Land Rover Discovery (2017) im Fahrbericht
1,2 Millionen Exemplare in 28 Jahren und vier Modellgenerationen: der Discovery ist ein echtes Erfolgmodell der traditionsreichen Marke. Nun kommt Generation 5, mit frischem Design und neuem Unterbau. 12 Dinge, die uns bei der ersten Probefahrt mit dem neuen Disco in Utah aufgefallen sind.
- Das Design funktioniert. Hier haben die Designer geschafft, eine neue Formensprache zu entwickeln, frisch und harmonisch, ohne die sehr kantigen und robusten Vorgänger zu vergessen. So erinnern etwa die charakteristische Stufe im Dach und die asymmetrische Heckklappe an die Vorgängermodelle und der Neue ist auf den ersten Blick als Land Rover zu erkennen. So geht das.
- Der Discovery ist viel leichter (je nach Modell bis zu 480 kg), nicht jedoch kleiner geworden. Er ist ein stattliches Auto, wirkt sehr präsent auf der Straße, und das sogar in den südwestlichen USA, wo Pickup-Trucks und Riesen-SUV das Straßenbild prägen.
- Land Rover schafft es immer noch, uns zu überraschen, mit verblüffend einfachen, doch sehr nützlichen Detaillösungen, wie der kleinen inneren Heckklappe. Die große konventionelle Heckklappe ist einteilig, dahinter gibt es eine zweite Klappe. Sie ist unten angeschlagen, etwa 20 cm hoch, hilft beim Beladen, kann auch als Picknicktisch oder Sitzgelegenheit genutzt werden. Sie ist ab der Ausstattungslinie HSE Serie, bei den preiswerteren Ausstattungsversionen kostet sie 255 Euro extra.
- Apropos preiswert: Bereits ab 50.500 Euro beginnt die Preisliste, dafür gibt es den S mit 180 PS-Zweiliter-Diesel. Die Topversion HSE Luxury kostet mit den beiden lieferbaren Sechszylindern (Si6 und Tdi6) ab 73.700 Euro.
- Kommen wir zum Fahren. Der Tdi6 ist nominell nur 17 PS stärker als der Vierzylinder-Diesel mit 240 PS, aber der sehr viel souveränere Antrieb: leiser, geschmeidiger, drehmomentstärker und nur 2.000 Euro teurer. Er wäre in diesem Auto unsere Wahl.
- Die adaptive Luftfederung (1.655 Euro extra bei S und SE, sonst Serie) verleiht dem Disco einen gediegenen Langstreckenkomfort. Damit bügelt sein Fahrwerk so ziemlich alles weg, was ihm im asphaltierten Alltag unterkommt. Beeindruckend!
- An Geländetalent hat der Discovery nichts verloren, im Gegenteil. Das Terrain Response System der neuesten Generation lässt ihn mit spielerischer Leichtigkeit durch schwierige Offroad-Passagen klettern, wirkt dabei fast so, als benötigte er den Fahrer gar nicht und fände seinen Weg auch sehr gut allein.
- Faszinierend ist das Offroad-Feature "All Terrain Progress Control" (ATPC). Dahinter verbirgt sich ein Gelände-Tempomat, mit dem der Disco eine vorgewählte Geschwindigkeit selbständig hält, ganz gleich, ob es bergauf, bergab, durch Sand oder Schlamm geht. Der Fahrer kann sich derweil auf anderes konzentrieren. Und staunen, wie traumwandlerisch sicher der Wagen seinen Weg findet.
- Mit dem neuen Fahrwerk (vorn doppelte Querlenker, Mehrlenkerachse hinten) kann der Discovery auch Kurven auf Asphalt. Trotz des hohen Schwerpunkts und der komfortablen Federung wankt er nicht zu sehr und lässt sich erstaunlich fix ums Eck bewegen
- Die elektromechanische Lenkung wirkt sehr leichtgängig. Irgendwie erwartet man in so einem Auto ein etwas handfesteres Lenkgefühl. Steuern funktioniert nach etwas Eingewöhung trotzdem sehr gut, auch abseits befestigter Wege.
- Der Discovery hat nun auch einen aktiven Parkassistenten inklusive Trailerassist (765 Euro extra). Bei dem kann der gewünschte Weg mittels Terrain Response-Drehknopf vorgewählt werden, der Discovery parkt den Anhänger dann selbsttätig ein.
- Die auffällige Farbe des Testwagens heißt Namib, sie kostet als Sonderfarbe 2.040 Euro Aufpreis. Ebenso teuer und schön: Carpathian Grey. Unser Tipp: Kaikoura Stone für 1.020 Euro extra. Kaikoura ist, falls Sie es wissen wollen, eine Stadt in Neuseeland.
Fazit
Der neue Land Rover Discovery ist eine heftige Ansage: Riesig groß und somit viel Platz bietend ist er fast um eine halbe Tonne leichter geworden. Nette Details wie die zusätzliche kleine Innen-Heckklappe machen Freude und die verfeinerten Geländefähigkeiten wirken beinahe unwirklich - als wenn der Disco offroad kaum noch einen Fahrer braucht.
