Der neue Toyota RAV4 wird zum kleinen Land Cruiser
Toyota enthüllt den komplett neuen RAV4 der sechsten Generation. Die Abmessungen bleiben gleich, doch vieles erinnert jetzt an den großen Land Cruiser. Wir durften schon Platz im SUV-Beststeller nehmen.
Länger als 30 Jahre dauert die Erfolgsgeschichte des Toyota RAV4 inzwischen an. 1994 als kleiner Spaß-Allradler geboren, wuchsen die vier Nachfolger-Generationen deutlich und entfalteten sich zu einer der erfolgreichsten Baureihe der Japaner überhaupt. Mehr als 15 Millionen Mal wurde der RAV4 bis heute in 180 Ländern der Welt verkauft. Allein auf Europas Straßen sind über 2,5 Millionen Exemplare unterwegs – vorwiegend von der nun auslaufenden fünften Generation. Und in den USA hat der RAV4 mittlerweile sogar die heimischen Pick-up-Trucks als meistverkauftes Auto abgelöst.
Komplett neue Plattform
Klar, dass sich Toyota bei der kompletten Neuauflage an der fünften Auflage orientiert. Seit 2018 wird die im klassischen D-Segment-Format von 4,60 Metern Länge und gut 1,85 Meter Breite gebaut. An diesen Abmessungen ändert sich bei der kommenden sechsten Generation nichts. Auch durch die fast unveränderten Proportionen und Überhänge scheint auf den ersten Blick alles beim Alten zu bleiben. Und doch ist alles anders.
Denn als erstes Auto im Konzern setzt der 2026er RAV4 auf eine komplett neue Plattform – den sogenannten "GA-K"-Baukasten. Der ermöglicht weiterhin das komplette Spektrum an Verbrenner-Antrieben, Hybriden, Plug-in-Hybriden und sogar reinen batterieelektrischen Antrieben. Als E-Auto wird es den RAV4 aber vorerst nicht geben. Dafür hat Toyota mit dem neuen C-HR+ und dem bZ4X genug elektrische Alternativen im Sortiment.
Hybrid-Antriebe stark verbessert
Besonders beliebt beim RAV4-Publikum sind die Hybrid- und Plug-in-Hybrid-Modelle. Und gerade auf diese Kunden hat sich Toyota bei der Neuauflage konzentriert. Der neue Toyota RAV4 wird übrigens ausschließlich mit elektrifizierten Antrieben angeboten. Die Vollhybrid-Variante – also ohne Stecker zum Aufladen – profitiert nun von weiterentwickelten Komponenten wie einer neuen Batterie, einem verbesserten Getriebe und einer neuen Leistungselektronik. In Verbindung mit dem stärkeren Elektromotor soll sich so das Ansprechverhalten beim Anfahren und Beschleunigen verbessern. Die Version mit Frontantrieb bietet eine Systemleistung von 183 PS, während die Allradvariante auf 191 PS kommt. Beide Antriebsarten nutzen Toyotas Hybridtechnik der jüngsten Generation und setzen beim Verbrenner weiterhin auf den 2,5-Liter-Benziner.
Beim Plug-in-Hybrid (PHEV) kommt ein neu entwickeltes System mit einer größeren 23-kWh-Lithium-Ionen-Batterie zum Einsatz, das eine rein elektrische Reichweite von bis zu 100 Kilometern nach WLTP ermöglicht. Der E-Motor an der Vorderachse leistet dafür 16 kW mehr als beim Vorgänger und kommt nun auf 150 kW. Der neue Akku erlaubt dank verbessertem Wärmemanagement nun konstante Leistungen auch unter anspruchsvolleren Bedingungen. Erstmals ist beim PHEV auch eine Version mit Vorderradantrieb verfügbar, die 268 PS leistet. Die Allradvariante erreicht mit ihrem AWD-i-System eine Systemleistung von 304 PS. Das reicht beim Sprint von 0 auf 100 km/h für eindrucksvolle 5,8 Sekunden. Für das Laden stehen jetzt ein 11-kW-Onboard-Charger sowie ein 50-kW-DC-Schnellladeanschluss zur Verfügung.
Erste Sitzprobe: So bequem wie der Alte
Weil der neue RAV4 die Dimensionen und Proportionen des Vorgängers übernimmt, ändert sich auch die grundsätzliche Raumgestaltung nicht. Im mittelgroßen SUV kommen vier bis fünf Passagiere weiterhin sehr bequem unter – wobei Großgewachsene auch im Neuen wieder etwas nah unter dem Dach sitzen. Die vielfach verstellbaren Sitze und das verstellbare Lenkrad geben aber viel Spielraum für den passenden Komfort.
Konkrete Zahlen zum Kofferraumvolumen nennt Toyota bislang nicht, doch da die äußeren Maße gleich geblieben sind und die Batterie platzsparend integriert wurde, ist davon auszugehen, dass sich das Gepäckraumangebot auf dem bisherigen Niveau bewegt. Beim Vorgängermodell lag es je nach Version zwischen rund 520 und 580 Litern, mit deutlich erweitertem Stauraum bei umgeklappter Rückbank.
