Mercedes muss umstrukturieren
Mercedes-Technikchef James Allison zieht sich auf eigenen Wunsch aus dem Tagesgeschäft zurück. Der Top-Ingenieur soll sich künftig mehr um strategische Entscheidungen kümmern. Um die Lücke zu schließen, rückt Mike Elliott in der Technikabteilung eine Stufe nach oben.
Kein Formel-1-Team fuhr in den letzten Jahren so viele Siege und Titel ein wie Mercedes. Einer der Väter der unglaublichen Erfolgsserie war James Allison. Der 58-Jährige aus Lincolnshire hatte 2017 nach vier Jahren bei Ferrari eine neue Heimat beim Silberpfeil-Rennstall gefunden und seitdem die Entwicklungsabteilung angeführt. Doch nun geht diese Ära auch schon wieder zu Ende.
Wie das Weltmeisterteam am Freitag (9.4.) mitteilte, verlässt der Technikchef auf eigenen Wunsch seinen Posten: "Ich bin fest davon überzeugt, dass es für Personen in Führungspositionen in diesem Sport ein gewisses Haltbarkeitsdatum gibt. Ich habe mich deshalb jetzt dazu entschlossen, meine Rolle als Technischer Direktor abzugeben und den Staffelstab zur richtigen Zeit für das Unternehmen und mich persönlich an meinen Nachfolger weiterzureichen", begründete Allison seine Entscheidung.
Anstatt Mercedes ganz zu verlassen wird sich der charismatische Engländer aber zunächst nur aus dem Tagesgeschäft zurückziehen. Wie das Team offiziell mitteilte, soll Allison auch in Zukunft mithelfen, die strategischen Herausforderungen des Rennstalls zu meistern. In der neu geschaffenen Position des "Chief Technical Officer" (CTO) wird Allison demnach weiterhin eng mit der technischen Leitung in den Werken Brackley (Chassis) und Brixworth (Motor) zusammenarbeiten.
Mike Elliott beerbt James Allison./strong>
"Ich hoffe, dass ich in meinem neuen Tätigkeitsbereich auch weiterhin einen hilfreichen Beitrag leisten kann", erklärte Allison zu seiner neuen Rolle. "Mein Hauptaugenmerk wird darauf liegen, unser Leistungsvermögen über die gesamte Breite zu verbessern und Toto (Wolff) bei den wichtigen strategischen Entscheidungen zu unterstützen, denen wir uns in naher Zukunft gegenübersehen werden."
Damit die Stelle als Technikchef nicht unbesetzt bleibt, wird Mike Elliott eine Stufe aufrücken. Der 46-jährige Ingenieur war nach ersten F1-Stationen bei McLaren und Renault 2012 von Mercedes zunächst als Leiter der Aerodynamik-Abteilung verpflichtet worden. Seit 2017 fungierte er als "Technology Director" in der Führungsmannschaft direkt unter Allison. Nun übernimmt er dessen Posten komplett.
Allison macht sich nach dem Teilabgang keine großen Sorgen um die Schlagkraft seiner Mannschaft: "Ich freue mich sehr, dass Mike mein Nachfolger wird. Er ist ein außergewöhnlicher Ingenieur in einer enorm starken Führungsriege innerhalb unseres Teams. Wir werden von dem frischen Wind profitieren, den er in diese Rolle einbringen wird."
Stört Umbruch den Titelkampf?
Elliott steht nun ein großer Schritt ins Rampenlicht bevor. Für den Aufstieg sieht er sich aber gut vorbereitet, was auch an seinem Vorgänger liegt: "Es war eine große Freude und Privileg, zu einem früheren Zeitpunkt in meiner Karriere bei Renault und in den vergangenen vier Jahren bei Mercedes für James zu arbeiten. Er hinterlässt große Fußstapfen, die es nun zu füllen gilt. Ich freue mich sehr, dass wir weiterhin auf sein Fachwissen zurückgreifen können. Persönlich ist es eine fantastische Chance für mich, Technischer Direktor eines Teams wie Mercedes zu werden."
Laut Mercedes soll der Übergang zur neuen Führungsstruktur in der Technikabteilung bereits in den kommenden Monaten vollzogen werden. Man darf gespannt sein, ob der Umbruch negative Auswirkungen auf den engen Titelkampf gegen Red Bull und das Entwicklungsprogramm für die neuen Autos der Saison 2022 haben wird.
Teamchef Toto Wolff sieht seine Entwicklungsmannschaft auch ohne Allison an der Spitze gut aufgestellt: "Wir wussten schon seit einer Weile, dass seine Zeit als Technischer Direktor in diesem Jahr enden würde. Ich freue mich sehr, dass wir seine neue Rolle so gestalten konnten, dass er in unserer Motorsport-Familie bleibt. In den kommenden Jahren wird er für mich ein wichtiger Sparringspartner sein. Ich weiß, dass wir gemeinsam noch viel erreichen können."
Elliott bereit für nächsten Schritt
Laut Wolff gehören personelle Veränderungen zum Geschäft dazu: "Ein Unternehmen ist ein dynamischer Organismus, wir müssen uns ständig anpassen, wenn wir erfolgreich sein wollen. Eine wirkungsvolle Nachfolgeplanung gehörte in der Vergangenheit zu den Stärken unseres Teams und deshalb freue ich mich sehr, Mike in seiner neuen Rolle als Technischer Direktor bestätigen zu können."
Wolff erwartet von Elliott die Lücke nahtlos zu schließen: "Wir sind uns das erste Mal Anfang 2013 begegnet, als ich neu zum Team hinzugestoßen bin, und haben seitdem viele Stunden damit verbracht, über das Team und dessen Entwicklung zu sprechen. Mike hat sich immer weiterentwickelt und ist jetzt bereit, den nächsten Schritt zu gehen."