Trump senkt Zölle für britische Autos auf 10 %
Aufgrund der neuen Einfuhr-Zölle in die USA beenden einige Autohersteller den Export dorthin. Für viele OEMs geht es um den wichtigsten Absatzmarkt. Nach Audi, VW, Lotus und Mitsubishi hat Renault jetzt die Reißleine gezogen. In England freut man sich indes über einen Sonder-Deal.
Die Auswirkungen von Donald Trumps jüngster wirtschaftspolitischer Offensive treffen viele Autohersteller hart. Schließlich gelten die USA als einer der wichtigsten und absatzstärksten Automärkte weltweit. Das gilt vor allem für europäische Konzerne wie Volkswagen, Stellantis oder Mercedes-Benz. Die meisten reagieren mit einem vorläufigen Export-Stopp, um die Lage ausführlich zu analysieren und neue Preismodelle durchzurechnen. Doch die Lage ändert sich ständig.
Jaguar und Land Rover atmen auf
Auch eine zentrale Säule der britischen Industrie war von Trumps Zoll-Strategie betroffen: Jaguar Land Rover (JLR), einer der größten Autohersteller des Vereinigten Königreichs, setzte seit dem 7. April 2025 alle Fahrzeugexporte in die USA aus. Der Autobauer, der jährlich rund 400.000 Fahrzeuge verkauft – davon fast ein Viertel in den Vereinigten Staaten – gehört zu den am stärksten betroffenen Unternehmen im Vereinigten Königreich. JLR beschäftigt allein in Großbritannien rund 38.000 Menschen.
Jaguar Land Rover (JLR) verkaufte im Geschäftsjahr 2024, das am 31. März 2024 endete, rund 95.000 Fahrzeuge in den USA. Die beliebtesten Modelle waren der Land Rover Defender, Range Rover und Range Rover Sport, die auch weltweit zu den meistverkauften Modellen von JLR gehören. Im Geschäftsjahr bis März 2024 setzte JLR weltweit rund 34 Milliarden Euro um, davon allein 7,6 Milliarden in den USA – mehr als in jedem anderen Markt.
Am 8. Mai 2025 verkündete der US-Präsident auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social einen Sonderdeal mit Großbritannien. Die Briten dürfen künftig 100.000 Autos pro Jahr zum ursprünglichen Basis-Zoll von 10 Prozent in die USA einführen. Übrigens dürfen von nun an Triebwerke und Flugzeugteile des Herstellers Rolls-Royce sogar zollfrei eingeführt werden. Zudem ist geplant, die hohen US-Zölle auf britischen Stahl und Aluminium abzuschaffen. Im Gegenzug soll laut Ex-Präsident Trump der Zugang zum britischen Markt für US-amerikanisches Rindfleisch, Ethanol und andere landwirtschaftliche Erzeugnisse erleichtert werden.
Toyota verliert Milliarden durch US-Zölle
Toyota rechnet im laufenden Geschäftsjahr mit deutlichen finanziellen Einbußen, die vor allem auf die US-Zollpolitik zurückzuführen sind. Allein in den Monaten April und Mai beliefen sich die Mehrkosten auf rund 1,1 Milliarden Euro. Der prognostizierte operative Gewinn liegt mit 23,4 Milliarden Euro deutlich unter den Erwartungen von Analysten. Im Vorjahr war der operative Gewinn in Nordamerika bereits um 80 Prozent eingebrochen.
Trotz dieser Herausforderungen wollen die Japaner ihre weltweiten Auslieferungen leicht steigern. Während für das vergangene Geschäftsjahr noch 4,8 Billionen Yen (rund 23 Milliarden Euro) ausgewiesen wurden, erwartet das Unternehmen nun nur noch 3,1 Billionen Yen (rund 19 Milliarden Euro). Der US-Markt bleibt angesichts der Verkaufszahlen bedeutend, bringt aber zunehmend geringere Margen.
