Post überdenkt Streetscooter
Der Elektro-Lieferwagen der Post scheint am Scheideweg zu stehen. Noch in diesem Jahr will die Post prüfen, ob sich der Streetscooter gut und profitabel weiterentwickeln lässt.
Die Zukunft des E-Auto-Herstellers Streetscooter soll noch in diesem Jahr geprüft werden. Das erklärte das Mutterunternehmen Deutsche Post, nachdem in der vergangenen Woche mit Achim Kampker der letzte Streetscooter-Gründer das Unternehmen verlassen hatte. Kampker hatte im März seinen Chefposten bei Streetscooter für Jörg Sommer räumen müssen, der vom amerikanischen Elektro-Nutzfahrzeugshersteller Chanje kam. Kampker kehrt als als Professor an die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH) Aachen zurück, wo einst auch das Streetscooter-Projekt startete.
Weiterentwicklung kostet viel Geld
Die Deutsche Post hält sich mit Blick auf die Zukunft des elektrischen Paketautos Streetscooter bedeckt. „Wir prüfen, wie sich Streetscooter gut und profitabel weiterentwickeln kann. Da gibt es unterschiedliche Optionen. Wir werden im Verlauf dieses Jahres schauen, wo wir hinwollen“, sagte die Finanzchefin des Dax-Konzerns, Melanie Kreis, der „Süddeutschen Zeitung“ und bestätigte damit die jüngsten Aussagen von Unternehmenschef Frank Appel. Die Kritik am aktuellen Streetscooter bezieht sich auf seine lange Ladedauer, die zu geringe Reichweite und den geringen Komfort. Auch mussten unlängst 460 Streetscooter wegen Brandgefahr nachgebessert werden. Eine Weiterentwicklung würde viel Geld kosten.
Post sucht Partner oder Käufer
Die Post hat derzeit mehr als 9.000 Streetscooter im Einsatz, zudem konnten weitere Elektroautos an andere Firmen und Kommunen sowie an Großkunden im Ausland verkauft werden. Streetscooter beschäftigt rund 500 Mitarbeiter in seiner Zentrale in Aachen, 500 weitere sind bei externen Firmen in der Auftrags-Produktion angestellt. Zudem baut Streetscooter in Zusammenarbeit mit Ford in Köln einen großen Elektro-Transporter auf Basis des Ford Transit. Angaben zum Umsatz und Gewinn oder Verlust ihrer Elektrofahrzeug-Sparte macht die Deutsche Post nicht. Der elektrisch angetriebene Streetscooter galt lange Zeit als Vorzeigeprojekt der Deutschen Post.
Medienberichten zufolge sucht die Deutsche Post aber schon seit längerem nach einem Partner oder einem Käufer für seine Elektroauto-Sparte. Die Post hatte schon wiederholt erklärt, seine Elektrolieferwagen nicht langfristig selbst bauen zu wollen. Nach Informationen des Manager Magazins hat jetzt Günther Schuh, der Erfinder des E-Vans, offenbar sein Interesse an einer Übernahme signalisiert. Als Kaufpreis für den StreetScooter und seine zwei Produktionsstätten soll Schuh 300 Millionen Euro geboten haben. Schuh bietet mit der Firma e.Go.Life bereits einen Elektrokleinwagen an. Für Schuh und seine industriellen Partner böte sich mit einer Streetscooter-Übernahme die Möglichkeit, eine breitere Palette von Elektrofahrzeugen anzubieten.