Was Sandero und Corsa anders machen
Mit der sechsten Generation will der Renault Clio seinen Erfolg fortsetzen. Doch mit Opel Corsa und Dacia Sandero stehen zwei starke Rivalen bereit – jeder mit ganz eigener Strategie.
Seit 1990 gehört der Renault Clio zu den festen Größen im europäischen Kleinwagensegment. Mehr als 16 Millionen Exemplare wurden bislang verkauft, zweimal wählten europäische Journalisten ihn zum Auto des Jahres. Im ersten Halbjahr 2025 war er sogar das meistverkaufte Auto Europas. Mit der sechsten Generation, die auf der IAA in München vorgestellt wurde, will Renault diese Erfolgsserie fortsetzen. Doch die Konkurrenz ist stark. Der Opel Corsa kam gerade frisch überarbeitet auf den Markt, und der Dacia Sandero lockt weiterhin mit seinem unschlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnis.
Der neue Renault Clio VI – der moderne
Die sechste Generation des Clio verabschiedet sich sichtbar von der bisherigen Designlinie. Mit scharf gezeichneten Scheinwerfern, kantigen Tagfahrlichtern und einer coupéhaften Dachlinie orientiert er sich an der Studie Embème von 2024. Vor allem die Front wirkt markanter. Die längere Motorhaube endet in einem auffälligen Kühllufteinlass, die schmalen Leuchten geben dem Kleinwagen einen selbstbewussten, fast sportlichen Blick. Am Heck setzt eine steil ansteigende Fensterlinie mit kräftiger Abrisskante Akzente, die man sonst eher bei einem Coupé erwartet.
Der Clio startet mit zwei Motoren. Das Basismodell treibt ein 115 PS starker Dreizylinder-Turbo an, der mit einem Sechsgang-Schaltgetriebe kombiniert ist. Gegen Aufpreis übernimmt ein Doppelkupplungsgetriebe das Schalten. Außerdem bietet Renault den Clio mit einem Hybridantrieb an. Der Full-Hybrid E-Tech hat 158 PS Systemleistung. Hier arbeiten ein 1,8-Liter-Vierzylinder mit Atkinson-Zyklus und zwei Elektromotoren zusammen.
Auch bei den Abmessungen legt der Clio zu: Mit 4.116 Millimetern Länge ist er um 6,7 Zentimeter gewachsen, die Breite steigt um knapp 4 Zentimeter auf 1.768 Millimeter, die Höhe legt um gut einen Zentimeter zu. Der Kofferraum fasst 391 Liter. Dennoch macht sich dieser Zuwachs im Innenraum kaum bemerkbar. Daher kann man spekulieren, dass die zusätzlichen Zentimeter hauptsächlich der dynamischeren Silhouette dienen. So wirkt der Clio außen erwachsener, innen aber nicht wesentlich geräumiger als zuvor.
Trotzdem vermittelt das Cockpit einen modernen Eindruck. Digitale Instrumente, ein großer Touchscreen mit bis zu 10,1 Zoll und sorgfältig gestaltete Oberflächen prägen das Bild. Renault setzt zudem verstärkt auf Nachhaltigkeit und nutzt im Armaturenbrett Recyclingkunststoffe. In der Summe präsentiert sich der Clio VI also nicht als Raumwunder, sondern als stilistisch geschärfter Kleinwagen mit Premium-Anspruch. Was den Preis betrifft, gibt es noch keine offizielle Zahl, aber vermutlich beginnt die Basisversion bei etwa 21.500 Euro.
Opel Corsa Facelift – der Alleskönner
Der Opel Corsa gehört zu den größten Rivalen des Clio – und das schon seit Jahrzehnten. Mit dem Facelift bekam er ein frisches Gesicht samt Vizor-Front und neuen LED-Signaturen. Auch im Cockpit hat Opel nachgelegt, bietet nun mehr digitale Funktionen und modernere Infotainment-Lösungen.
