BMW X5 (2018)

Im November 2018 kommt die vierte Generation des BMW X5 auf den Markt. Der Erfolgs-SUV kommt mit neuen Motoren, einem frischen Bediensystem und soll nun auch für Geländefahrten ausgeprägte Kompetenzen mitbringen. Wir haben das bei einer ersten Fahrt genauer betrachtet.
- Motoren, Ausstattung, digitale Dienste
- Innenraum
- Fahrbericht
- Preise
- Fazit
Als BMW im Jahr 1999 den ersten X5 vor das Publikum rollen ließ, war das auch eine gewisse Zäsur. Nicht nur für den Hersteller selbst, denn einen Geländewagen hatte es in der Nachkriegszeit bei BMW nie gegeben. Auch die damals noch recht überschaubare SUV-Szene horchte auf, schließlich verzichteten die Bayern ganz bewusst auf eine Geländeuntersetzung, ein Novum für die damalige Zeit und dieses Segment. Wegen dieses Umstands hatte das BMW-Marketing seinerzeit das „SAV“ erfunden, das „Sports Activity Vehicle“, um sich von den grobschlächtigen und wenig dynamischen Klassenkameraden abzugrenzen.
Wie die Entwicklung im SUV-Bereich bewiesen hat, war die Idee jedenfalls zukunftssicher. Heute haben SUV oft noch nicht einmal zwei angetriebene Achsen. Nur das mit dem „SAV“ konnte sich letztendlich niemals durchsetzen, auch wenn die Weißblauen bis heute hartnäckig an ihrem Kunstbegriff festhalten. Dafür ist jedoch der Wettbewerb vor allem im letzten Jahrzehnt erheblich grimmiger geworden. Wo BMW einst mit dem für damalige Verhältnisse extrem fahraktiven ersten X5 alleine auf weiter Flur war, dynamisieren heute dutzendweise Konkurrenten durch das Segment. Ob das der Grund dafür ist, dass BMW nun erstmals ein „Offroad-Paket“ anbietet, also quasi dort landet, wo man ganz am Anfang niemals hinwollte?
Der dynamische BMW-Stammkunde muss jedoch nicht befürchten, dass der X5 nun zum staksigen Wüstenschiff mutiert. Vielmehr kombiniert BMW eine optionale Differentialsperre an der Hinterachse für das Offroad-Paket mit zusätzlichen anwählbaren Fahrprogrammen sowie Unterfahrschutz-Dekor an Front und Heck.
Motoren und Leistung im neuen BMW X5
Bei BMW ganz besonders wichtig sind natürlich die Motoren, die sowohl alle mit Allradantrieb und Achtgang-Steptronic erhältlich sind als auch die seit September geltende Abgasnorm Euro 6d-TEMP erfüllen. Der Dreiliter-Sechszylinder im xDrive40i liefert 340 PS und 450 Newtonmeter ab, genug für eine Nullhundertzeit von 5,5 Sekunden und ein Maximaltempo von 243 km/h. Abgeregelte 250 km/h schafft der 4,4-Liter-V8 den BMW X5 xDrive50i, auf dessen 462 PS und 650 Newtonmeter sich bei uns jedoch niemand freuen sollte – er wird in Europa nicht angeboten. Dafür aber die beiden Diesel im xDrive30d und X5 M50d. Mit jeweils 2.993 Kubikzentimeter Hubraum tritt der Erstgenannte mit 265 PS und 620 Newtonmeter an – 230 km/h, 6,5 Sekunden. Die M-Variante: 400 PS, 760 Nm, 250 km/h, 5,2 Sekunden.
Für den neuen X5 stellt BMW zudem eine Plug-in-Hybridversion zur Wahl. Der BMW X5 xDrive45e iPerformance beschleunigt in 5,6 Sekunden bis Tempo 100 und weiter auf 235 km/h. Die Systemleistung von 394 PS sowie das maximale Drehmoment von 600 Newtonmeter erzeugen ein 3,0 Liter großer und 286 PS starker Reihensechszylinder-Ottomotor und ein 82 kW/112 PS starker Elektromotor. Die Lithium-Ionen-Batterie mit erweiterter Speicherkapazität und die weiterentwickelte Leistungselektronik für intelligentes Energiemanagement verhelften dem Münchener im rein elektrischen Modus zu einer Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h und einer Reichweite von rund 80 Kilometern. Der Kofferraum ist beim Plug-in-Hybriden um 150 Liter auf 1.716 Liter geschrumpft (500 Liter mit genutzter Rückbank). Der Kraftstofftank fasst 69 Liter Benzin.
Angesichts des bereits bisher recht mächtigen Auftritts fallen die Zuwächse bei den Abmessungen moderat aus. Der Radstand wächst um 42 auf 2.975 Millimeter, die Außenlänge um lediglich 36 auf 4.922 Millimeter. Deftiger ist der Breitenzuwachs auf künftig 2.004 Millimeter, ein Plus um fast sieben Zentimeter. Und auch nach oben geht es ein bisschen, um 1,9 auf insgesamt 174,5 Zentimeter.
