine sogenannte "paramagnetische Lackierung" zum Einsatz kommen, die nach einem ähnlichen Prinzip funktioniert – nur dass hier die an einer Lackbeschichtung anliegende Spannung den Farbwechsel bewirkt.
Technik ist für den Showroom gedacht
Beim ersten E-Ink-Showcar iX Flow von 2022 (siehe Video nach dem zweiten Absatz) beließ es BMW noch beim schwarz-grau-weißen Farbspektrum. Ein Jahr später debütierte bei der CES in Las Vegas der BMW iVision Dee E Ink (siehe Fotoshow über dem Artikel) mit 240 Segmenten, die jeweils 32 Farben darstellen und diese blitzschnell wechseln konnten. Der BMW i5 Flow Nostokana trieb das Konzept 2024 in Art-Car-Manier dann auf die Spitze.
Allerdings zielt das Porsche-Patent wohl eher nicht darauf ab, künftig allerlei Autos zu verkaufen, die während der Fahrt oder bei jeder sich sonst bietenden Gelegenheit ihre Farbe wechseln. In der Anmeldung heißt es, dass die Technologie am besten im Händler-Showroom eingesetzt werden könnte. So ließen sich alle möglichen Farben nicht nur am Bildschirm per per Virtual Reality darstellen, sondern an einem echten Ausstellungsfahrzeug. Was dann wiederum förderlich für das lukrative Sonderwunsch-Geschäft sein könnte. Denn eine der hochindividuellen Lackierungen ist teuer: Wer einen Porsche 911 Carrera mit Sonderwunsch-Lackierung bestellt, muss mindestens 22.896 Euro extra bezahlen.