Mitsubishi und Lotus ziehen die Notbremse
Mitsubishi, dessen komplette US-Modellpalette aus importierten Fahrzeugen besteht, hat aufgrund von Trumps 25-prozentigen Zöllen die Auslieferung von Fahrzeugen an US-Händler eingestellt. Die Fahrzeuge werden in US-Häfen so lange zurückgehalten, bis das Unternehmen Klarheit über die künftige US-Handelspolitik hat. Der Lagerbestand in den USA sei aber so groß, dass man jederzeit die Nachfrage bedienen könnte.
Ebenfalls eingestellt hat der Sportwagenbauer Lotus den Export in die USA. Der Emira kommt aus britischer Fertigung, die Elektromodelle Emeya und Eletre kommen aus China. In Großbritannien sollen infolge des Exportstopps rund 270 Arbeitsplätze abgebaut werden.
VW und Audi: Lagerbestände abverkaufen
Der Volkswagen-Konzern baut seine erfolgreichsten US-Modelle wie den VW Tiguan LWB oder den Audi Q5 in Mexiko. Von dort werden die neuen Fahrzeuge normalerweise per Zug in die Vereinigten Staaten gebracht. Die Züge sind mittlerweile gestoppt. Auch Schiffe, die Neuwagen von Audi oder Volkswagen von anderswo – etwa aus Deutschland, Ungarn oder der Slowakei – in die USA importieren sollten, kehrten um. Grund ist der neue US-Importzoll von 25 Prozent, den der US-Präsident Anfang April als Teil seiner "Wirtschaftlichen Befreiungsoffensive" verkündete.
Jetzt sollen sich die Händler zunächst aus den Beständen bedienen, die bereits in den USA sind. Immerhin sollen das allein bei Audi knapp 40.000 Autos sein. Laut Volkswagen reicht der Autovorrat etwa für zwei Monate. Wie es mit den strenger verzollten Autos – die nach dem 2. April eingeführt werden – weitergeht, steht noch nicht fest.
Die Werke deutscher Autobauer in Mexiko sehen Sie in der Galerie.
Renault fängt gar nicht erst an
Renaults Sportwagenmarke Alpine wird vorerst nicht in die USA expandieren. Eigentlich war der Markteintritt für 2027 geplant, doch Renault zieht angesichts politischer Unsicherheiten die Notbremse. Hintergrund sind die von Ex-US-Präsident Donald Trump eingeführten Autozölle, die weiterhin den Handel belasten. Das berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg.
Renault-Finanzchef Duncan Minto erklärte laut Bloomberg, man habe sich entschieden, kleinere Vorhaben wie den US-Start von Alpine vorerst zurückzustellen. Ziel sei es, Kosten zu senken und sich für den Fall eines wirtschaftlichen Abschwungs abzusichern. Das sei unter den aktuellen Bedingungen ein logischer Schritt, so Minto. Alpine hatte bereits Gespräche mit dem Autohandelsriesen AutoNation über eine mögliche Vertriebspartnerschaft geführt. Die Marke, die derzeit stark auf Elektromobilität setzt, hat kürzlich ihr erstes E-Modell A290 vorgestellt und arbeitet an größeren Fahrzeugen – eigentlich gerade mit Blick auf den amerikanischen Markt.
Renault selbst ist bereits seit Jahrzehnten nicht mehr auf dem US-Markt vertreten. Der Höhepunkt des Renault-Engagements in den Vereinigten Staaten lag zwischen 1970 und den späten 1980er Jahren. Damals waren die Franzosen Hauptanteilseigner des US-Herstellers American Motors Corporation (AMC) und damit auch an der Legende-Marke Jeep. Das gipfelte in der Verwendung von Renault-Motoren in Jeep-Modellen. 1987 verkaufte Renault AMC an Chrysler, das war gleichzeitig das bisherige Ende der französischen Marke in den USA.