BMW M5, so dezent kann Sportwagen sein
1985 zündete BMW mit dem M5 eine echte Rakete unter den Familienautos. Angetrieben von dem Reihensechser aus dem Supersportwagen M1 konnte Papi in dem 286 PS-Wagen unauffällig die Alltagsgeschäfte erledigen – mit permanent juckendem Gasfuß natürlich. Am Wochenende ging's dann auf die Rennstrecke. In beiden Fällen macht der M5 eine Top-Figur.
„BMW M5: Das Hochleistungsautomobil erreicht eine neue Stufe seiner Entwicklung“ – so warb BMW im Verkaufsprospekt für den Neuen. Zwar gab es mit dem M535i schon eine Sportversion der M GmbH – beim Vorgänger E12 und beim E28, doch wurden diese vom M30 mit Zweiventil-Zylinderkopf angetrieben. Im BMW M5 kam aber der M88 – der Reihensechszylinder aus dem BMW M1, zum Einsatz.
Jahrhundertmotoren M30 und M88
Auch dieser, von vielen als Jahrhundertmotor bezeichnete Sechszylinder baut auf dem M30-Block auf, doch bei der M GmbH bekam der M30 einen Vierventilzylinderkopf und die Einzeldrosselanlage, mit der jeder Zylinder über ein eigenes Saugrohr und Drosselklappe mit zündfähigem Gemisch versorgt wird. Im BMW M5 hieß das 286 PS starke Triebwerk M88/3.
Der M88 zeichnet sich durch seidenweichen Motorlauf und eine turbinenartige Leistungsentfaltung aus. Die Höchstleistung von 286 PS steht bei 6.500/min an, das maximale Drehmoment von 340 Nm wird bei 4.500/min erreicht – beides sorgt für die fantastischen Fahrleistungen des BMW M5.
Optisch kaum zu unterscheiden vom 90 PS-518
Die Potenz des BMW M5 erkennt man allerdings nicht auf den ersten Blick. Nur wer genau hinschaut, kann die wenigen Unterschiede des Topmodells M5 zu seinen schwächeren Brüdern erkennen: Die serienmäßige Tieferlegung, verbreiterte Radläufe und eine größere Rad-/Reifenkombination sowie eine Spoilerlippe vorne und ein dezenter Heckspoiler sind die optischen Merkmale des BMW M5, die dem Kenner auffallen. Die kleinen „M5“-Plaketten im Kühlergrill und am Heck ließen sich leicht entfernen – und schon hatte man einen Wolf im Schafspelz, der auf der Autobahn kaum Gegner kannte.
Der parallel erhältliche M535i mit dem Zweiventilkopf und 218 PS hatte da mit Spoilerwerk, Schwellerverkleidungen und anderer Front- und Heckschürze optisch einen deutlich selbstbewussteren Auftritt als der M5.
Die kleinen Veränderungen an Aerodynamik und Fahrwerk katapultierten den ersten BMW M5 in den Olymp der Sportlimousinen – er übertrumpfte sogar die meisten Sportwagen. In 6,1 Sekunden spurtete der Fünfsitzer auf Tempo 100, erst bei 251 km/h kapitulierte die Limousine gegen den Luftwiderstand (cW-Wert: 0,36). Bei dem Tempo hatten schon einige der schnellsten Sportwagen aufgegeben. Der viersitzige Ferrari 412 mit 340 PS-V12 kommt auf 250 km/h und eine Beschleunigung von 7 Sekunden, der 231 PS starke Porsche 911 Carrera 3.2 machte schon bei 245 km/h schlapp und konnte seinen Gewichtsvorteil (1.210 kg zu 1.460 kg beim M5) bei der Beschleunigung nicht ausspielen – auch er benötigt 6,1 Sekunden bis Tempo 100.
Verbindung aus Luxus und Sport
Freilich war der BMW M5 schon immer ein exklusives Vergnügen, das formulierten die BMW-Werber auch 1985 schon eindeutig: „Wenn Exklusivität im ursprünglichen Sinne des Wortes beim Automobil eine Berechtigung besitzt, dann bei diesem BMW.“ Der Einstiegspreis betrug stolze 81.000 Mark, die Aufpreisliste war lang, bot aber fast alles, was das Herz begehrte. Und wenn es einen Kunden mit weiteren Wünschen gab, wurde dem mit Sicherheit auch gerne geholfen. Schließlich entstanden die 2.221 in den Jahren 1985 bis 1987 gefertigten Exemplare von Hand bei der M GmbH.
Ahnenreihe des BMW M5 mit 6-, 8- und 10-Zylindern
Trotz der geringen Produktionszahlen gehört der M5 seit 1985 fest zur Produktpalette der Münchner. Dem „Urmodell“ der Baureihe E28 folgte der E34, der ebenfalls von dem Reihensechser angetrieben wird. Der Motor wurde überarbeitet, bekam etwas mehr Hubraum – 3,6-Liter von 1988 bis 1992 und 3,8-Liter von 1992 bis 1995 – und wurde in „S38“ umbenannt. Die Leistung stieg auf 315 respektive 340 PS. Mit dem E39 stieg BMW auf einen V8-Motor um. Der neu entwickelte Leichtmetallmotor mit 5 Litern Hubraum stellt 400 PS und ein Drehmoment von 500 Nm bereit. Der dritte M5 wurde von 1998 bis 2003 gefertigt.
Doch damit nicht genug, für den E60-M5 entwickelt die Formel 1-Abteilung von BMW den S85, einen V10-Motor mit 507 PS und 520 Nm, der bis zu 8.250/min dreht. Aktuell läuft die 5. Generation des M5 vom Band, wieder mit einem V8-Motor. Mit dem S63 genannten Aggregat versabschiedet sich BMW beim M5 vom Saugmotor. Der doppelt aufgeladene 4,4-Liter-V8 leistet 560 PS und stemmt 640 Nm auf die Kurbelwelle – exakt doppelt so viel, wie der erste M5.
Die Preise starten für fahrbereite Autos bei etwa 10.000 Euro. Die Laufleistung liegt dann meist schon deutlich über 200.000 km. Gepflegte BMW M5 der Baureihe E28 kosten mindestens um die 30.000 Euro, Liebhabermodelle mit geringer Laufleistung und lückenloser Historie jenseits der 40.000 Euro-Marke – entsprechend dem damaligen Neupreis.