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Fahrbericht vom Vorserienmodell (von Jens Dralle)
Auf die Straße lies uns Land Rover mit dem neuen siebensitzigen Discovery Ende 2016 nicht. Aber ins Gelände. Und zwar richtig. Also ziehen Sie bitte die Gummistiefel an:
Offenbar haben die Damen und Herren bei Land Rover ein feines Gespür für Trends. Jene zum Beispiel, dass immer mehr Menschen aufs Land ziehen oder es sich zumindest wünschen, und dass das Straßennetz zunehmend zu verrohen droht. Halten beide an, eskalieren vielleicht sogar, dann hocken Sie also mal mit ihrer kinderreichen Familie auf eine Hütte in die Highlands, zu der noch nicht einmal eine Schotterpiste führt. Wie Sie dort jetzt wegkommen? Na, Sie laden alle in den Discovery ein, setzen sich in die erste Etage hinters Steuer, drehen den Auto Terrain-Response-Knopf in eine der fünf Positionen. Matsch und Schnee? Oder doch eher sandiger Untergrund? Vielleicht aber auch ein paar Felsbrocken? Kein Problem, geht alles. Und nicht nur bergab, sondern nun auch bergauf ohne Gas zu geben und zu bremsen – die Elektronik übernimmt.
All Terrain Progress Control nennen sie das bei Land Rover. Und das System arbeitet gespenstisch gut, wenngleich für wenig Geländeerfahrene etwas motiviert, beispielsweise dann, wenn der Discovery stoisch mit der vorgewählten Geschwindigkeit auf ein Hindernis zu rollt. Natürlich kann der Fahrer jederzeit übernehmen, der bekannte Dreiliter-Dieselmotor hilft mit seinem maximalen Drehmoment von 600 Nm dabei, wenn nicht alle, dann aber doch viele Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Oder eben zu überrollen. Leise murmelt der V6 im gut einsehbaren Bug, wirkt auch auf die Achtstufenautomatik, die sich nicht berufen fühlt, in Hektik zu verfallen.
Hohes Gewicht
Mit dem V6-Kompressor-Benziner wirkt der Discovery dagegen schon etwas gestresster. Und die beiden Vierzylinder-Diesel? Land Rover lobpreist das 180 und 240 PS starke Triebwerk zwar als sensationell effizient, doch es wird Gründe geben, weshalb sie für die erste Landpartie noch nicht zur Verfügung stehen. Und selbst mit den Zweiliter-Aggregaten bringt es der Discovery noch immer auf knapp 2,2 Tonnen, der TD6 kommt auf über 2,3 Tonnen. Letzter verfügt allerdings serienmäßig über eine Luftfederung, die eine Verschränkung von 500 Millimetern ermöglicht, sowie das aufwändigere der beiden Allradsysteme mit zweistufigem Verteilergetriebe und Untersetzung.
Unterdessen zwirbelt sich der um 14 Zentimeter auf 4,97 Meter gewachsene, aber schmalere und niedrigere Discovery über einen heftig zerfurchten Waldweg, der Unterboden schabt, der 258 PS starke Selbstzünder bollert stoisch. Dann hebt sich der Bug, der Himmel glotzt den Fahrer an, und zwar nur der. Gut, dass auf dem 10,2-Zoll-Monitor drei Kamera-Bilder den Verlauf des Weges und vom linken und rechten Wegesrand auf Höhe der Vorderräder bei der Peilung helfen. Überhaupt, die Assistenzsysteme. Eine Wasserdurchfahrt steht auch im Roadbook, na klar, 900 Millimeter Wattiefe, das sind die Briten sehr stolz drauf. Bevor sie fragen: Wir haben den Tümpel nicht ausgemessen. Doch die Echtzeitdarstellung im Monitor zeigt, dass das Wasserloch in etwa so tief ist. Und auch dieses Hindernis hakt der Land Rover gelassen ab.
Ja, diese Souveränität beeindruckt, die bequemen Sitze und die gute Ergonomie sowie die zahlreichen Ablagemöglichkeiten (eine genaue Aufschlüsselung der einzelnen Fassungsvolumina schicken wir gerne auf Anfrage zu) mag man, die Tatsache, dass sich die fünf Rücksitze per Befehl am Touchscreen flach legen und so 2.500 Liter Laderaum schaffen, ebenfalls. Nun könne man problemlos eine handelsübliche Waschmaschine einladen, jubelt der Hersteller. Doch erstens sind die Dinger inzwischen auf eine Haltbarkeit von höchstens sieben Jahren ausgelegt und zweitens lässt man sich eine neue kostenlos nach Hause liefern. Offenbar hat Land Rover doch nicht jeden Trend im Blick. Aber für die meisten mit dem Discovery das passende Auto im Angebot.