Ausstattung und Technik des neuen BMW X5
Eine der technischen Innovationen der neuen Generation ist das optionale Laserlicht mit adaptiven LED-Scheinwerfern. Die Reichweite des blendfreien Fernlichts wird damit auf einen halben Kilometer (!) erweitert. Damit die teure Technik auch im Stand zur Geltung kommt, gibt es blaue, x-förmige Zierelemente in den Scheinwerfern.
Das Cockpit ist künftig volldigital, zwei Bildschirmeinheiten (Instrumentenkombi und das Control Display) sind zu einem gemeinsamen Display zusammengefasst. Ebenfalls im neuen Design zeigen sich die Klimasteuerung sowie die Mittelkonsole. Multifunktionssitze, optional mit Klimatisierung und Massagefunktion, sollen ebenso Oberklasse-Gefühl verbreiten wie die neue Vierzonen-Klimaanlage. Das aufpreispflichtige Panoramaglasdach hat nun 30 Prozent mehr Fläche als bisher. Besonders edel wird es mit dem „Sky-Lounge“-Glasdach, in dem per LED-Beleuchtung die Optik eines Sternenhimmels simuliert wird. Überhaupt – Ambiente-Beleuchtung: „Welcome Light Carpet“ heißt die Ausleuchtung des Einstiegsbereichs beim Öffnen der Türen, „Dynamic Interior Light“ eine speziell pulsierende Beleuchtung zum Beispiel bei einem Telefonanruf.
Digitale Dienste im neuen BMW X5
Ein neues Kapitel schlägt BMW im Hinblick auf die Alltags-Digitalisierung auf. Mit der integrierten SIM-Karte und laut BMW unbegrenztem Datenvolumen lassen sich Apps (zum Beispiel News, Wetter, Onlinesuche) nutzen, Applikationen von Microsoft Office nutzen (beispielsweise E-Mail per Spracheingabe) sowie die Vernetzung mit diversen digitalen Geräten vom Smartphone über Smartwatches bis hin zur Heimtechnik wie „Alexa“. Gratis gibt es das natürlich nicht, beim neuen X5 wird BMW erstmals Daten-Service-Pakete unter dem Namen „Connected Package Professional“ anbieten, die sich unabhängig vom Fahrzeugkauf für eine festgelegte Zeitdauer aktivieren lassen.
Außerdem feiert beim künftigen BMW X5 eine neue Funktion Premiere, der „BMW Digital Key“. Hier wird der in zahlreichen Smartphones bereits enthaltene NFC-Chip (Near Field Communication) zur Identfikation genutzt. Das Fahrzeug wird entriegelt, indem das Smartphone in die Nähe des Türgriffs gehalten wird. Starten lässt sich der X5 dann, sobald das Telefon in der entsprechenden Ablage platziert wird.
Innenraum des neuen BMW X5
Erneut bekommt BMWs großer SUV eine zwei geteilte Heckklappe. Im Heckabteil selbst lässt sich die Laderaumabdeckung bei Nichtgebrauch per Tastendruck an der linken Laderaum-Verkleidung verräumen. Sie verschwindet dann elektrisch gesteuert im Tiefgeschoss, fährt an Schienen per Seilzug herunter, eine Klappe öffnet sich, Rollo rein, Klappe zu – fertig.
„Das hat uns ganz schön Nerven gekostet, da so etwas natürlich eine potenzielle Quelle für Störgeräusche ist“, sagt X5-Projektleiter Johann Kistler – und schiebt sofort mit größtmöglicher Überzeugung nach: „Aber das haben wir im Griff“. Tolle Idee, wirklich. Over-engineered? Vielleicht. Wer sich jedoch als Premium-Hersteller profilieren will, muss was Besonders bieten. Und besonders, ja, da ist dieses Detail definitiv. Weniger innovativ: Das Trennnetz zur Rücksitzbank. Es muss ganz old school per Hand aufgespannt werden. Mehr hat der X5 nicht zu bieten? Doch. Im Laderaum. Antirutsch-Schienen, vier Stück, die mit dem Laderaumrollo im Paket angeboten werden. Sie bestehen aus einer Aluminium-Einfassung und einem Gummi-Kern. „Ein Extender sorgt dafür, dass sich das Gummi nach oben wölbt und so das Ladegut sichert,“ erklärt Kistler. Wann? Sobald sich das Auto bewegt. Steht es, integriert sich das Gummi flach in den Alurahmen, so kann Gepäck leicht ein- und ausgeladen werden. Ach ja: Steht der X5 an einem Hang, registriert ein Sensor dies – und sorgt ebenfalls dafür, dass sich das Gummi aufwölbt. Tolle Idee, wirklich. Over-engineered? Vielleicht. Wer sich jedoch… ah, das hatten wir ja bereits.
