KBA-Tests zum VW-Abgasskandal
Das KBA hat nach dem Abgasskandal bereits 2015 die Emissionen von mehr als 50 Dieselmodellen gemessen, aber nie Ergebnisse veröffentlicht. Jetzt hat Greenpeace das Amt zur Publikation gezwungen.
KBA-Testergebnisse aus 2015
Die Ergebnisse zeigen die Abgaswerte von 53 Fahrzeugmodellen im Neuen Europäischen Fahrzyklus ( NEFZ), die das KBA bereits im vergangenen Jahr durchführte. Dieser Testzyklus auf dem Rollenprüfstand muss bestanden werden, um eine Typenzulassung in der Europäischen Union zu erhalten. Bislang musste aber nicht zwingend das KBA diese Tests durchführen. Der wenig praxisnahe Testzyklus konnte zudem mit zahlreichen Tricks (hoher Reifendruck, abgeklebte Scheiben für geringeren Luftwiderstand, etc.) verwässert werden.
Wie das KBA die Tests im vergangenen Jahr durchgeführt hat, ist derzeit noch unklar. Das Amt gab an, die Liste enthalte nur die Ergebnisse eines so genannten Eingangstests, der die Fahrzeuge lediglich auf grundsätzliche Funktionsfähigkeit prüfe. Das ist offenbar notwendig, weil es sich um Gebrauchtwagen handelt. Greenpeace liegen die Errgebnisse dieser Rollenprüfstandstests schon seit ca. zwei Wochen vor. Die Umweltorganisation versuchte in der Folge mit mehreren Anfragen zu klären, wie das Procedere war, so Greenpeace-Sprecher Tobias Riedl. Weil alle Anfragen ergebnislos blieben, habe sich Greenpeace entschlossen, die Liste jetzt so zu veröffentlichen.
Entsprechend wenig aufschlussreich sind die Ergebnisse. Laut KBA sind die Tests aber noch nicht abgeschlossen. Bundesverkehrsminister Dobrindt will sie offenbar nur en bloc veröffentlichen. Einen Termin dafür nannte er aber bislang noch nicht. Die von Greenpeace veröffentlichte Liste weist für den Smart Diesel Werte aus, die um rund acht Prozent über dem Grenzwert der Euro 5 Norm liegen. Beim Opel Astra mit 2,0-Liter-Diesel sind es rund vier Prozent Überschreitung. Unklar ist das Ergebnis eines Peugeot 308 SW 1.6l, der offenbar zwei Mal gemessen wurde: Einmal lag das Ergebnis über dem Euro 6-Grenzwert einmal deutlich darunter. (Die vollständigen Testergebnisse gibt's in unserer Download-Box unten als Gratis-Download).
Daimler und Opel bleiben gelassen
Eine Daimler-Sprecherin sagte auf Anfrage zu den Werten des Smart: "Der Bericht des KBA liegt den Herstellern noch nicht vor. Wir können genannte Werte daher auch nicht kommentieren. Fragen, die uns das KBA im Vorfeld gestellt hatte, konnten für beide Seiten zufriedenstellend beantwortet werden. Wir sehen der Veröffentlichung daher gelassen entgegen". Auch ein Opel-Sprecher sagte: "Bislang haben wir keine Kenntnis über die angesprochenen Testergebnisse. Wir haben stets betont, dass wir keine Einrichtungen haben, die erkennen, ob ein Fahrzeug einem Prüfstandstest unterzogen wird".
EU6-Modelle unterschreiten Grenzwerte massiv
Angesichts dessen, dass die Emissionen der meisten Fahrzeuge im Realbetrieb teils um ein Vielfaches über dem Grenzwert liegen, sind Abweichungen im einstelligen Prozentbereich im NEFZ wenig spektakulär. Allerdings könnten sie die Verantwortlichen bei VW aufhorchen lassen, die dann nicht ganz unberechtigterweise ähnliche Überschreitung.n von Grenzwerten auch für ihre nachgerüsteten Modelle reklamieren könnten - oder eban auch nicht, wenn die Darstellung des KBA zutrifft..
Im Test waren auch die meisten VW-Modelle mit EA189-Motor mit Schummelsoftware (Defeat Device). Sie liegen natürlich weit unter den Grenzwerten. Erstaunlich: Bei den EU6-Modellen gibt es etliche Autos, die den strengen Grenzwert um ein Vielfaches unterschreiten. Der BMW 216d Grand Tourer etwa schafft im besten Fall 16 Milligramm pro Kilometer. Damit würde er selbst den US-Grenzwert um den Faktor 2 unterbieten. Den europäischen Grenzwert von 80 mg unterbietet er um den Faktor 5. Vielleicht hat das KBA dieses Modell deshalb gleich zwei Mal gemessen; zumindest ist auch der BMW zweimal aufgeführt. Der zweite Wert liegt bei 25 mg.
Testergebnisse werfen mehr Fragen auf
Ohne weitere Erklärungen des KBA werfen solche Ergebnisse allerdings mehr Fragen auf, als sie Antworten geben. Ob das Amt wie die französischen Behörden auch abgewandelte Zyklen gefahren hat, um Defeat Devices zu entdecken, ist ebenfalls unklar. Klar ist, dass es zusätzlich auch Emissionstests auf der Straße unter Realbedingungen durchgeführt hat (Real Driving Emission, RDE). Die Veröffentlichung dieser Ergebnisse waren fälschlicherweise nicht in der Anfrage von Greenpeace enthalten; das hat die Umweltorganisation am 1. März nachgeholt, so Sprecher Tobias Riedl. Man erwarte dementsprechend auf die Veröffentlichung der Ergebnisse der RDE-Tests am 1. April.
Wenn das KBA dann ähnlich transparent mit den Informationen umgeht, könnte das Datum zur Veröffentlichung passen.
Emissionsmessungen unter Realbedingungen mit mobilen Messgeräten hat auto motor sport bereits im November 2015 mit 9 Modellen durchgeführt. Die Ergebnisse finden Sie hier.