DS3-Performance (2016) 1.6 Liter-Turbo
Leistungsstark, aber umweltfreundlich. Sportlich, aber leicht zu beherrschen. Die Topversion „Performance“ des DS3 präsentiert sich als ein Fahrzeug der Kompromisse. Kann er damit überzeugen?
Wenn man Eric Apode, den Direktor des Bereiches "Produkt und Entwicklung“ von DS, darum bittet, den DS3 Performance in einem Wort zusammenzufassen, gerät der Manager ins Grübeln. Es gebe ja so viele Dinge darüber zu erzählen, sagt er. Aber nein: ein Wort, bitte! Nach einer Weile entscheidet er sich für "enthusiastisch“. Immerhin: Er hätte die Performance-Version ja auch "göttlich“ nennen können. Aber das ist sie nicht, er weiß das.
Schaut man ihn an, wirkt der DS3 Performance nämlich eher irdisch, bodenständig, als hafte er an der Straße. Das liegt nicht zuletzt an der Spur, die bei der Topversion um 26 mm verbreitert wurde und 15 mm tiefer liegt. Die ausgestellten Radkästen tragen ebenfalls einen Teil dazu bei, genauso wie die 18-Zoll-Leichtmetallfelgen. Und die als DS-Markenzeichen eingeführten "DS Wings“ an der Front wirken auch nicht engelsgleich, sondern eher frech. Als ob er dich bis über beide Scheinwerfer hinweg angrinst. Vom teuflischen rot-schwarz-Look samt Doppelrohrauspuff ganz zu schweigen.
Sportliche Sitze und Klavierlack-Optik im DS3-Performance
Drinnen geht es neckisch weiter: Schicke Leder-Rennschalen und Alu-Pedale flüstern einem ins Ohr, dass es sich hier um die 208-PS-Version handelt. Die Sitze sind für größere wie auch für kleinere Fahrer bequem, variabel und ein cooles Detail für so einen kleinen Flitzer. Ansonsten glänzt der Performance von innen, im wahrsten Sinne des Wortes, überwiegend in Klavierlack-Optik. Natürlich in schwarz, passend zum Dach. Für Putzteufel in Hinblick auf Fingerabdrücke eher ungünstig, aber schick.
Als weniger sportlich und schick erweist sich jedoch das Lenkrad. Dass es für ein solche Kart etwas zu groß geraten ist, darüber lässt sich vielleicht noch streiten. Der untere Teil ist jedoch großzügig mit Plastik verkleidet – soll vielleicht nach Alu aussehen, wirkt aber irgendwie billig, passt nicht zum Rest. Zudem könnte man den Franzosen zwar zu Gute halten, dass sie das Cockpit gegen Knopf-Epidemie impfen wollten. Aber so ganz ohne Knöpfe ist das Lenkrad eher unpraktisch. Das zeigt sich später noch beim Fahren.
Infotainment des DS3-Performance: modern, aber mit Schwächen
Was das Infotainment angeht, so mischt DS munter im globalen digitalen Kopplungs-Wettrüsten aller Automarken mit. 7-Zoll-Touchscreen: klar. Mirror Screen für Apple und Android: logisch. Navi: selbstredend. Koppeln geht problemlos, der Touchscreen hat aber offenbar ein Aufmerksamkeitsdefizit: Statt gleich beim ersten Mal zu reagieren und beispielsweise die Zielführung tout de suite zu starten, lässt er den Fahrer lieber zwei oder dreimal auf die Fläche tatschen, bis er ihm seinen Wunsch erfüllt.
