BMW Z3 1.8i im Test

Rechtzeitig zum Frühjahr kommt der neue BMW Z3 auf den Markt. Kann der in den USA gebaute Roadster die Erwartungen erfüllen, die ein Sportwagen der Marke BMW weckt? Im Test die Basisversion mit 115 PS-Motor.
Wie formt man einen Z3? Das Rezept ist einfach. Als Grundlage dienen die beiden klassischen Schönheitsideale der sechziger Jahre: der Ford Mustang – und Sophia Loren. Gut gemixt ergibt das eine sinnliche Mischung. Der Mustang steuert jene Proportionen bei, die einen Sportwagen heute noch besonders vorteilhaft aussehen lassen: kurzes Stummelheck, lange Motorhaube. Eine Schuss Loren sorgt für propere Rundungen an den richtigen Stellen. Gewürzt wird das Ganze mit einer Prise Erinnerung an ein Meisterwerk des Designer-Grafen Albrecht Goertz, der einst dem BMW 507 ganz ähnliche Kiemen an den Flanken verordnete. So steht er nun da, der neue Roadster, der in einem neuen BMW-Werk im amerikanischen Bundesstaat South Carolina montiert wird. Kompakt und schon im Stand sportliche Kraft ausstrahlend. Zugegeben: Es gibt auch Betrachter, denen er vor allem wegen seiner voluminösen Frontpartie zu pummelig ausgefallen ist. Aber für manchen hatte wohl auch die Loren zu viel in der Bluse. Die Tatsache, dass der Z3 aus dem Süden der USA kommt, wo Arbeitskräfte beträchtlich billiger sind als in Bayern, sorgt für einen sehr attraktiven Preis vor allem beim hier getesteten Basismodell mit dem zweiventiligen 1,8 Liter- Motor (43 700 Mark). Auf der anderen Seite machen Gerüchte die Runde, nach denen BMW im Werk Spartanburg mit erheblichen Qualitätsproblemen zu kämpfen hat. Dass die für die Fachpresse vorgesehenen Exemplare liebevoll präpariert werden – davon kann man ausgehen. Der auto motor und sport-Testwagen jedenfalls ließ keine Qualitätsmängel erkennen. Die steife, auch auf sehr schlechten Straßen klapperfreie Struktur der Karosserie überzeugte ebenso wie die Detailverarbeitung mit gleichmäßigen Blechfugen und sauber eingepassten Kunststoff-Verkleidungen im Innenraum. Auch das Verdeck, aus hochwertigem Stoff gefertigt, spricht für Qualität. Es trotzt dem Wolkenbruch automatischer Waschanlagen, ohne ein Tröpfchen ins Innere zu lassen. Und es verursacht bei hohen Geschwindigkeiten nicht mehr Windgeräusche, als es bei solch einfachen, ungefütterten Roadsterkapuzen die Regel ist.
Die Bedienung macht wenig Mühe: zwei Riegel am Windschutzscheiben-Rahmen öffnen, zurückklappen – fertig. Da fällt es leicht, auf die erst ab Herbst lieferbare elektrische Betätigung zu verzichten. Zumal der Fahrer ohnehin aussteigen muss, um die im geräumigen Kofferraum bereitliegende Persenning zu befestigen, was ebenfalls ohne Blutblasen oder abgebrochene Fingernägel vonstatten geht. Dass bei der Konzeption des Z3 mit jedem Cent gerechnet wurde, bleibt nicht verborgen. Im Cockpit beispielsweise dominiert glattes Hartplastik, das billiger wirkt als der sonst bei BMW übliche genarbte Kunststoff. Aber das ist allenfalls ein optischer Nachteil. In einem Cabrio darf man die glatten Oberflächen sogar als funktionellen Vorteil verstehen, weil sie leichter zu reinigen sind. Instrumente und Bedienungshebel folgen dem bewährten BMW-Stil – da gibt es, was Anordnung und Gestaltung betrifft, nichts auszusetzen. Die schlichten, in der Basisausführung mit Kunstleder bezogenen Sitze bieten ausreichend Bequemlichkeit und Seitenführung, dazu einen Verstellbereich, der auch sehr großen Fahrern eine adäquate Sitzposition ermöglicht. In der Breite ist der Innenraum knapp geschnitten, kein Fehler bei einem Roadster, bei dem nicht zuletzt die intime Enge des Cockpits für jenes sportliche Fahrgefühl sorgt, das solche Autos erst attraktiv macht. Zu loben gilt es praktische Detaillösungen: die Führung der Sicherheitsgurte beispielsweise, die erfolgreich verhindert, dass die Gurtbänder beim Offenfahren auf die Schultern trommeln, oder auch die beiden geräumigen, abschließbaren Staufächer hinter den Sitzen.
