VW E-Bugster im Fahrbericht
Exklusiv hatten wir die Gelegenheit, im ersten und einzigen
offenen Elektro-Beetle dieser Welt durch Kalifornien zu stromern.
Fahrbericht des VW Buster mit der E-Antriebstechnik des kommenden
Golf.
Pazifik, Pebble Beach. Yeah. Nach oben offen im Zweisitzer – vorbei an Strand, Sand und Meer. Vielleicht eine gut gebräunte Surferin im Hintergrund? Oder auf dem Beifahrersitz? Viele schöne Bilder rauschen im Flug gen San Francisco durch den Hinterkopf.
Bilder, die Sie hier leider nicht sehen werden. Denn schon am nächsten Morgen, beim Briefing auf der zugigen Hotelterrasse, versinken derartige Träumereien im Niesel-Nebel über der kalifornischen Küste.
VW E-Bugster mit VW Golf-Elektroantriebstechnik
Abwarten und Kaffeetrinken lautet vielmehr die Devise. Zumal sich der VW E-Bugster mit nassen Straßen nicht so recht vertragen soll. Das Fototeam zieht los – auf der Suche nach trockenen Straßen, nach Sonne und Licht. Zeit für einen Rückblick: Anfang des Jahres auf der Auto Show in Detroit präsentiert, ist der VW E-Bugster im Grunde eine Machbarkeitsstudie, welche die Kundenrelevanz ausloten soll. Also nicht nur eine weitere Spielart der facettenreichen Beetle-Geschichte, sondern ein konkreter Vorschlag, wie sich Designer und Entwickler einen sportlichen Speedster von Volkswagen vorstellen könnten – denn der fehlt noch in der Modellpalette.
Und – wie verraten – er ist auch ein Elektromobil. Unter der nachgeschärften Karosserie – gerade mal 1,40 Meter hoch (minus 90 Millimeter), aber drei Zentimeter breiter als ein Basis-Beetle – sitzt bereits die Antriebstechnik des künftigen Golf Blue E-Motion. Unter der gekürzten Fronthaube treibt ein maximal 85 kW starker E-Motor die Vorderräder an. Seine Kraft zieht er aus Lithium-Ionen-Batterien mit einem Energiegehalt von 28,3 kWh, die hinter den Vordersitzen unter den grauen Airdomes platziert sind. Respektable 180 Kilometer plus X verspricht VW an Reichweite. Genug für jeden Pendler – selbst hierzulande.
Knappe Frontscheibe, breite Räder
Stolz sind die Wolfsburger auch auf die im E-Bugster eingesetzte universelle Ladeschnittstelle. Sie akzeptiert Wechselstrom aus der konventionellen Steckdose ebenso wie den Gleichstrom einer Stromtankstelle. Innerhalb von 35 Minuten soll sich die Batterie via Quick Charge wieder aufladen können. Der Anschluss für das Ladekabel sitzt übrigens wie gewohnt im hinteren rechten Kotflügel.
Endlich setzt sich der Truck, auf dessen Hänger der VW Beetle auf seine allererste Ausfahrt wartet, in Bewegung. Sein Ziel: die sonnigen Hügel rund um die Rennstrecke Laguna Seca statt der wolkenverhangenen Küste.
Wenig später rollt der weiße Zweisitzer langsam von der Rampe. Kein Hardtop stört den Blick auf die weiß-schwarze Cockpitlandschaft, in deren Mitte ein großes Touchpad sitzt. Als nächstes fällt die perfekt gezogene Chromlinie auf, die sich vom linken Rückspiegel an der Fensterkante entlang rund um die gummierten Airdomes bis hin zum rechten Rückspiegel zieht und einen angenehmen Kontrast zu den Beetle-typisch ausgestellten Kotflügeln setzt.
Eines echten Speedsters würdig ist die um 60 Millimeter niedrigere und zudem um vier Grad schräger gestellte Frontscheibe des VW E-Bugster. Weiße und rote LED-Tagfahrlichtbänder in Front und Heck setzen zusätzlich coole Akzente. In den Radhäusern selbst warten 235er Michelin Pilot Super Sport, aufgezogen auf chromglänzende 20-Zöller, auf ihren ersten Kontakt mit dem Asphalt.
Stilles Cabrio-Feeling im VW E-Bugster
Endlich kann es losgehen. Vorsichtig nehmen wir auf den tief montierten grau-weißen Sportsitzen Platz. Schließlich zeigen die bangen Blicke der mitgereisten VW-Techniker bereits jetzt die Sorge um ihr Einzelstück. Startknopf drücken und abwarten, bis ein zuckend blauer Impuls im mittigen Rundinstrument die Startbereitschaft erklärt, Automatikhebel auf D und los. Mit dem Schub von 270 Newtonmetern ziehen wir am Truck vorbei. Der Fahrtwind pfeift über die Scheibe und um uns herum. 100 km/h wären jetzt nach 10,8 Sekunden erreicht. Maximal soll derVW E-Bugster bis zu 145 km/h schnell sein.
Das klappt heute leider nicht. Sie wissen schon: Showcar, nicht Testwagen. Die nächste Kehre naht, abbremsen, einlenken, und weiter geht die Tour. Zeit, den wohl größten Vorteil eines offenen E-Mobils zu registrieren: die Ruhe. Weder ein Benziner noch ein Diesel brummt, nur der Elektromotor summt leise vor sich hin. Die Michelin knuspern über jedes Steinchen, hier und da zirpen Grillen, auf der nahen Rennstrecke kämpft ein wildes Rudel Honda S2000 bassig um die Plätze. Cabrio-Feeling par excellence, das es so leise bislang nicht gegeben hat.
Wir rollen bergab und versuchen zu rekuperieren. Strom speichern, die angegebene Reichweite verlängern. Schalthebel auf B. Und? Na ja – wir werden schneller und schneller. Also noch eine Runde. Es geht rauf und wieder runter, und siehe da – als hätte der Bugster jetzt verstanden, was wir wollen, hält er die Geschwindigkeit und sammelt fleißig Energie. Prototyp eben. An einer Kreuzung weiter unten blickt ein SUV-Fahrer aus seinem Hochparterre auf uns herab und hält den Daumen hoch. Ein Lob mehr für den E-Bugster.
Am Pazifik ist es immer noch nass und neblig. Auch von einer Surferin keine Spur. Verpasst haben wir also nix – dafür aber an Zuversicht gewonnen, dass künftige E-Mobile nicht nur wie aerodynamisch zweckoptimierte Fünfsitzer in Form von Senftuben aussehen können – sondern auch einfach mal gut.
Im E-Bugster arbeitet bereits die Antriebstechnik des künftigen Golf Blue E-Motion. Der Elektromotor, der über der Vorderachse sitzt, leistet bis zu 85 kW, seine Dauerleistung liegt bei 50 kW. Vom Start weg liefert der 80 Kilogramm schwere E-Motor ein maximales Drehmoment von 270 Newtonmetern. Die vor der Hinterachse untergebrachten Lithium-Ionen-Akkus (Energiegehalt 28,3 kWh) sollen eine Reichweite von 180 Kilometern ermöglichen.