Brennstoffzellen-Pioniere im Alltag

E-Mobilität liegt in aller Munde. Neben rein batteriebetriebenen Fahrzeugen fungieren Autos mit Brennstoffzelle ebenfalls als Alternative zu den traditionellen Verbrennern. Zwei dieser Wasserstoff-Fahrzeuge sind bereits in Deutschland erhältlich: der Hyundai Nexo und der Toyota Mirai.

Was die beiden auf dem Kasten haben und welche Vorteile sich im Alltag ergeben wird sich zeigen. Besonders interessant ist hierbei: Wer verkörpert das bessere Gesamtpaket? Rein optisch könnten sie unterschiedlicher kaum sein und trotz der enormen Größenunterschiede begegnen sich die beiden Probanden auf Augenhöhe. Oder doch nicht?

Wir beginnen mit dem Wasserstoff-SUV aus Südkorea. Während andere Automobilhersteller noch in der Entwicklungsphase stecken schickt Hyundai mit dem neuen Nexo bereits den Nachfolger des ix35 Fuel Cell ins Rennen.

Seit August 2018 im Handel: Rein optisch macht der Neue ordentlich was her. Speziell in Sachen Lichttechnik haben sich die Südkoreaner nicht lumpen lassen. Ein neues Feature ist der durchgehende Lichtbalken an der Front des SUV.

Und auch die Lichteinheit am Heck macht das Design des Brennstoffzellen-Fahrzeugs erst zu dem was es ist. Apropos Brennstoffzelle: Lediglich die Aufschrift "Fuel Cell" an der Kofferraumklappe entlarvt den Südkoreaner als Fahrzeug mit alternativem Antrieb.

Wie beim Tesla Model S: Die Türgriffe des Nexo sind einem geringeren Windwiderstand zuliebe versenkt. Mit leichtem Drücken fahren diese aus der Türverkleidung und die Türe kann wie gewohnt geöffnet werden.

Was beeindruckt mehr - die gläsernen Monitore oder die breite, freischwebende Mittelkonsole mit all ihren Tasten plus großer Ablage darunter? Fakt ist, dass der Mirai im Vergleich zum Nexo absolut altbacken wirkt - was das Cockpit betrifft.

Totewinkel gibt es nicht mehr: bei einem bevorstehenden Spurwechsel mitsamt aktiviertem Blinker zeigt der Nexo auf dem digitalen Kombiinstrument die Fahrzeugumgebung an.

Der 12,3-Zoll-Touchscreen lässt sich wie so manche Rückbank dreifach splitten. Hier kann man sich beispielsweise die Navigations-Karte, die Medien und die Zustandsparameter der Brennstoffzelle zeitgleich anzeigen lassen.

Der Fond ist angenehm luftig, und die bequeme Rückbank bietet genug Beinauflage. Der Nexo entpuppt sich als angenehmer Reisewagen, der vor allem bei hohen Geschwindigkeiten deutlich leiser arbeitet als der Toyota Mirai. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei beiden übrigens um die 180 km/h.

Der Nexo ist der Praxismeister in diesem Test. Er bietet 461 Liter Kofferraumvolumen, das auf bis zu 1.466 Liter erweitert werden kann. Damit erfüllt er alle Alltagsaufgaben die so anfallen. Eigentlich ein ganz normales Auto, wäre da nicht der Antrieb.

Der durch den von der Brennstoffzelle erzeugten Strom gespeiste permanenterregte Synchron-Elektromotor leistet 162 PS und gibt maximal 395 Newtonmeter ab. Die Tanks fassen 6,33 Liter Wasserstoff, was bei einem getesteten Durchschnittsverbrauch von 1,2 kg/100km für 528 Kilometer reicht.

Wenn man es so will ist der MiraI der Opa unter den Wasserstoff-Autos. Im Jahr 2014 erblickte er als erster seiner Art das Licht der Welt und wurde seither mehrere tausend Mal konkurenzlos verkauft. Doch nun hat er mit dem Nexo einen Gegner bekommen und es werden noch einige Folgen. Zeit für den Mirai sich zu beweisen.

Wie Schnee von gestern sieht der Mirai sicherlich nicht aus. Die futuristische Technik wurde in eine passende futuristische Hülle verpackt. Passend dazu wurde auch der Name gewählt, denn dieser stammt aus dem Japanischen und bedeutet Zukunft. Eine runde Sache also?

Beim Fahrkomfort hat der Toyota die Nase vorn. Er überzeugt mit einem gut abgestimmten Fahrwerk und einer leichtgängigen Lenkung, die allerdings etwas zu sensibel reagiert. Den hier erfahrenen Vorteil verspielt der Mirai allerdings direkt wieder durch seinen hohen Grundpreis. Mit 78.600 Euro zu 69.000 Euro ist er deutlich teurer und kann zudem nur per Leasing-Vertrag erworben werden.

Die Zukunft verkörpern? Da gehört LED-Technik natürlich zum guten Ton. Das Design des Mirai polarisiert, anders als die Bremswerte. Der Toyota benötigt 38,7 Meter, um mit warmen Bremsen von Tempo 100 bis zum Stillstand abzubremsen. Der Hyundai schafft den Stillstand 2,7 Meter früher.

Der Mirai Innenraum wirkt nur auf den ersten Blick wie ein futuristisches Raumschiff. Der Mix aus touchsensitiven Oberflächen und hoch angeordneter Digitaltacho wirken etwas angegraut und eher wie die Zukunft 2008 als die Zukunft 2018.

In Sachen Qualität hat der Mirai das Nachsehen. Er wirkt längst nicht so hochwertig wie der Hyundai. Die Bedienung der Japan-Flunder leidet unter fehlenden Druckknöpfen. Zudem gibt es nur wenige große Ablagen.

Der angegraute Eindruck kommt auch beim Navi- und Infotainment-Bildschirm auf. Dennoch hat der Mirai, was das Multimedia-Angebot angeht, die Nase vorn.

Der Mirai ist mit Einzelsitzen im Fond ausgestattet. Allerdings mangelt es hier aufgrund der Dachlinie an Kopffreiheit. Die Sitzbezüge fühlen sich nicht wirklich nach echtem Leder an und auch der Geräuscheindruck ist etwas schlechter als im Hyundai.

Der Kofferraum im Mirai kommt an die Praktikabilität des Nexo nicht heran. Immerhin 361 Liter gehen rein. Das reicht für den Wocheneinkauf, ein Besuch im Möbelhaus wird allerdings schwierig, da nicht umgeklappt werden kann.

Diee E-Maschine des Toyota leistet 155 PS, sowie 335 Newtonmeter und ist damit etwas schwächer als die des Hyundai. Das macht sich auch in den Fahrleistungen bemerkbar. 10,2 Sekunden benötigt der Mirai für den Standardsprint. Der Nexo schafft das eine Sekunde schneller. Dafür ist der Toyota mit 1,1 kg/100km 0,1 kg sparsamer als der Nexo. Die Reichweite ist mit 454 Kilometer trotzdem etwas geringer.

Da wird der Befüllvorgang des Fahrzeugs wieder zum Erlebnis. Die Scheu vor dem Tanken von Wasserstoff ist schnell vergangen. Der Vorgang ist einfach und schnell erlernt. Zudem geht er zügig vonstatten.

Am Ende muss sich der Pionier geschlagen geben. Der Nexo verbindet die Vorteile eines geräumigen SUV mit einem ausgereiften und starken Brennstoffzellenantrieb. Der Toyota hingegen ist nicht mehr ganz so up to date, wie er aussieht, bietet aber mehr Fahrkomfort.

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