Zeltromantik mit Dusche und WC

Zeltromantik mit Dusche und WC – bei den Mietunterkünften wird diese Kombination immer beliebter. Unsere Autorin hat ein Trapper-Zelt und ein Chalet auf einem Huttopia-Platz in Frankreich ausprobiert.
Bei unseren Rundreisen mit dem Campingbus war es uns immer wichtig, Zeit in der Natur zu verbringen und gleichzeitig möglichst viel von der Kultur und Landschaft des Reiselands kennenzulernen. Daher übernachten wir am liebsten auf kleinen, naturbelassenen Campingplätzen.
Aber wie verbringen wir unseren Urlaub, wenn der Campingbus spontan verkauft und der neue noch nicht da ist? Auf gemeinsame Zeit und Abenteuer verzichten? Auf keinen Fall. Schließlich sollte es auch unser erster Urlaub zu viert werden. Denn nicht nur unsere Hündin Maya sollte mit, sondern auch Neuzuwachs Flocke.
Back to the Roots, also Zelt und Isomatte ins Auto und wie früher einfach losfahren? Seit wir uns beim Camping daran gewöhnt haben, in einem richtigen Bett zu schlafen und unsere eigene Toilette dabeizuhaben, kommt das nicht mehr in Frage. Eine feste Unterkunft auf einem Campingplatz, mit direkten Nachbarn und abendlicher Beschallung aus der Kinder-Disco? Nein, das ist auch nichts für uns. Urlaub im Hotel können wir uns ebenso wenig vorstellen. Schließlich suchen wir das Naturerlebnis und wollen Tag und Nacht das Gefühl von Camping genießen.
Huttopia
Durch Zufall stoßen wir in einem kleinen Bericht auf Huttopia. Das Konzept der französischen Campingplatzgruppe macht uns sofort neugierig. Die naturnah gestalteten Plätze und Mietunterkünfte scheinen genau das Richtige für uns. Nun müssen wir uns nur noch für einen der rund 50 Standorte entscheiden, die fast alle in Frankreich liegen.
Um die Auswahl weiter einzugrenzen, orientieren wir uns an der Lage. Wollten wir lieber ans Meer, in den Wald, die Berge, aufs Land oder zu Schlössern und Kulturerbe? Unsere Wahl fällt auf Plätze im Wald, die direkt an einem See gelegen sind. Da auch die Anreise mit zwei Hunden nicht mehr als einen Tag in Anspruch nehmen sollte, entscheiden wir uns für den Campingplatz Lac de Sillé in der Nähe von Le Mans im Nordwesten Frankreichs.Er hat von Mitte April bis Ende September geöffnet. Wie auf allen Huttopia-Plätzen darf man am Lac de Sillé einen beheizten Pool und ein kleines Restaurant erwarten. Der eigene Anspruch der Nachhaltigkeit zeigt sich durch eine regionale Küche und lokale Produkte ebenso wie bei den Mietobjekten aus unbehandelten Naturmaterialien und "Made in France".
Bei der Wahl der Unterkunft werden wir uns schnell einig, das Trapper-Zelt erscheint perfekt für uns. Im Zelt schlafen wie früher, aber in einem richtigen Bett und mit eigenem Bad. Dafür muss man in der Vorsaison rund 370 Euro pro Woche einkalkulieren. Nicht zur Grundausstattung gehören Handtücher, Bettwäsche und Oberbetten sowie Kinderbett und Hochstuhl. Diese können aber gegen Aufpreis dazugebucht werden, ebenso wie die Endreinigung. Auch das Mitbringen von Hunden kostet extra. Ein Hund ist in jeder Ready-to-Camp-Unterkunft willkommen. Da unser Aufenthalt in die Nebensaison fällt, dürfen wir nach Absprache beide Hunde mitnehmen.
Übernachten im Trapper-Zelt
Im Sinne der Naturverbundenheit darf man nicht mit dem Auto an die Unterkünfte heranfahren. Daher stehen Gepäckkarren an den Parkplätzen zur Verfügung. Damit nähern wir uns dem gebuchten Trapper-Zelt. Ein Gestell aus dicken Holzpfählen dient als Gerüst für das Zelttuch. Eine dicke Bodenplane bedeckt die ebenfalls aus Holz bestehende Unterkonstruktion. Die 25 Quadratmeter sind gut aufgeteilt und bieten Platz für bis zu fünf Personen. In den hinteren Ecken befinden sich zwei separate Schlafkabinen. Wir wählen die Kabine mit dem Doppelbett als unser Schlafzimmer; die Kabine mit dem Hochbett nutzen wir als Stauraum für unser Gepäck.
Zwischen den Schlafkabinen versteckt sich hinter einer großen Holztür das Badezimmer mit Dusche, WC und Waschbecken. Im Wohnbereich steht ein großer Campingtisch mit fünf Klappstühlen und eine abschließbare Truhe, in der sich Wolldecken und Kissen befinden. Auf der Küchenzeile steht ein schickes, rundes Spülbecken. Darunter im offenen Regal ist der Kühlschrank und eine Grundausrüstung an Geschirr und Küchenutensilien untergebracht. Der Gaskocher hat auf einem fahrbaren Holzregal seinen eigenen Platz und ist somit sowohl im Zelt als auch draußen nutzbar. Bei unserer Ankunft steht er bereits mit zwei Liegestühlen und einem Sonnenschirm draußen auf der großen Holzterrasse.
