Jeep Renegade, Duster, Yeti, SX4 S-Cross
Er trägt zwar einen berühmten Namen, doch beim Renegade mit Fiat-500-Genen könnten die alten Freunde der Offroad-Marke in Schnappatmung verfallen. Wie viel Jeep steckt im neuen Kompakt-SUV, und wie gut schlägt er sich gegen Dacia Duster, Suzuki SX4 S-Cross und Seriensieger Skoda Yeti?
Die Frage, was denn nun ein Jeep sei, stellte schon Popeye, der Seemann, vor 80 Jahren. Wahrscheinlich wollen Sie das alles jetzt nicht so dringend wissen, interessant ist es dennoch: Eugene the Jeep heißt ein Fabelwesen aus einem Comic-Strip des Zeichners Elzie Segar, dessen Held jener später berühmt gewordene Popeye (zu deutsch: Glubschauge) ist. Vermutlich nannten die Soldaten alle möglichen kleinen Mehrzweckgeräte nach dem Fabeltier Jeep, unter anderem ein Kleinflugzeug, ein Boot, aber ebenso den neuen Quarter-Ton-Truck von Willys und Ford, den Jeep eben.
Jeep Renegade tritt gegen die Konkurrenz an
Jedenfalls ist es die jüngste und nicht unwahrscheinlichste Erklärung für den Markennamen des kleinen Kompakt-SUV, der korrekt Jeep Renegade 2.0 Multijet Limited heißt. Es ist ein weiter Weg vom Armeefahrzeug aus 1941 bis zum Renegade von 2014, anders als damals hat er es etwa mit einer Reihe von Konkurrenten zu tun.
Die treten hier alle mit Dieselmotor, Schaltgetriebe und Allradantrieb an: Dacia Duster mit 109 PS, Skoda Yeti mit 140 PS und der Suzuki SX4 S-Cross mit 120 PS. 140 PS hat ebenso der Fiat-Diesel im Jeep Renegade, der in der opulenten Limited-Ausstattung gar nicht mal sehr günstig ist. Unter 30.000 Euro geht da nicht viel, was genauso für den Skoda und eingeschränkt für den Suzuki gilt. Nur der Duster ist mit einem Grundpreis von 18.690 Euro viel billiger. Eine Differenz von fast 10.000 Euro ist selbst für jene ein Argument, die nicht so auf Euro und Cent achten müssen. Was kann er also, der Dacia?
Viel Platz im Dacia Duster
Er hat ja bereits in dem ein oder anderen Vergleichstest Prügel bezogen, mit einem teutonischen Punkte- und Wertesystem wird man dem rumänischen Billig-SUV halt nicht so leicht gerecht. Doch unter uns gesagt: Fast 20.000 Euro sind ja auch nicht so spottbillig (Jeep Renegade. fast 29.000 Euro), dass man über alle Schwächen im Detail hinwegsehen kann. Daher fangen wir mit dem an, was der Dacia Duster besonders gut kann: federn beispielsweise. Mit seinen langhubigen Federelementen bügelt er selbst sehr holperige Wege glatt, schaukelt etwas hin und her, erweist sich aber dennoch als sehr komfortabel. Ein Auto, das für Feldwege zwischen walachischen Dörfern entwickelt wurde, kann man auch mit der besonders herben Schlechtwegstrecke Nummer 4 im Bosch-Testzentrum Boxberg nicht schrecken. Das funktioniert übrigens ebenso gut, wenn die Zuladung (482 kg) maximal ausgenutzt wird.
Platz, um alles Mögliche unterzubringen, hat er ebenfalls reichlich, was im Übrigen auch für den Jeep Renegade und Skoda Yeti gilt. Es dürfen auch gern mal Zementsäcke oder Schweinehälften sein, das rustikale Ambiente des Duster lädt dazu ein. Insassen fühlen sich dagegen nicht so gut untergebracht, was vor allem an der mäßigen Qualität der Sitze liegt. Auch der laute und vernehmlich selbstzündende Motor trägt nicht zum Wohlbefinden bei. Zudem gibt er sich zäh und unwillig, der maßvolle Dieselkonsum ist seine beste Seite.
Womit wir beim Geld wären: Natürlich ist der Dacia deutlich günstiger als der Jeep Renegade in der Anschaffung, doch die Betriebskosten liegen auf dem Niveau der Wettbewerber. Zudem muss man mit einer sehr mageren Multimedia- und Assistenzsystem-Ausstattung klarkommen.
Der Suzuki ist klein und sparsam
Suzuki geht einen etwas anderen Weg als Dacia: Die Autos werden mit Ausstattung aller Art vollgepackt und dann zu einem recht hohen Preis verkauft. So kostet der Suzuki SX4 1.6 DDiS Comfort Plus ab Werk 28.990 Euro und befindet sich damit auf Augenhöhe mit Skoda Yeti und Jeep Renegade. Er ist dann allerdings bereits so gut ausgestattet, dass es als aufpreispflichtiges Extra in der Preisliste nur noch eine Metallic-Lackierung gibt (500 Euro).
Mit dabei ist nicht nur Tinnef wie "Applikationen am Frontstoßfänger, Seitenschweller und Heckstoßfänger", sondern auch sehr Habhaftes wie Touchscreen-Navi, Panorama-Schiebedach, Xenonscheinwerfer oder Zweizonen-Klimaautomatik. Das Panoramadach allerdings trägt dazu bei, dass es im Inneren des Suzuki nicht ganz so großzügig zugeht wie im Jeep Renegade, Dacia Duster oder Skoda Yeti. Der Dachhimmel schwebt hier deutlich tiefer im Interieur, und die Heckpartie schränkt die Sicht deutlich ein.