Spektakuläres Cockpit
Auffällig im Cockpit ist das neue Multimedia-Display mit einer Bildschirm-Diagonalen von 12,9 Zoll. Es steht optisch frei und angenehm hoch im Sichtfeld zwischen Fahrer und Beifahrer platziert. Darunter befinden sich die Luftausströmer und zwei massiv anmutende Bedienfelder für die Einstellung der unterschiedlichen Fahrmodi. Dazwischen verstecken sich zwei induktive Ladeschalen. Überhaupt hat Toyota an viele Ablagemöglichkeiten gedacht. Auch über dem Handschufach gibt es beim neuen RAV4 wieder ein tiefes Versteck für die üblichen Belange des Beifahrers oder der Beifahrerin.
Neben der klassischen Touch- und Tastenbedienung kommt auch ein sprachgesteuertes Assistenzsystem zum Einsatz, das Befehle zur Steuerung von Navigation, Klimatisierung, Medien und weiteren Fahrzeugfunktionen entgegennimmt. Die Integration von Google-Diensten sowie Echtzeit-Verkehrsdaten soll die Bedienung im Alltag zusätzlich erleichtern. Darüber hinaus lassen sich viele Funktionen über die aktualisierte MyToyota App steuern, etwa mit Hilfe des neuen Smart Digital Key+, der das Fahrzeug per Smartphone entsperrt und startet.
Neue Software-Architektur "Arene"
Im neuen Toyota RAV4 kommt erstmals die Software-Plattform "Arene" zum Einsatz, die die Basis für eine umfassende Digitalisierung auch vieler anderer Fahrzeuge bilden soll. "Arene" ermöglicht es, Funktionen und Systeme softwarebasiert zu steuern, zu erweitern und künftig auch per Over-the-Air-Updates aktuell zu halten. Die Plattform schafft die technische Grundlage für die Integration moderner Assistenzsysteme, eine verbesserte Bedienlogik im Cockpit und neue digitale Dienste. Dabei legte Toyota besonderes Augenmerk auf Geschwindigkeit und Rechenleistung, sodass etwa Navigationsdaten, Sicherheitsfunktionen und Multimediainhalte deutlich schneller verarbeitet werden als bei bisherigen Systemen.
Ein wesentlicher Schwerpunkt von Arene liegt im Bereich der Sicherheit. Die Plattform bildet die Grundlage für die neueste Generation von Toyota Safety Sense, die mit einer erweiterten Sensorik und vernetzten Funktionen ausgestattet ist. Dazu zählen Systeme wie ein verbesserter Spurwechsel-Assistent, ein Front Cross Traffic Alert oder die neue Sekundärkollisionsbremse. Zudem ermöglicht Arene den Einsatz von cloudbasierten Diensten, etwa bei der Geo-Fencing-Technologie, die auf Basis von Echtzeitdaten automatisch zwischen Elektro- und Hybridbetrieb umschaltet. Durch die Trennung von Hard- und Software-Architektur legt Toyota mit dieser Plattform den Grundstein für künftige, kontinuierlich weiter entwickelbare Fahrzeuggenerationen.
Toyota RAV4 GR Sport
Auch den kommenden RAV4 legt Toyota auf Wunsch wieder in einer sportlichen GR-Version auf. Äußerlich wird sie durch den markanten Kühlergrill im G-Mesh-Muster und schwarze 20-Zoll-Leichtmetallräder im Fünfspeichen-Design auffallen. Dazu kommen modifizierte Front- und Heckspoiler, eine verbreiterte Spurweite sowie gezielte Fahrwerksanpassungen, unter anderem durch Hochleistungsdämpfer und eine zusätzliche Strebe an der Hinterachse.
Im Innenraum ist das Cockpit in dunklen Tönen gehalten und wird durch rote Ziernähte und GR-Logos an verschiedenen Stellen verziert – etwa am Lenkrad, den Kniepolstern und den Sitzen. Als Materialien kommen Kunstleder und Wildleder zum Einsatz. Trotz sportlicher Betonung soll die GR SPORT Variante über das komplette Spektrum an Assistenz- und Infotainmentsystemen verfügen.
Marktstart und Preise
Aktuell liegen keine offiziellen Preisangaben für die sechste Generation des Toyota RAV4 vor, die voraussichtlich im Frühjahr 2026 auf den deutschen Markt kommt. Es ist jedoch zu erwarten, dass sich die Preisgestaltung an der aktuellen Modellgeneration orientieren wird. Derzeit beginnt der Einstiegspreis für den RAV4 Hybrid mit Frontantrieb bei etwa 40.990 Euro. Die Plug-in-Hybrid-Varianten starten bei rund 59.790 Euro, während die GR SPORT Ausführung mit Allradantrieb und Plug-in-Hybrid-Antrieb bis zu 67.990 Euro kosten kann.
Angesichts der technischen Weiterentwicklungen, wie der neuen Software-Plattform Arene, der erhöhten elektrischen Reichweite und der verbesserten Sicherheits- und Assistenzsysteme, könnte die sechste Generation des RAV4 aber auch teurer werden. Genaue Preisdetails dürften bis zum Ende des laufenden Jahres bekannt werden.