Challenger Genesis 274 im Test

Was ist superkompakt, hat vier Betten, ist aber trotzdem kein Alkovenmobil? Sie ahnen es. Sowohl der Grundriss als auch die Ford-Transit-Basis des Challenger 274 sind ein echtes Kontrastprogramm.
Wetten, dass Sie so einen Grundriss noch nie gesehen haben? Es sei denn, Sie sind bestens vertraut mit dem aktuellen Challenger-Programm. Alle anderen aufgepasst. Zumindest für Menschen, die mit Familienanhang verreisen, aber kein klobiges Alkovenmobil fahren möchten, ist der neue Challenger Genesis 274 einen intensiven Blick wert.
Der ab 47.990 Euro erhältliche Teilintegrierte ist mit 6,39 Meter Länge zunächst einmal erfreulich kompakt. Noch mehr verblüfft allerdings, dass der 274 auf diesen Abmessungen vier Betten, eine Garage und sogar zwei Sitzgruppen unterbringt. Der Trick: Die Schlafplätze beanspruchen nur dann Platz, wenn man sie zum Schlafen elektrisch absenkt. Tagsüber verstecken sie sich aufgeräumt an der Decke. Sowohl beim Doppelbett im Heck als auch bei den Stockbetten über der vorderen Sitzgruppe funktioniert die Hubmechanik im Test einwandfrei. Vorher müssen vorn noch der Tisch versenkt und zwei Polster entfernt werden. Nach einer Minute stehen zwei Liegeflächen zur Verfügung, die – was Maße, Kopffreiheit und Härtegrad angeht – zumindest für Kinder taugen. Absturznetze gibt es für beide, für den Aufstieg nach oben außerdem eine Leiter.
Die Eltern hätten nach wie vor eine Ausweichmöglichkeit in Form der hinteren Sitzgruppe. Weil jedoch weder vorn noch hinten ein Abtrennvorhang existiert, wird man den Tag, sobald der Nachwuchs in der Falle liegt, eher vor dem Mobil ausklingen lassen oder eben selbst schlafen gehen. Sofern das hintere Bett ganz abgesenkt ist, gelingt auch hier der Zustieg über zwei Stufen bequem. Da der Mechanismus an allen Seiten ein paar Zentimeter von der Matratze abknapst, muss man sich allerdings mit rund 1,90 Meter Länge und maximal 1,31 Meter Breite arrangieren. Immerhin gibt es hier aber einen Lattenrost.
Zwei Sitzgruppen
Erstaunlicherweise ist die Stehhöhe an der Sitzgruppe sogar unter den angehobenen Stockbetten akzeptabel, zumal sie nur auf wenigen Zentimetern auf 1,80 Meter beschränkt ist. Der Durchstieg ins Fahrerhaus klappt daher gut. Dank Seitenbank gibt es insgesamt vier vollwertige Sitzplätze. Das Drehen der Cockpitsessel ist etwas mühsam, und die Kopffreiheit unter den Sonnenblenden nicht sonderlich üppig. Der Tisch sollte für die Urlaubsgesellschaft reichen, vergrößerbar ist er nicht, dafür aber in alle Richtungen verschiebbar.
Die zweite Sitzgruppe hinter der Küche ist durchaus mehr als ein Katzentisch. Sie verleiht dem Wohnraum bei aller Intimität eine gewisse Großzügigkeit, auch deshalb, weil sich daran bis zur Heckwand eine sehr große Ablage anschließt, in der sich vier flache, aber große Staufächer befinden. Übersichtlich und einfach zu beladen, ersetzen sie die fehlenden Hängeschränke mehr als adäquat. Zusammen mit dem großen, unbeleuchteten Kleiderschrank, vier weiteren, teils etwas versteckten Sitztruhenfächern und der fahrradtauglichen, in der Höhe verstellbaren Heckgarage kommt eine Familie mit dem Stauraum im Chalenger 274 gut zurecht.
Bad und Küche
Die Küche steht rechts der Eingangstür. Neben der Edelstahlspüle breitet sich eine große Arbeitsfläche aus. Ganz am Ende ist ein kleiner Zweiflammkocher mit elektrischer Zündung eingelassen. Zwei Hängeschränke nehmen Vorräte auf; Kochgeschirr wandert in die Unterschränke, die aber nicht optimal nutzbar sind, weil es im Inneren einige Absätze ohne Rüttelkanten gibt. Schubladen wären praktischer, doch es gibt nur eine fürs Besteck.