Nicht ganz zufrieden kann man auch mit den Fahrwerkseigenschaften sein: Der nicht sehr verwindungssteife Suzuki SX4 federt sehr ruppig, wird bei höherer Beladung noch unwirscher und ist unterm Strich das unkomfortabelste Auto in dem Vergleich mit Jeep Renegade, Duster und Yeti. Auch sonst tut man sich eher schwer, die Schokoladenseiten des Suzuki zu entdecken. Er fährt ganz wuselig ums Eck, doch da verdirbt die zwar zackig, dafür jedoch völlig rückmeldungsfrei agierende Lenkung Linie und Spaß. Die Bremsen packen eher milde zu, verlieren zudem in warmem Zustand zusätzlich an Biss. Bleibt der Motor. Der treibt den kleinen Suzuki recht unauffällig an, ist jedoch das sparsamste Triebwerk im Test, selbst wenn die Unterschiede hier eher gering sind. Er konsumiert im Testmittel knapp über einen Liter Diesel je 100 km weniger als der Skoda – ein durchaus gewichtiges Argument.
Jeep Renegade ist ausgeglichen
Ganz neu ist der Jeep Renegade auf dem Markt, und schon sind wir so unnett zu ihm, lassen ihn gleich mal gegen den Seriensieger Skoda Yeti antreten. Wohl wissend, dass es einem Wunder gleichkäme, wenn er sich punktemäßig gegen den Bestseller aus Mlada Boleslav durchsetzte. Das tut er hier nicht, so viel sei vorweg gesagt, doch der Jeep aus dem Fiat-Werk im süditalienischen Melfi weiß durchaus zu überzeugen.
Über das Design kann man noch geteilter Meinung sein, doch die Hardware-Qualitäten des Renegade überraschen in diesem Vergleich das Testteam. Das beginnt schon beim Raumangebot im kastigen Jeep Renegade, das in dieser Klasse sonst kaum ein Konkurrent zu bieten hat. Nur das Raumgefühl leidet unter den dicken A- und C-Säulen, die vergleichsweise wenig Licht ins Interieur lassen.
Die Bedienung ist teilweise etwas wirr, doch eher italienisch als amerikanisch, einschließlich des Touchscreen-Navis, das der ansonsten sehr gut ausgestattete Jeep Renegade Limited für 1.190 Euro Aufpreis mit an Bord hat. Es gefällt zudem mit einer verständnisvollen Sprachbedienung und intuitiver Benutzerführung.
Jeep Renegade leistet 140 PS
Dass die Ingenieure im Fiat-Konzern Fahrwerke können, ist bekannt; dieses zählt jedenfalls zu den gelungenen. Die Abstimmung findet die richtige Balance zwischen noch angenehmem Komfort und agilem Handling. Der Jeep Renegade ist kein wuseliger Kurvenräuber, doch agil, die Lenkung direkt und einfühlsam. Das passt also alles.
Der Zweiliter-Multijet kommt ebenfalls von Fiat, leistet im Jeep Renegade 140 PS und fügt sich harmonisch ins Gesamtbild. Nicht so laufruhig wie der TDI im Skoda, doch kraftvoll knurrend, zudem sparsam, lässt er hier kaum Platz für Kritik. Bleibt noch eine Frage: Kann der Jeep Offroad? Dazu nur so viel: Mit den per Drehknopf wählbaren Programmen des Selec-Terrain-Allradsystems zählt er, vor allem mit Winterreifen, zu den talentierten Geländegängern im Kompaktsegment. Gute Balance, gute Traktion; sehr viel weiter als der Renegade kommen nur echte Hardcore-Offroader.
Harmonischer und solider Yeti
Der Skoda Yeti im Übrigen ebenfalls nicht so weit wie der Jeep Renegade, selbst wenn er, wie hier, als Outdoor mit Offroad-Assistent antritt. Er lässt selbst mit gedrücktem Assistenten etwas mehr Drehmoment zwischen den Achsen verschlupfen. Doch wegen seiner Offroad-Tauglichkeit kaufen vermutlich die wenigsten einen Yeti. Die meisten genießen die sonstigen Annehmlichkeiten des kleinen Skoda-SUV. Etwa die sehr gute Verarbeitungsqualität, das solide Interieur und die guten Sitze. Von eigener Güte ist ebenso der Federungskomfort, nur der Duster kann das besser, doch bei dem verhindern die ungemütlichen Sessel dauerhaftes Wohlbefinden.
Zu den sehr erfreulichen Seiten des Skoda zählt zudem der laufruhige, kultivierte Antrieb; da fühlt er sich einfach eine Klasse größer an, als er tatsächlich ist. Nachteil dabei: Im Verbrauch zählt der 2.0 TDI nicht zu den Knauserigsten. Da rächt sich auch, dass der Skoda ein Schwergewicht ist: Er wiegt fast 1.600 kg, nur der Jeep Renegade ist ähnlich gewichtig. Dacia Duster und Suzuki SX4 drücken dagegen mit rund 200 kg weniger auf die Waage.
Und da wir schon bei den weniger schönen Seiten des Yeti sind: Er ist relativ teuer, kostet ausstattungsbereinigt etwa 2.500 Euro mehr als der Jeep Renegade und 4.500 mehr als der Suzuki. Dafür gibt es zwar solide Qualität, doch demgegenüber nur das betagte Amundsen-Navi für 600 Euro Aufpreis. Was nichts daran ändert, dass der Skoda diesen Vergleich gewinnt. Wahr ist jedoch auch nach diesem Test: Es gibt in diesem Segment nur einen waschechten Jeep, den Renegade.