Gut. Kommen wir zum großen Ganzen, das erfreulicherweise gar nicht mal so viel größer geriet. Das Gewicht soll sich auf dem Niveau des Vorgängers bewegen, ausstattungsbereinigt, versteht sich. Daraus ergibt sich ein etwas besseres Raumgefühl, das ohnehin nie so schlecht war, denn vor allem die großen Glasflächen lassen viel Licht in das Interieur. Apropos: Ein nochmals größeres Panorama-Dach kann ebenfalls bestellt werden, umrandet mit einer durchgehenden LED, die Licht auf Folie im Glas projiziert, deren Muster so einen Sternenhimmel suggeriert. Kann bislang nur BMWs Topmodell, der 7er. Aber eigentlich geht es ja um die Freude am Fahren, geht aber noch nicht.
Im Cockpit zählen nun zwei 12,3 Zoll große Monitore zur Serienausstattung, mit dem Infotainment-System lassen sich Alexa-fähige Endgeräte über das Auto bedienen. Auch skypen ist möglich. Die Sitzposition? Passt, der X5 integriert dich BMW-typisch, der Komfortsitz lässt sich vielfach einstellen. Das haben sie nicht verlernt – schön. Die verfügbaren Fahrwerkstypen? Standard: Adaptive-Dämpfer und Stahlfedern. Optional: Sportfahrwerk, Zweiachs-Luftfederung (bislang nur Hinterachse., elektromechanische Wankstabilisierung und Hinterachslenkung, Offroad-Paket mit Sperrdifferenzial an der Hinterachse. Ebenfalls optional: Zwei zusätzliche Sitze im Laderaum.
BMW X5 im Fahrbericht mit achtbaren Geländefähigkeiten
Wichtiger wird den meisten Interessenten freilich das neue Bediensystem sein, die siebte Generation des seit 2001 stetig fortentwickel- ten iDrive. Etwas Besseres wurde immer noch nicht erfunden, das neue System knüpft da nahtlos an. Zwei große Displays als Bedienzentrale Einfacher wurde es freilich nicht, was man schon daran erkennen kann, dass es nun BMW Operating System 7.0 heißt. Es gibt ja auch viel mehr zu bedienen als damals im 7er der Baureihe E65. Mehr Individualisierungsmöglichkeiten im Innenraum waren, so BMW, einer der Wünsche der Kundschaft. Die findet nun auf zwei jeweils 12,3 Zoll messenden Displays reichlich Projektionsfläche für den Spieltrieb. Ins Instrumentendisplay lässt sich beispielsweise eine Navi-Karte einspielen.
Damit in der Mitte ausreichend Platz für zusätzliche Anzeigen ist, läuft der Drehzahlmesser nun gegen den Uhrzeigersinn. Das hat zwar bereits bei Alfa Romeo und Peugeot Verwirrung gestiftet, aber es stört hier kaum. Die Gestensteuerung hat nun ein paar neue Wischer drauf. Insgesamt beherrscht sie neuerdings acht Gesten.Um die Übersichtlichkeit des Instrumentariums ist es allerdings nicht mehr ganz so gut bestellt. Doch mittels Dreh-Drücker und gelegentlichem Touchen und Wischen auf dem Display findet man sich immer noch zurecht.
Natürlich wurde auch die Antriebspalette überarbeitet und der xDrive-Allrad optimiert. Den gibt es nun erstmals in einer Offroad-Variante (2.950 Euro extra). Sie umfasst unter anderem vier Fahrmodi für Geländetouren, einen Unterfahrschutz und spezifische Anzeigen sowie eine mechanische Sperre am Hinterachsdifferenzial. Derart gerüstet wühlt sich der neue X5 selbst mit Straßenbereifung sehr achtbar durch mittelschweres Gelände. Geschmeidig zeigt sich der große BMW, mit der fein ansprechenden Luftfederung (2.100 Euro Aufpreis) ist selbst gröberes Gestein und Wurzelwerk nur gut gefiltert spürbar.
Der Reihensechszylinder im X5 40i mit 340 PS gibt dazu die erwartet gute Vorstellung: Drehfreudig, kultiviert und kraftvoll treibt er den X5 durchs Unterholz, gewohnt makellos die Zusammenarbeit mit der Achtstufen- automatik. Als zweite Version steht der 265 PS starke 30d zur Probefahrt bereit. Auch dieser Wagen kommt mit vollem Programm: Luftfederung, aktiver Wankausgleich und Integral-Aktivlenkung (3.600 Euro im Paket). Die mitlenkenden Hinterräder verwischen etwas die Transparenz der Lenkung, doch Agilität und Komfortniveau sind beachtlich.
Ab 69.200 Euro wird der X5 30d im November beim Händler stehen, ab 70.700 Euro wird der 40i kosten – nicht ganz billig. Immerhin sind Sportsitze, LED-Scheinwerfer und Navi Serie. Das ist ja auch schon mal was.