Mazda 626 Kombi 2.0, Nissan Primera Traveller 2.0, Renault Laguna Grandtour, Toyota Avensis Combi 2.0

Die heutige Freizeitgesellschaft braucht Platz in der Natur und im Auto. Preisgünstige Transportdienste leisten die vielen Kombis in der Mittelklasse. Im Vergleich vier Mittelklasse-Kombis mit Hang zur Größe.
Laderaum im Überfluß, Allradantrieb, Sitzplätze wie im Bus – für die Autoindustrie scheint der Fall klar: Das Leben besteht nur aus Wochenende und Urlaub. Platz auf Vorrat für Gepäck bei Bedarf: Nie war das Angebot so groß. Die meiste Zeit des Jahres bleiben die unbestrittenen Vorteile der Allradautos oder Vans jedoch ungenutzt, erweisen sich im täglichen Umgang sogar als Nachteil: Der Allradantrieb treibt den Verbrauch in die Höhe, der sperrige Van erschwert die Parkplatzsuche. Da ist der klassische Mittelklasse- Kombi meist die zweckmäßigere Lösung. Er kostet weniger, bietet ein hervorragendes Verhältnis von Innenraumangebot zu Außenabmessungen und seinen Passagieren den besseren Komfort.
Japanische und französische Hersteller sind mit Autos auf dem Markt, wo der anspruchsvolle Genießer ebenso fündig werden kann wie der praktisch veranlagte Spediteur. Die Kombis von Mazda, Nissan, Renault und Toyota sind alle üppig ausgestattet und damit meilenweit entfernt von der biederen Handwerker-Kutsche. Rein in die guten Stuben: Der 44 430 Mark teure Mazda 626 hat sich in der Exclusive- Variante am weitesten von seiner Basis entfernt. Er kostet 10 240 Mark mehr als der billigste 626 Kombi. Der mit 44 100 Mark zweitteuerste Testkandidat, der Laguna Concorde, liegt 9900 Mark über dem Grandtour-Basismodell. Beim 41 395 Mark teuren Nissan Primera Ambiente beträgt die Spanne 7300 Mark. Der Avensis Linea Sol liegt mit 42 030 Mark zwar am dichtesten an der Grundversion, aber immer noch 6370 Mark von ihr entfernt. Für die kräftigen Aufschläge sind unter anderem die Motorisierungen verantwortlich. Die Kombis haben alle Zweiliter- Motoren; die leisten zwischen 128 PS und 139 PS, während die Basisversionen mit 1,6 Liter (Nissan, Renault, Toyota) oder 1,9 Liter (Mazda) Hubraum und 90 PS (Mazda) bis maximal 110 PS (Toyota) deutlich magerer motorisiert sind.
Zur zusätzlichen Kraft der Topversionen kommen lange Listen mit serienmäßigen Ausstattungsdetails. Bei allen findet sich beispielsweise eine Klimaanlage an Bord, und elektrische Fensterheber gehören ebenfalls zum Standard. Die Zeiten, in denen japanische Autos mit dem umfangreichsten Zubehör ausgestattet waren und die Konkurrenz aus Europa im Preis unterboten, sind jedoch vorbei. In diesem Test weist der Renault Laguna das üppigste Ausstattungspaket auf und ist dabei sogar noch etwas billiger als der Mazda 626. Beide können gegen Aufpreis mit einer für Kombis wichtigen Niveauregulierung ausgerüstet werden, die es für den Nissan und den Toyota nicht gibt. Sitzkomfort und Raumangebot der Kombis sind wie erwartet limousinentypisch gut. Toyota und Renault bieten auf den Vordersitzen etwas mehr Platz und sind dort auch besser, weil kommoder bestuhlt. Auf der Rückbank sieht es anders aus. Denn die Sitzposition ist bei Mazda und Nissan bequemer, weil man höher sitzt und die Beine nur wenig angewinkelt werden müssen.
Was das Ladevolumen angeht, gibt der Renault der Konkurrenz kaum eine Chance. Er nimmt 1782 Liter oder 645 Kilogramm auf: die Spitzenwerte im Test. Außerdem läßt er sich mit den sperrigsten Gütern beladen. Bei den anderen Kandidaten stören die mehr oder weniger breiten Stoßdämpferdome. Eine separat zu öffnende Heckscheibe findet man auch nur bei Renault. Beim Fahrkomfort kann der Toyota dem Renault im unbeladenen Zustand nicht ganz das Wasser reichen, dafür schwingt er auf Wellen zu stark nach. Mit voller Beladung kehrt sich das Verhältnis dann aber um. Hier leidet der Renault unter der hohen Zuladung, die zu stärkeren Vertikalbewegungen führt. Mazda und Nissan bleiben im Fahrkomfort mit stoßenden und stuckernden Fahrwerken spürbar zurück.
