Eine 95-Prozent-Runde zum Einstand
Mick Schumacher hat die Pflicht erfüllt. In seiner ersten Qualifikation besiegte der 22-Jährige den neuen Teamkollegen Nikita Mazepin. Der Deutsche fällt durch seine ruhige Fahrweise auf, während der russische Pilot an seinem ersten Grand Prix-Wochenende der Dreher-König ist.
Auch wenn es Mick Schumacher wohl nicht laut aussprechen würde. In diesem Moment muss der Formel 2-Meister des Vorjahres unter seinem Helm gegrinst haben. Team.ollege Nikita Mazepin hatte sich gerade in den ersten Minuten der Qualifikation vor seinen Augen in Kurve 13 von der Strecke gedreht. Rückenwind wischte seinem Haas VF-21 eins aus. Schumacher machte seine Sache besser, und brachte die erste fliegende Runde zu Ende.
Die beiden Haas-Rookies tragen ihr eigenes Rennen im Feld aus. Selbst der Vorletzte Williams war in der Qualifikation zum GP Bahrain eine halbe Sekunde schneller. Wie hätte es auch anders sein können? Der US-Rennstall machte über den Winter nur das nötigste, um das neue Auto an die neuen Regeln und einen veränderten Motor anzupassen. Haas konzentriert sich stattdessen voll auf das 2022er Projekt.
Schumacher souverän
In diesem Umfeld kann es für die beiden Rookies Schumacher und Mazepin nur darum gehen, möglichst viel mitzunehmen, um sich als Formel 1-Fahrer zu entwickeln. Und natürlich darum, den Team.ollegen zu schlagen. Schumacher spricht offiziell zwar lieber davon, gemeinsam zu lernen. "Aber sie sind Fahrer. Klar schauen sie auf die andere Seite der Garage und wollen schneller sein", sagt Team.hef Guenther Steiner.
Das ist Schumacher bei seinem Einstand gelungen. Er erfüllt bis jetzt die Pflicht. Der 22-Jährige war in allen Trainingssitzungen und in der Quali schneller als sein Team.ollege. Schumacher verpasste Mazepin sogar die erste Ohrfeige. Ein Abstand von 0,8 Sekunden muss dem Russen zu denken geben. "Ich bin generell zufrieden, wie sich das Auto angefühlt hat, und wie ich es gefahren bin", bilanzierte Schumi Junior.
Während sich der eine mit ruhigen Händen und ruhigem Gasfuß nach und nach verbessert, fällt der andere durch unfreiwillige Showeinlagen auf. Mazepin kreiselte im zweiten und dritten Training jeweils in Kurve sieben von der Bahn. Im Qualifying erwischte es ihn erst in Kurve 13, dann noch vor der ersten Ecke.
Das Team entschuldigte beim letzten Malheur seinen Rookie. Ein Fehler im Brake-by-Wire blockierte beim Anbremsen die Hinterräder. Die Elektronik hatte Schluckauf. "Das Bremspedal wurde einfach lang. Das ist etwas, was wir uns anschauen müssen. Das hat mich auf dem falschen Fuß erwischt, weil es vorher nie passiert ist."
Wind macht es knifflig
Schumachers Auto blieb dagegen von technischen Problemen verschont. Sein erster Run der Qualifikation wurde durch den Dreher des Team.ollegen beeinträchtigt. Der zweite fiel aus. Die FIA hatte die beiden Haas-Autos zum Wiegen einbestellt. Das Team disponierte bei Schumacher um. Es war nur noch Zeit für eine weitere fliegende Runde auf den weichen Reifen. "Der erste Run war dazu da, die Balance im Auto zu verstehen. Der Wind hatte sich seit dem dritten Training um 180 Grad gedreht. In der zweiten Runde wollte ich dann alles aus dem Auto herausholen. Die Windrichtung war wieder anders. Trotzdem habe ich es ganz gut gemeistert."
Formel 1-Autos sind windanfälliger als Formel 2-Rennwagen, weil die hochsensible Aerodynamik gestört wird. Der Fahrer muss besonders wachsam sein. "Du musst vor jeder Kurve antizipieren, wie der Wind das Fahrverhalten beeinträchtigen könnte, und dich anpassen", schildert Schumacher, der den vorletzten Platz nicht als enttäuschend empfindet. "Ich wollte eine saubere Runde. Die ist mir eigentlich gelungen. Zu 95 Prozent bin ich glücklich über sie. Es gibt schon noch ein paar Bereiche, die es zu verbessern gilt."
Darin liegt die Hoffnung für Haas, nicht an jedem Grand Prix-Wochenende hinterherzufahren. Das Auto wird nur beim nächsten Rennen in Imola leicht überholt. Statt technischer Upgrades soll es die Entwicklung der jungen Fahrer richten. "Wenn unsere Jungs mit dem Auto eins sind, werden wir automatisch schneller." Schumacher motiviert sein Team. "Es gibt keinen Grund, nicht daran zu glauben, dass wir später in der Saison auch mal ins Q2 einziehen können."