E-SUV mit 339 km Reichweite für unter 30.000 Euro
Der Korando e-Motion ist nicht nur das erste rein elektrisch angetriebene Modell von SsangYong, sondern auch ein erstaunlich alltagsgeschickter, anhängebelastbarer SUV mit sieben Jahren Garantie und unbegründeter Bescheidenheit. Wie gut er fährt, klären wir im Fahrbericht.
Also wenn sie es in diesem großspurigen Geschäft irgendwo mit der Zier der Bescheidenheit halten, dann bei SsangYong. Dort antwortet man auf die Frage nach den Absatzzielen für das erste rein elektrisch angetriebene Modell, man erwarte ab April die Lieferung von 500 Exemplaren für dieses Jahr. Ob man, herrjeh, bei dem aktuellen E-Auto-Boom und wegen der immensen Kraftstoffpreise nicht viel, viel mehr verkaufen könnten, bekäme man nur noch mehr geliefert, fragt die geladene Autojournalistika. Ach, und dann sagen die: Ja, schon, also vielleicht so 200 mehr könne man sich schon vorstellen. Ist das nicht nett? Andere Hersteller würde es da ja nicht unter Fünfstelligkeit machen, ließe man sie das eigene Grandiositätspotenzial bewerten. Im Fall des Korando e-Motion kommt noch dazu, dass er nicht nur der derzeit beste SsangYong ist, sondern überhaupt ein bemerkenswert talentiertes Elektroauto.
Dabei versteht sich der e-Motion als echter SUV, reckt sich mit 17,7 cm Bodenfreiheit über die Straße, darf sich 1.500 kg schwere Trailer anhängen und verfügt über eine Stützlast von 85 Kilo. Die, weiß man bei SsangYong, sei den Käufern wichtig, weil sie so gerne Träger für schwere E-Bikes auf die AHK schnallen. Wobei das so ziemlich das Einzige an Gepäck sein dürfte, das man auslagern muss im Korando. Denn der verräumt den 140 kW starken Elektromotor unter der Fronthaube und dazu den von LQ zugelieferten Lithium-Ionen-Polymer-Akku so geschickt und bauraumneutral unter den Boden, dass das ganze E-Werk die Weiträumigkeit des Platzangebots für Gepäck (551 bis 1.248 l) wie Passagiere nicht einschränkt. Dabei bringt der SsangYong vor allem die Mitfahrer im Fond in einer Großzügigkeit unter, wie sie nur wenige Kompakt-SUV bieten. Unter dem zweiteiligen, höhenvariablen und als Raumteiler aufstellbaren Ladenboden ist im Kofferraum reichlich Platz für die Ladekabelei (Typ2 und 230-V-Notladegerät). Das aber war es dann an komplizierten Variabilitätskniffen, was aber gut passt zum Korando, der eben nichts unnötig kniffelig macht.
Nette Nachbarschaftsfunktion
Das verstehe man als Stärke dieses Stromers, der sozusagen einen fugenlosen Übergang zur E-Mobilität ermöglicht. Dies wäre, so sagen sie bei SsangYong, wichtig bei einer Kundschaft, der nicht zu Experimenten zumute sei. Deswegen sortiert sich die Bedienung ebenso wie beim Verbrenner-Korando. Klar, bis auf ein paar Dinge, die eben dabei sein müssen: Die Fahrmodi Sport, Comfort, Eco und Eco+ (maximal 90 km/h, limitierte Klimatisierung), dazu eben das Laden des Akkus. Der zieht sich Gleichstrom mit maximal 6,6 kW und Gleichstrom per CCS-Stecker mit maximal 80 kW. Natürlich lassen sich noch ein paar Feinheiten einprogrammieren – bis zu wie viel Prozent und mit welcher Maximalleistung der Akku geladen werden soll. Dazu lässt sich einstellen, dass man das Kabel nach abgeschlossenem Ladevorgang auch bei verriegeltem Auto abziehen kann – eine nette Freundschafts-/Nachbarschaftsfunktion, falls sich mehrere Parteien eine Wallbox teilen.
Ansonsten aber alles so einfach: Einsteigen, Fuß auf die Bremse, Startknopf drücken, den Wählhebel auf D rücken und los. Auch da verschreckt der Korando trotz der 140 kW und der vom Stand weg anliegenden 360 Nm keinen mit Ungestüm. Ja, schon mit Nachdruck, aber vor allem homogen und leise drängt er voran. Die Stärke der Rekuperation (maximal 80 kW) lässt sich dreistufig über Paddel am Lenkrad einstellen. Selbst die stärkste Stufe reicht noch nicht an Einpedalfahren heran, überrascht aber eben auch nicht mit zu vehementer Verzögerung.
339 km Reichweite
Da es selbst im Sport-Modus nicht allzu vehement vorangeht, stört die Beschaulichkeit des Handlings nicht wirklich. Trotz des niedrigeren Schwerpunkts und des arg straffen, schon auf kleinen Unebenheiten zur Hoppeligkeit neigenden Fahrwerks, wird das zwischen dem Korando und der Kurve keine Romanze mehr. Dazu biegt er zu träge, von der präzisions- und rückmeldungslauen Lenkung geführt, in Biegungen, in welchen er sich zur Sicherheit früh dem Untersteuern hingibt.
Doch dann wieder: Wie schön, dass es noch Autos gibt, die sich nicht zur Dynamik auftakeln, sondern eher der geruhsamen Fahrt – was ja auch mal die Idee des SUV war. Dazu möbliert sich der Korando mit heiz- und kühlbaren Sesseln, einer kompletten Navigations- und Unterhaltungsabteilung bis hin zu Apple CarPlay/Android Auto und kabellosem Telefonladen sowie einer Klimaautomatik, die von der serienmäßigen Wärmepumpe unterstützt wird. Das fördert die Reichweite ebenso wie eben die gemütliche Fahrweise, bei welcher die WLTP-bescheinigten 339 km Reichweite so optimistisch gar nicht erscheinen – zumindest, wenn der Bordcomputer auf unserem Testloop nicht geschummelt hat. 33 Minuten übrigens nennt SsangYong als Dauer für eine Schnellladung von 20 bis 80 Prozent – auch das ein Wert, der viel realistischer klingt als all die versprochenen 100-Kilometer-in-drei-Minuten-Angaben anderer Hersteller.