Beim Wesentlichen zeigt sich der DS3 aber kompetent und, hier haben wir es, tatsächlich enthusiastisch. Kupplung gedrückt, den "THP 208 Stop&Start“-Motor gestartet und schon fängt der aufgeladene Vierzylinder an zu blubbern. Der Doppelauspuff souffliert mit dunklem Wummern. Anfahren im ersten Gang: Huch, das geht aber flott! Schnell folgt der Zweite Gang, seine Lieblingsstufe. Fast schon zu zackig für die Umgebung einer kleinen französischen Hafenstadt. Die Einwohner in St. Tropez sind aber sicherlich schon ganz andere Sachen gewöhnt, sodass ihnen bei einem verspielten 1,6-Liter-Turbobenziner nicht gleich das Croissant aus dem Mund fällt. Der Sound ist trotzdem knackig, der Zug nach vorne reißt mit, weil das Torsen-Differenzial für Traktion sorgt.
Straffe Lenkung, sportliches Fahrwerk in der DS3-Performance-Version
Auch in den höheren Gängen mimt der DS3-Performance mit 300 Nm Drehmoment eher den TGV als die Bummelbahn. Nein, an Wille und positiver Einstellung fehlt es dem kleinen Rennteufel wirklich nicht. Das Getriebe funktioniert zuverlässig, die Gänge lassen sich wunderbar sortieren und der mit Leder bezogene Schaltknauf liegt gut in der Hand. Auch im fünften und sechsten macht er eine gute Figur, auch wenn er sich in den kleineren Gängen noch wohler fühlt und dort so richtig aufdrehen kann. Die Bremse reagiert auf Anhieb, lässt sich grundsätzlich gut dosieren, könnte aber gerade im letzten Drittel noch etwas vehementer zubeißen.
An der Lenkung lässt sich der Kompromiss-Gedanke des DS3 ganz gut verdeutlichen: Sie ist straff und direkt, verzeiht aber auch kleine Fehler des Fahrers, hilft ihm manchmal aus der Patsche. Beim Fahrwerk hingegen ist er weniger gnädig, lässt einen die Straße spüren wie sie ist. Zuckerbrot und Peitsche sozusagen. Pneumatisches Rumschaukeln à la 1955? – Passé.
DS3-Performance: ein Kompromiss, der teilweise funktioniert
Der DS3-Performance will also Sportlichkeit mit Lifestyle vereinen. Die Dynamik nimmt man ihm ab, da hat Peugeot-Sport-Entwickler Thierry Chauvet bei der Konzeption des Antriebsstranges gute Arbeit geleistet. Fahrer mit wenig Motorsport-Erfahrung überfordert er nicht, aber auch Profis sind von ihm positiv überrascht. Hier funktioniert der Kompromiss. Ein Auto zum Reinwachsen sozusagen. Dass der drehfreudige Turbo-Benziner in der Praxis mit einem CO2-Ausstoß von 125g/km auskommt, glauben wir aber nicht.
Handlungsbedarf besteht in Sachen intuitive Bedienung. Das fängt beim Lautstärkeregeln während der Fahrt an: Ein gut durchdachtes Multifunktionslenkrad würde hier wesentlich weniger ablenken als die Suche nach den winzigen Knöpfchen unter der Klimaanlage, für deren Betätigung man sich erst einmal am Schaltknauf vorbeischlängeln muss. Ebenso sorgt Menüführung des Multimediasystems ab und zu für Fragezeichen auf der Stirn des Piloten. Ein "Zurück-Knopf“ würde hier einiges erleichtern.
Ab April kann man die Performance-Version des DS3 kaufen. Preise für die Topversion als Limousine oder Cabrio gibt es noch nicht. Allerdings kostet die geschlossene Version mit dem THP 165 Stop&Start-Motor in der höchsten Ausstattungsvariante "Sport Chic“ 23.490 Euro, das Cabrio in der gleichen Version 26.290 Euro. Damit dürfte sich die Performance-Variante preislich zwischen seinen Konkurrenten Mini Cooper S (Limousine: 24.100 Euro, Cabrio: 27.950 Euro) und Alfa Romeo Giulietta Veloce (32.099 Euro) bewegen. Nicht gerade ein Schnäppchen, aber für Fahrspaß auf Französisch eine lohnenswerte Investition.