Wohnmobil-Tour nach China

Durch Wüsten, Steppen und Gebirge fuhren Kerstin Hüllmandel und Albert Knaus mit einem Zwölftonner-Reisemobil bis nach China. Über ihre verschiedenen Abenteuer haben sie ein Buch geschrieben.
Einmal China und zurück – was man mit dem Flugzeug locker in zwei Tagen schafft, sieht auf dem Landweg ganz anders aus. Die staubigen Weiten der Wüste Gobi und der Taklamakan, endlose russische Steppen und schroffe Gebirge liegen auf dem Weg ins Reich der Mitte. Um bei diesem Mammutprojekt nicht ganz auf sich allein gestellt zu sein, schlossen sich Kerstin Hüllmandel und Albert Knaus – der früher übrigens Teilhaber der Knaus Wohnwagenwerke war – einer geführten Gruppe von Reiseveranstalter Mir-Tours an. Mehr als 28.000 Kilometer legten die beiden in den gut fünf Monaten der Reise zurück.
Geführte Wohnmobil-Tour nach China im 12-Tonner
Als fahrbaren Untersatz hatten die Iphofener kein Expeditionsmobil dabei, sondern einen von RMB ausgebauten MAN-Zwölftonner. Der eckte mit seiner stolzen Höhe von 3,65 Meter immer wieder an. Warum fährt man mit einem solchen Riesen bis nach China? "Wir haben halt kein anderes Reisemobil", lacht Albert Knaus. Die Zuladung des "Panzers", wie er von ihrem chinesischen Reisebegleiter scherzhaft genannt wurde, wird voll ausgenutzt: Vom Ersatzrad über Dieselfilter und Keilriemen bis zur Wasserpumpe ist ein ganzes Ersatzteilarsenal mit an Bord.
Das ist auch nötig, denn Schotterpisten, Passfahrten und der allgegenwärtige Staub fordern von Mensch und Maschine ihren Tribut. So zum Beispiel in der usbekischen Stadt Samarkand, wo sich der MAN von seinem Auspuff verabschiedete. Ein Mechaniker nimmt sich der Sache an: Ganz ohne Grube macht er sich stundenlang am Unterboden des Reisemobils zu schaffen und bringt es so wieder zum Laufen. Einem anderen Fehler ist indes nicht so leicht beizukommen: In großen Höhen, wie sie bei Passfahrten erreicht werden, nimmt die Leistungsfähigkeit einiger Teilnehmer-Fahrzeuge wegen des niedrigeren Sauerstoffgehalts in der Luft rasant ab. Hier hilft nur Augen zu und durch.
Wie ist das so, über mehrere Monate hinweg mit einer Gruppe unterwegs zu sein?
"Nicht immer einfach", gibt Knaus zu, "manchmal prallen da schon die Egos aufeinander." Andererseits ergänzt man sich auch: Einer kann mehrere Sprachen, der Nächste ist ein begnadeter Bastler und der Dritte hat medizinische Kenntnisse. Als Knaus auf dem Torugart-Pass an der chinesischen Grenze in über 3.700 Meter Höhe höhenkrank wird, ist die Hilfe einer zur Reisegruppe gehörenden Krankenschwester hochwillkommen.Eine Erfahrung, auf die Knaus auch lieber verzichtet hätte, war eine Polizeikontrolle in der kasachischen Wüste, bei der Kerstin von ihm getrennt verhört wurde: "Das waren vielleicht nur zehn Minuten, aber sie kamen mir unendlich lange vor. In meiner Fantasie spielten sich die furchtbarsten Szenen ab." Zum Glück können ein paar "Geschenke" – Zigaretten und Schokolade – die Situation entschärfen. Was bleibt nach so einer langen Reise im Gedächtnis? "Die zauberhaften Landschaften Chinas, die netten Menschen in Kirgistan und Usbekistan – wir könnten noch viel mehr aufzählen", sind sich Kerstin und Albert einig. Demnächst will das Paar nach Skandinavien fahren –vielleicht gibt’s dann wieder ein neues Buch.
"Ein ungewöhnliches Erlebnis- und Reisetagebuch: Deutschland – China", heißt das Buch von Albert Knaus und Kerstin Hüllmandel. 256 Seiten, 39,50 Euro.