VW Passat Variant 2.0 TDI und BMW 518d Touring im Vergleich
In seiner Neuauflage ist der VW Passat Variant so edel, hilfreich und gut wie nie zuvor. Ob er auch den 10.000 Euro teureren BMW 5er Touring besiegt, klärt der Vergleich.
Zwei Vergleichstests, zwei Siege: Der Einstand für den neuen Passat hätte kaum besser laufen können. Sowohl Hyundai i40, Opel Insignia und Peugeot 508 als auch der soeben eingeführte Ford Mondeo mussten sich dem rundum gelungenen VW-Kombi nach Punkten klar geschlagen geben. Als größter Kritikpunkt kristallisierte sich das hohe Preisniveau bei eher sparsamer Grundausstattung heraus, womit der Volkswagen weiter in Richtung Oberklasse driftet.
Dort ist der BMW 5er schon seit Jahrzehnten eine feste Größe, gibt überzeugend den gehobenen Allrounder mit dynamischem Image und Talent. Allerdings kostet der beliebte Kombi bereits als Basismodell 518d Touring mindestens 42.900 Euro und damit fast 10.000 Euro mehr als der in Leistung (150 PS) und Format vergleichbare Passat Variant 2.0 TDI Comfortline. Doch wenn der hier nun als Sonderangebot dasteht, was rechtfertigt dann den deftigen Premium-Aufschlag für den 5er?
VW Passat punktet beim Platz und Gewicht
Das Raumangebot ist es jedenfalls nicht, denn trotz 18 cm mehr Radstand, 14 cm mehr Länge und 3 cm größerer Breite haben sowohl Insassen wie Gepäck weniger Platz als im Passat. Dessen Frontantrieb mit Quermotor macht sich hier ebenso positiv bemerkbar wie das steiler stehende Heck und das filigranere Cockpit mit schmaler Mittelkonsole. Trotz ähnlicher Material- und Verarbeitungsgüte wirkt der 5er jedoch eine Spur solider und massiver, und die Waage zeigt: Er ist es auch.
Dass der Testwagen gut 300 kg mehr mit sich herumschleppt, liegt allerdings nicht nur an seinem weniger ausgefeilten Leichtbau. Denn neben der besseren Serienausstattung – von Xenon-Licht über Tempomaten bis hin zur elektrisch betätigten Heckklappe mit separat öffnender Scheibe – schlagen beim 5er auch Optionen aufs Gewicht, die der Passat nicht an Bord hatte – Automatikgetriebe und elektrische Sitzverstellung beispielsweise. Beides ist für den VW natürlich ebenso lieferbar wie die multifunktionalen TFT-Instrumente und modernste Assistenzsysteme, wobei er für den Fahrer-Kniebag, die automatische Bremsfunktion bei Kollisionsgefahr und das blendfreie Dauerfernlicht ein paar Pluspunkte holt.
Selbst mit vielen Extras lassen sich beide leicht bedienen, sowohl der VW-Touchscreen wie der iDrive-Controller im 5er erschließen sich nach kurzer Eingewöhnung. Auch sonst ist von den bequemen, gut ausgeformten Sitzen über die effiziente Klimatisierung bis hin zum Top-Infotainment alles an Bord, um Langstrecken entspannt abspulen zu können. Mit den optionalen Adaptivdämpfern stecken die Fahr- werke sogar fiese Querrinnen und Schlaglöcher locker weg, im straffer abgestimmten 5er allerdings nicht ganz so souverän und polterfrei wie im Passat. Zudem werden dessen Insassen weniger von Wind- und Motorgeräuschen behelligt.
VW Diesel hängt BMW ab
Denn obwohl im 518d seit Kurzem ein stark modifizierter Zweiliter-Vierzylinder arbeitet, klingt er unter Last ziemlich kernig. Vor allem drücken die vielen Kilos aufs Temperament; besonders auf eiligen Autobahnetappen mangelt es ihm obenraus an Kraft, um dem gleich starken VW Passat auf den Fersen zu bleiben. Bei ruhiger Fahrweise harmoniert der Basis-Diesel im 5er jedoch perfekt mit der spontan und weich schaltenden Achtgangautomatik (2.250 Euro), die im Testwagen eingebaut war.
Den Passat gab es zum Test statt des 2.300 Euro teuren Doppelkupplungsgetriebes nur mit der serienmäßigen Sechsgangschaltung, die zwar regelmäßige Betätigung, aber keine Mühe erfordert. Auch der laufruhige Zweiliter-TDI liefert seine besseren Fahrleistungen ganz unangestrengt und mit geringerem Energieeinsatz, konsumierte im Testmittel knapp einen Liter weniger pro 100 Kilometer als der 518d. Der 40 PS stärkere, spürbar spritzigere 520d verbrauchte übrigens im letzten Test keinen Tropfen mehr (7,7 l/100 km).
In puncto Längsdynamik kann der Basis-5er seinen Premium-Anspruch also nicht ganz einlösen, und auch bei den Fahreigenschaften wirkt sich das hohe Gewicht dämpfend aus. Obwohl grundsätzlich neutral mit leicht sportlicher ESP-Abstimmung ausgelegt, absolviert er sowohl den Slalom wie den doppelten Spurwechsel langsamer und behäbiger als der ausgesprochen leichtfüßige Passat. Immerhin animiert seine herrlich präzise und gefühlvolle, wenngleich etwas schwergängige Lenkung zu beschwingter Kurvenfahrt, ohne mit Antriebseinflüssen oder Stößen zu nerven.
Doch selbst im vorderradgetriebenen Passat sind solche Störfaktoren fast nur beim scharfen Anfahren zu spüren, ansonsten folgt er stoisch und ohne jede Lastwechsel-Tücke dem eingeschlagenen Kurs, bis ein flackerndes Lämpchen im Cockpit den Grenzbereich ankündigt. Wohlgemerkt: Das gilt natürlich auch für den enorm fahrsicheren BMW 5er, doch mit seinem größeren Wendekreis und der eingeschränkten Wintertauglichkeit hat er selbst in seiner Paradedisziplin das Nachsehen gegenüber dem nirgends schwächelnden VW.
Im direkten Vergleich fällt es jedenfalls schwer, einen echten Mehrwert für den hohen Mehrpreis des 5er auszumachen. Gerade in seiner schwächsten Version mangelt es ihm an markentypischen Stärken wie den famosen Sechszylindern, die beim Passat und den meisten Mittelklässlern längst ausgemustert wurden. Beim BMW gibt es sie noch – und zumindest in dieser Hinsicht ist er weiter eine Klasse für sich.