Besonders breit aufgestellt ist der Corsa bei den Antrieben. Neben klassischen Benzinern gibt es Mild-Hybrid-Versionen mit 48-Volt-Technik und die vollelektrische Variante Corsa Electric. Mit 156 PS und einer 54-kWh-Batterie bietet sie Reichweiten von etwa 402 Kilometern und macht den Opel zu einer interessanten Alternative für alle, die schon heute lokal emissionsfrei unterwegs sein wollen.
Ein wichtiges Detail betrifft die Technik unter der Haube: Die bekannten PureTech-Motoren des Stellantis-Konzerns galten in der Vergangenheit wegen des im Öl laufenden Zahnriemens als anfällig. Für die neuen Fahrzeuge hat Stellantis die Konstruktion grundlegend überarbeitet und setzt jetzt auf eine Steuerkette. Damit sollen die Sorgen um frühzeitigen Verschleiß der Vergangenheit angehören. Ein Pluspunkt, der das Facelift auch aus technischer Sicht attraktiver macht.
Der Kofferraum fällt mit maximal 309 Litern kleiner aus als beim Clio, dafür überzeugt der Corsa mit solider Verarbeitung und einem guten Sicherheitsniveau. Schon in der Basisversion sind Notbrems- und Spurhalteassistent an Bord, optional gibt es das Matrix-LED-Licht Intelli-Lux. Preislich beginnt die Baureihe bei rund 20.800 Euro, für den Elektro-Corsa sind mindestens 32.500 Euro fällig.
Dacia Sandero – der Günstige
Der Dacia Sandero verfolgt eine ganz andere Strategie. Er verzichtet bewusst auf teure Technikspielereien und setzt stattdessen auf einfache, robuste Lösungen. Schon ab etwa 12.500 Euro ist er zu haben – ein Preis, von dem Clio- und Corsa-Käufer nur träumen können. Technisch ist der Sandero ein Verwandter des Clio, denn beide Modelle stehen auf der CMF-Plattform der Renault-Nissan-Allianz. Während der Clio allerdings die überarbeitete und vollausgestattete Version nutzt, fährt der Sandero auf einer abgespeckten Ausführung (CMF-B LS für Low Specification).
Beide Modelle teilen sich die gleiche Grundarchitektur, also Karosseriestruktur, viele Fahrwerkskomponenten und Teile des Motorenbaukastens. Renault nutzt diese Basis aber, um Hightech-Features wie den 158-PS-Hybridantrieb, bis zu 29 Assistenzsysteme und ein digitales Cockpit unterzubringen. Der Sandero dagegen verzichtet auf teure Elektronik und setzt auf bewährte, einfache Antriebe: Benziner mit 65 bis 100 PS sowie eine LPG-Version (Eco-G).
Auch im Innenraum ist Pragmatismus angesagt. Statt aufwändiger Displays und Premium-Materialien gibt es robuste Kunststoffe, eine klare Bedienung und auf Wunsch ein 8-Zoll-Display mit einfacher Smartphone-Anbindung. Die Assistenzsysteme beschränken sich auf das Nötigste wie Notbrems- oder Spurhalteassistent. Damit bleibt der Sandero in vielerlei Hinsicht ein "Budget-Clio" – technisch verwandt, aber auf das Wesentliche reduziert.
Kleinwagen für jeden Anspruch
Im direkten Vergleich zeigen die drei Kleinwagen sehr unterschiedliche Charaktere. Der Renault Clio VI will Premium-Flair ins Segment bringen und kombiniert ein modernes Design mit einem hocheffizienten Hybridantrieb und umfangreicher Sicherheitsausstattung. Der Opel Corsa setzt auf Vielseitigkeit, bietet neben klassischen Motoren auch eine zukunftsweisende Elektroversion und moderne Lichttechnik. Der Dacia Sandero schließlich spielt die Kostenkarte und überzeugt mit einem Preis, den kein Wettbewerber erreichen kann.