BMW 3er Touring oder BMW X1?
Der neue X1 ist kräftig gewachsen, in Preis und Raumangebot steht er dem 3er kaum nach. Welcher BMW bietet hier mehr, 320d Touring oder X1 xDrive 20d?
Normalerweise hätten wir ja einen X3 als Konterpart zum 3er Touring genommen. Doch seit der X1 mit dem Umstieg auf die neue UKL-Plattform deutlich erwachsener wurde, kann sich der Mittelklasse-BMW-Fahrer zu Recht fragen, ob es denn nun der teure 3er-Kombi sein muss, oder ein mehr als 3.000 Euro billigerer X1 ebenso tauglich ist. Schauen wir mal.
Gewichtiger und größer ist der 3er schon mal, fast 20 Zentimeter länger und mehr als einen Zentner schwerer, doch er bietet nicht unbedingt mehr Auto fürs Geld. Die Laderäume sind praktisch gleich groß, leichte Vorteile hat der X1, weil er dank der Frontantriebs-Plattform ein kleines Plus an Variabilität und Nutzbarkeit bietet: Der Laderaum ist dank seiner kastigen Grundform besser nutzbar, zudem durch die optional verstellbare Rückbank variabler. Ähnliches kann der 320d nicht bieten, mehr als die geteilt vorklappbaren Rückenlehnen sowie das separat zu öffnende Heckfenster gibt es bei ihm nicht. Allerdings erweist sich das Klappfenster in der Heckklappe im Alltag als viel genutztes, sehr angenehmes Feature.
BMW 320d Touring viel komfortabler
Spricht also einiges für den X1, könnte man meinen. Motorisiert sind die beiden BMW schließlich gleich, Unterschiede bei Fahrleistungen und Verbrauch sind so gering, dass sie als Messtoleranz durchgehen. Was kann der 3er denn nun besser? Er fährt schöner, würde es so mancher umschreiben, und damit hätte er vollkommen recht. Denn obwohl der Diesel-Allradantriebsstrang die beiden Kontrahenten scheinbar mit gleicher Technikausrüstung antreten lässt, ist das Fahrerlebnis doch sehr unterschiedlich.
Der 320d Touring, so ließe es sich auf einen griffigen Slogan bringen, fährt wie ein BMW, der X1 wie ein gut liegender Frontantriebs-SUV. Unter anderem liegt das am sehr viel feineren Federungskomfort des 3er, der, vor allem wenn er mit dem optionalen Adaptivfahrwerk (1.100 Euro) ausgerüstet ist, bemerkenswert geschmeidig daherrollt. Da ist der X1 schon mehr als eine Spur rustikaler, selbst wenn er mit dynamischer Dämpferkontrolle (500 Euro) kommt.
BMW X1 zu hart abgestimmt
Die Frontantriebs-Plattform, die sich der X1 bekanntlich mit den 2er-Vans und mit den neuen Mini-Modellen teilt, zeigt einmal mehr, dass sie eher auf Fahrdynamik als auf Komfort ausgelegt wurde. Vor allem kurze Unebenheiten nimmt er sehr polterig, rollt recht hölzern ab und teilt mit der Hinterachse ziemlich derbe Schläge aus. Dennoch pfeilt der Kombi agiler und berechenbarer um Kurven, er hat die gesprächigere Lenkung und das transparentere Fahrverhalten. Der X1 fährt zwar ebenfalls sehr neutral und agil, doch insgesamt hinterlässt er den trägeren, weniger fahraktiven Eindruck. Was auch an den deutlicheren Karosseriebewegungen liegt.
Der xDrive-Antrieb im 3er bleibt auf trockenem Asphalt unauffällig, der X1 profitiert mit guter Traktion aus den Ecken im Alltag eher vom Allrad. Natürlich hat der SUV zudem Vorteile, wenn der Untergrund mal rauer wird, die größere Bodenfreiheit erlaubt heftigere Eskapaden. Dazu verfügt der X1 über eine Bergabfahrhilfe, die bei den allradgetriebenen X1-Versionen serienmäßig ist.
Der 3er ist eine Klasse höher – auch preislich
Dass man sich im Touring meist wohler fühlt, liegt auch an den besseren Sitzen vorn; die optionalen Sportsitze (550 Euro) sind eine Klasse besser und bequemer als die sehr straffen und recht knapp bemessenen Sitze im X1, die in einem Sportwagen besser aufgehoben wären als in einem SUV. Notorische Hintensitzer würden freilich den X1 wählen, hier genießen sie dank der größeren Kopffreiheit und der verschiebbaren Rückbank (350 Euro) etwas mehr Bewegungsfreiheit und Sitzkomfort.
Fast 4.000 Euro Unterschied Reden wir zum Schluss noch einmal über Geld: Der X1 ist etwas billiger zu haben, mit Achtstufenautomatik, Allrad und 190-PS-Diesel kostet er ab 40.200 Euro; ein 320d Touring mit xDrive und Steptronic ist 3.700 Euro teurer, ein Unterschied, der für viele Interessenten entscheidend sein könnte. Was jedoch nichts daran ändert, dass der teurere in diesem Fall fraglos der bessere BMW ist.
Vorteil für den Kombi
Der 3er ist das angenehmere Auto, er federt besser und fährt sich schöner. Die markentypische Freude am Fahren vermittelt er viel intensiver als der sehr straffe und holperige X1. Vorteile hat der SUV nur für Nutzer, die die bessere Variabilität benötigen oder die einfach den preiswerteren BMW fahren möchten. Bei den Unterhalts- und Betriebskosten gibt es keine großen Unterschiede. Nur in der Anschaffung ist der X1 deutlich günstiger – einer der Punkte, die hier für den SUV sprechen.