Weil der Z3 nicht der bei modernen Cabrios grassierenden Seuche der extrem flachen Windschutzscheiben erlegen ist, werden auch Roadster-Fahrer der alten Schule an ihm Freude haben. Hier sitzt man wirklich im Freien und betrachtet den Fahrtwind nicht als Zumutung wie jene verwöhnten Softies, die sich noch beim schönsten Wetter hinter hochgekurbelten Seitenscheiben und Windschott verstecken. Zur intensiven Luftfahrt trägt auch die sehr niedrige Gürtellinie im Cockpitbereich bei; das einzige, was da noch stört, sind die Dreiecksfenster. Aber ohne sie wären die Seitenscheiben zu groß geraten, um noch in die Türen zu passen. Aus der Fahrerperspektive vermittelt der Z3 den Eindruck, in einem echten Boliden zu sitzen, so mächtig wölbt sich die Motorhaube. Was darunter sitzt, ist freilich nur ein bescheidenes Maschinchen, das mit seinen 115 PS an der unteren Skala der bei preisgünstigen Roadstern üblichen Motorisierung liegt. Das ist nicht von vornherein ein Grund zum Meckern. Denn der Vierzylinder gilt zu Recht als eines der besten Triebwerke seiner Hubraum- und Leistungsklasse. Der 1,8-Liter zeichnet sich durch kraftvollen Durchzug schon bei niedrigen Drehzahlen aus, er legt im oberen Bereich ordentlich zu, und er bietet bei all dem auch noch eine Laufkultur, die im Vierzylindersegment Spitze ist. Keine schlechten Voraussetzungen also für auch antriebsseitiges Vergnügen, obwohl sich das Fünfganggetriebe nicht ganz so mühelos schalten lässt, wie man das von BMW gewohnt ist. Doch Zweifel regen sich. Ein guter Limousinenmotor muss nicht unbedingt auch ein vergnüglicher Sportwagenantrieb sein, und das gedämpfte Nuscheln, das der Vierzylinder produziert, werden Freunde eines sportlichen Sounds kaum als Ohrenschmaus bezeichnen. Gemessen an Hubraum und Leistung sowie dem nicht gerade geringen Gewicht des kleinen Roadsters sind die Fahrleistungen durchaus adäquat. Aber als waschechten Sportwagen qualifizieren sie den Basis-Z3 nicht – auch deshalb nicht, weil ein ganz neuer Roadster, der den Namen BMW trägt, naturgemäß besonders hohe Erwartungen weckt. Obwohl auch noch ein 140 PS starker Vierventiler im Angebot ist, stellt sich die Frage, ob es die typische BMW-Klientel goutiert, dass entgegen der üblichen Praxis der Bayern die Motorenpalette von unten her aufgebaut wird. Nachrüstung freilich ist in Sicht.
Schon die aktuelle Version veranlasste einen Repräsentanten einer nicht unbedeutenden Konkurrenzfirma zu einer verhalten hämischen Bemerkung: „Der hat ja noch nicht einmal die neue Hinterachse.“ Stimmt. Der Z3 bedient sich der einfacheren Schräglenkerkonstruktion, die im Vorgänger der Dreier-Reihe zu finden war und auch für die Compact- Modelle verwendet wird. Kein Grund, um die Fahrsicherheit zu fürchten. Der Z3 verhält sich in Kurven über einen weiten Bereich lammfromm, gerade so stark untersteuernd, dass der Fahrer schnell Vertrauen fasst. Dem Heck zu munterem Eigenleben zu verhelfen gelingt, wenn Lenkrad und Gaspedal mit Nachdruck betätigt werden. Aber selbst dann bleibt der Z3 durch Zurücknehmen des Lenkeinschlags gut kontrollierbar. Die beispielhafte Handlichkeit der bekannten Dreier-Versionen vermag er allerdings nicht zu übertreffen – ein Eindruck, für den vor allem das zu große Lenkrad und der Blick auf den mächtigen Vorbau verantwortlich sind. Die exakte, leichtgängige Lenkung und die kräftig zupackenden Bremsen unterstreichen die Qualitäten des Fahrwerks ebenso wie der ordentliche Federungskomfort. Der steht sicher nicht ganz oben auf der Wunschliste des Roadster- Fahrers. Aber die Zeiten sind gottlob vorbei, zu denen es als sportlich galt, sich gnadenlos durchprügeln zu lassen. Grobe Unebenheiten können den Z3 in eine kräftige Vertikalbewegung versetzen, aber abgesehen davon behandelt er seine Besatzung mit erfreulicher Nachgiebigkeit. Die Konzeption stimmt, der Erfolg ist programmiert. Nur eines wird – diese Prognose sei erlaubt – künftige Besitzer ärgern: dass bald viele Z3 herumfahren und sich keiner mehr danach umdreht.