In den Küchenblock ist auch der Kühlschrank integriert. Als Kompressor kann er mit sehr guter Kühlleistung und angemessenen 135 Liter Nettovolumen überzeugen. Weil sich der Türanschlag rechts befindet, muss man jedes Mal neben die Küche treten, um ihn zu öffnen. Den Entwicklern war wohl ein besserer Zugang von der vorderen Sitzgruppe aus wichtiger.
Ins Bad gegenüber führt eine 20 Zentimeter hohe Stufe hinauf. Trotzdem bleiben noch 1,95 Meter Stehhöhe im Challenger 274 übrig; auch sonst reicht die Bewegungsfreiheit, um Waschbecken und Toilette bequem zu nutzen. Seifenschale, Becher sowie ein Handtuchhaken sind ebenso vorhanden wie zwei Ablagen. Die Spiegel sind groß – und bis auf den Waschtisch heruntergezogen, was zwangsläufig dazu führt, dass sie beim Händewaschen immer einige Spritzer abbekommen. Die Entlüftung besorgen ein Seitenfenster und eine Dachhaube. Die Dusche lässt sich durch ein dreiteiliges Plexiglas-Segment abtrennen. Obwohl sich dieses nicht fest fixieren lässt, ist die Nutzung der Dusche praktikabel. Die Aufnahme für die ausziehbare Brause sollte aber etwas höher angebracht sein.
Bordtechnik und Fahrkomfort
Für Wasserdruck sorgt eine hochwertige Pumpe. Der nicht isolierte Abwassertank fasst 100 Liter. Geheizt wird mit Diesel, was die Versorgung prinzipiell vereinfacht. Kocher und Boiler bedienen sich aus einer 11-kg-Gasflasche. Hausmannskost: die Elektrik. Es gibt viele USB-Buchsen, aber nur zwei 230-Volt-Steckdosen im Wohnraum. Der Aufbau gefällt mit hochwertigen, langlebigen Materialien. Sieben Jahre Garantie sind überdurchschnittlich.
Die nachgiebige Federung der Transit-Basis macht Reisen mit dem Challenger ziemlich komfortabel. Die Sitze sind bequem, die Platzverhältnisse im Fahrerhaus großzügig. Üppige Fensterflächen gestatten eine gute Übersichtlichkeit und einen sehr guten Blick in die Spiegel. Der potente 170-PS-Motor hat ein ausgeprägtes Turboloch, legt dann aber mit Vehemenz los. Bei leicht feuchter Straße bringt man die Vorderräder sogar im dritten Gang noch zum Durchdrehen, was viel über die Motorkraft aussagt, aber auch einiges über die mäßige Traktion. Die knackige Schaltung macht Spaß, die ellenlange Übersetzung degradiert den sechsten Gang aber zum reinen Spritspargang.
Basisinformationen Challenger Genesis 274
Gurte/Schlafplätze: 4/4 Zul. Gesamtgewicht: 3500 kg Länge/Breite/Höhe: 6,39/2,35/2,92 m Grundpreis: ab 47.990 Euro
Preise
Grundpreis: 47.990 Euro(Ford Transit, Motor 96 kW/130 PS) mit TÜV und Zulassungsbescheinigung II Testwagenpreis: 53.450 Euro
Daten und Messwerte
Auf- und AusbauSandwich-Bauweise, Kunststoff-und Holz-Verstärkungen, außen und innen GfK, Isoliermaterial Wand/Dach/Boden XPS-Schaum, Wandstärke Wand/Dach/Boden 30/54,5/63,5 mm, 4 Kunststoff-Isolierfenster mit PU-Rahmen, 1 Dachhaube, 2 Panorama-Dachfenster.
BordtechnikKraftstoff-Gebläseheizung Eberspächer, 7 Ausströmer (3 x Sitzgruppe, 2 x hinterer Gang, 1 x Bad, 1 x Garage), Boiler Truma, Wasseranlage: Frisch-/Abwasserrohre, Druckpumpe.
BasisfahrzeugFord Transit, Flachrahmen, Vorderradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 1995 cm3, Leistung 125 kW/170 PS, Drehmoment 405 Nm, Sechsgang-Schaltgetriebe.
FahrleistungenBeschleunigung 0–50/80/100 km/h 5,1/11,3/17,6 s; Elastizität 60–80/100 km/h (4.//5. Gang) 5,3/11,8//8,6/17.8 s, Testverbrauch 9,3 L/100 km.