Nachdem alles im Zelt verstaut ist, genießen wir auf unserer Terrasse die letzten Sonnenstrahlen, die durch die Blätter fallen. Die Aussicht in den tiefen Wald und die Stille lassen uns fast vergessen, dass wir hier nicht ganz allein sind. Die nächsten Zelte stehen ein paar Meter entfernt und sind so ausgerichtet, dass jedem genug Privatsphäre bleibt. Auf dem Waldboden vor unserem Zelt finden sich zahlreiche Stöckchen und Zapfen für die Hunde, und zum Spielen ist hier genügend Platz, sodass wir niemanden stören.
Pool & Gemeinschaftszelt
Der Pool befindet sich zentral auf dem Platz und ist umgeben von einer Holzterrasse, auf der Liegestühle und Sonnenschirme stehen. Hier kann man in Ruhe seine Runden schwimmen oder beim Sonnenbaden den Blick in die Natur genießen. In einem großen Gemeinschaftszelt trifft man sich zum Kickern oder verbringt gemütliche Stunden vor dem Feuerofen.
Das Holz dafür gibt es kostenlos, genauso wie Kugeln für die angrenzende Boule-Bahn. In der Hauptsaison werden hier auch Sport- und Freizeitaktivitäten angeboten. Allerdings unterscheiden sich diese von der typischen Animation auf anderen Campingplätzen. Hier geht es vor allem darum, die Natur zu entdecken. Das kann Mann und Frau beim Yoga unter freiem Himmel. Für die Kids steht Baumklettern und Schnitzen auf dem Programm. Wer lieber etwas für sich unternimmt, kann ein Mountainbike ausleihen und einen der ausgewiesenen Rad- und Wanderwege erkunden, die durch das 3.500 Hektar große Waldgebiet Fôret Domaniale de Sillé führen. Der kürzeste Weg geht einmal um den Badesee Le Grand Étang.
Die Vier-Kilometer-Runde ist abwechslungsreich. Man wandert durch den dichten Wald, an Lichtungen und großen Blumenwiesen vorbei. Unzählige, kleine Pfade führen vom Hauptweg direkt ans Ufer zu versteckten Bänken. Auf etwa der Hälfte der Strecke liegt der Badestrand Sillé-Plage. Hier gibt es zwei Restaurants, einen Tretbootverleih sowie einen Sportbootverein, bei dem man Kanus mieten kann. Bereits bei unserer Ankunft wurde uns mitgeteilt, dass der See momentan leider zum Baden gesperrt ist. So fallen diese Aktivitäten für uns buchstäblich ins Wasser.
Ausflug nach Sillé-le-Guillaume
Eine der schönen Alternativen ist ein Ausflug in den drei Kilometer entfernten Ort Sillé-le-Guillaume. Durch die schmalen, urigen Gassen bummeln wir auf die mittelalterliche Burg. Von dort aus haben wir eine fantastische Aussicht über die Dächer der Stadt und die dahinterliegende, hügelige Landschaft. Allerdings ist der Ort offenbar nicht auf Touristen eingestellt, und so bleibt am Sonntag auch die einzige Brasserie geschlossen.
Für die letzten zwei Nächte haben wir die Möglichkeit, eine Übernachtungsalternative auszuprobieren. Wir wechseln in eine der Holzunterkünfte. Diese stehen etwas zentraler auf einer großen Rasenfläche. Wir sind gespannt auf den kleinen Tapetenwechsel und bringen unsere Sachen mit dem Gepäckkarren rüber zu einem der Chalets. Die ebenfalls 25 Quadratmeter große Unterkunft ist auf fünf Zimmer aufgeteilt und bietet Platz für vier Personen.
Über die große Holzveranda gelangen wir direkt in den Wohnbereich mit dem riesigen Panoramafenster, vor dem der große Esstisch steht. Die schlichte Einbauküche enthält die nötigen Küchenutensilien und ist mit einem Vier-Flammen-Gasherd und einer Mikrowelle ausgestattet. Vom Wohnraum gelangt man in die beiden Schlafzimmer und in die Toilette. Die befindet sich separat in einem sehr kleinen Raum ohne Waschbecken, das sich zusammen mit der Dusche in einem anderen Zimmer befindet.
Durch die vielen Türen und festen Wände geht für uns hier aber das ursprüngliche Campinggefühl verloren, welches wir im Trapper-Zelt so genossen haben. Das holen wir uns dann beim nächsten Mal wieder zurück. Weil uns das Konzept insgesamt gut gefallen hat, wollen wir auf jeden Fall wieder einmal auf einem Huttopia-Platz Urlaub machen. Dann aber mit unserem neuen Campinggefährt.