Eine Klimaanlage ist noch kein Garant für angenehme Temperaturen. So kann die Anlage des Nissan bei hohen Außentemperaturen die Luft im Auto nicht stark genug abkühlen. Im Renault weist die Belüftung Defizite auf. Regenfahrten erfordern eine ständig eingeschaltete Klimaautomatik, will man das Beschlagen der Windschutzscheibe verhindern. So wird der Verbrauch unnötig in die Höhe getrieben. Trotzdem konsumiert der Laguna ähnlich viel Benzin wie Mazda und Nissan. Mit Verbrauchswerten knapp unter elf Liter auf 100 Kilometer liegen sie in ihrer Klasse auf durchschnittlichem Niveau. Der sparsamste und kultivierteste Motor im Test steckt unter der Haube des Toyota Avensis. Er läßt sich mit 9,7 Liter auf 100 Kilometer bewegen und läuft ohne Dröhn- oder Brummfrequenzen. Weil der Vierzylinder von Mazda bei hohen Drehzahlen etwas laut wird, reicht seine Laufkultur nur für den zweiten Platz aus. Das lautere Aggregat im Nissan macht durch ausgeprägte Lastwechsel, die für Rucken im Antriebsstrang sorgen, auf sich aufmerksam, und der Zweiliter des Renault stört über den gesamten Drehzahlbereich mit dem unangenehmsten Laufgeräusch. Zum vernünftigen Charakter der Autos passen ihre Fahrleistungen.
Man ist auf Wunsch zwar flott unterwegs – alle vier laufen 200 km/h –, aber zum Schnellfahren animieren die zahmen Motoren nicht. Am wenigsten Durchzugskraft stellt der Primera zur Verfügung, mit dem Avensis lassen sich Überholvorgänge am schnellsten abschließen. In leerem Zustand sind 626 und Primera die fahraktivsten Autos, wobei der Nissan am gutmütigsten auf plötzliche Bewegungen am Lenkrad reagiert. Hier fordert die komfortable Fahrwerksabstimmung des Avensis ihren Tribut. Er schaukelt stärker als die Konkurrenz und läßt sich damit weniger präzise bewegen. Unbeladen macht der Laguna noch einen gutmütigen Eindruck, aber der schwindet mit zunehmender Beladung. Bei ausgereizter Zuladung drängt das Heck in schnell durchfahrenen Kurven stark nach außen und erfordert kräftige Gegenlenkmanöver. Obwohl in den Toyota 210 Kilogramm weniger hineingepackt werden dürfen als in den Renault, reagiert er kaum anders. Nissan und Mazda lassen sich beladen besser beherrschen, wobei die unpräzise Servolenkung des Mazda ein noch besseres Abschneiden verhindert.
Die hohen Halte- und Rückstellkräfte der Renault. Servolenkung geben ebenfalls Anlaß zu Kritik und machen das Auto etwas unhandlicher als die Konkurrenz. Beim Thema Sicherheit hinterläßt der Avensis einen gespaltenen Eindruck. Wieder einmal baut eine Toyota-Bremsanlage unter starker Belastung kräftig ab. Dieses Verhalten wurde bereits bei anderen Modellen kritisiert. Toyota hat daraufhin Besserung gelobt, aber zumindest beim Avensis Kombi hat sich wenig getan. Nur ein schwacher Trost ist beim Toyota das nahezu perfekte Gurtsystem mit Dreipunktgurten auf allen fünf Plätzen und einer Gurt-Arretierung auf der Rückbank, mit der sich Kindersitze fester und damit besser montieren lassen, als dies mit den Gurten der Konkurrenten möglich ist.
Ein Nachlassen der Bremsleistung ist auch beim Renault und weniger ausgeprägt beim Mazda zu verzeichnen. Die Nissan.Bremse dagegen zeigte sich von den Bremsversuchen mit voller Zuladung unbeeindruckt, ihre Leistung blieb konstant. Federn lassen muß der Laguna im Kapitel Umwelt. Während die Motoren der drei Japaner alle die strengen D3- Schadstoff-Grenzwerte einhalten, erfüllt der französische Motor lediglich Euro 2. Diese Einstufung wird sich auch beim Wiederverkauf negativ bemerkbar machen. Der hohe Normverbrauch des Franzosen kostet zusätzliche Punkte.
Abzüge für den Mazda gibt es bei den Kosten. Er ist in Anschaffung und Unterhalt das teuerste Auto. Bei Teil- und Vollkaskoversicherung liegt er erheblich über der Konkurrenz, und der monatliche Unterhalt ist ebenfalls kostspieliger. Der Laguna läßt sich dagegen für kleines Geld versichern. Mazda und Nissan liegen bei den laufenden Kosten im Mittelfeld. Am Ende trennen Sieger und Besiegten nur 15 Punkte. Der Renault Laguna kommt hauptsächlich wegen seines Motors und des ungehobelten Fahrverhaltens im beladenen Zustand nicht über den letzten Platz hinweg. Ein hoffnungsloser Verlierer ist er deswegen aber nicht – wie auch der Toyota mit der wenig belastbaren Bremse kein strahlender Gewinner ist. Dafür ist sein Abstand zu Mazda und Nissan dann doch zu knapp.