Mildes Klima, leere Strände & tolle Stellplätze

Die mittlere und südliche Costa Brava rund um berüchtigte Ferienhochburgen hat nicht den allerbesten Ruf, steht für volle Strände und Discolärm bis in den Morgen. In der Nebensaison bietet sich hier jedoch ein anderes Bild.
Es kommt ganz anders als erwartet auf unserer Wohnmobil-Tour an die Costa Brava: Die Cafés am östlichen Ende der langen Strandpromenade von Lloret de Mar sind gut besucht, trotzdem gibt es noch reichlich freie Plätze, die Stimmung ist entspannt jetzt in der Nebensaison. Plötzlich ertönt ein Donnergrollen, zwölf, fünfzehn schwere Motorräder rollen auf den anliegenden Parkplatz, schwarzgekleidete Rocker in nietenbesetzter Lederkluft und mit verspiegelter Sonnenbrille entern die nächstgelegene Bar. Besorgte Elternpaare fangen den Nachwuchs ein und suchen zur Sicherheit schnell das Weite.
Die Sorge ist unbegründet, bei näherem Hinsehen sind die Ankömmlinge ganz friedlich. Es ist Harley-Davidson-Treffen in Lloret de Mar, und viele der grauhaarigen Biker setzen zum Studium der Karte die Lesebrille auf und ordern dann vorsichtig einen Eistee. Das Publikum der berühmt-berüchtigten Urlauberhochburg ist zur Nebensaison ganz anders als in den heißen Sommermonaten. Anstelle von partyhungrigen Teenagern sind vermehrt Ältere und Individualisten unterwegs. Und selbst Lloret taugt jetzt prima für einen Stopp auf der Mobil-Tour, zumal der gute Campingplatz Lloret Blau den ganzen Winter über für Reisemobile geöffnet ist.
Wir waren schon oft an der nördlichen Costa Brava unterwegs, das Künstlerdorf Cadaqués oder Figueres mit dem großen Dalí-Museum zählen zu unseren Lieblingsorten. Die südlich gelegenen Comarcas (Bezirke) Baix Empordà und La Selva hatten wir eher gemieden, zu abschreckend das Ballermann-Image von Lloret, Platja d’Aro & Co.
Zur Nebensaison aber, so stellt sich nun schnell heraus, ist auch dieser Teil der Costa Brava ein erstklassiges Ziel für eine Wohnmobil-Tour. Zumal das Klima selbst im Winter dazu verlockt, auf windgeschützten Caféterrassen in der Sonne zu sitzen, und etliche Stell- und Campingplätze rund ums Jahr in Betrieb sind.
Bereits die Anfahrt hat einiges zu bieten
Wenn man von Norden kommend die Autobahn AP7 kurz vor der Provinzhauptstadt Girona verlässt und auf der Landstraße C-66 in Richtung Küste fährt, liegen bald die ersten Highlights für Zwischenstopps auf dem Weg. Die archäologischen Stätten von Ullastret etwa, wo Überreste einer 2500 Jahre alten Siedlung zu besichtigen sind. Städtchen wie das denkmalgeschützte Peratallada oder der Ort Pals, dessen uraltes Viertel Barri Vell wie ein bewohntes Freilichtmuseum wirkt.
Dann ist bald Begur ereicht, ein zauberhafter Ort mit historischer Altstadt auf einem 200 Meter hohen Plateau, und dahinter beginnen die wilden Klippen der Costa Brava. Zwischen kleinen, im Sommer überlaufenen und nun wunderbar ruhigen Buchten wie Aiguafreda, Sa Tuna, Fornells und Tamariu winden sich schmale Sträßchen hoch über dem Meer, teils arg eng für größere Reisemobile.
Star unter diesen oft winzigen Badezielen der Baix Empordà ist das Örtchen Calella de Palafrugell, dessen sorgsam geweißelte Häuser mit ihren Arkadengängen bis dicht an die kleinen, durch Felsnasen getrennten Strandbuchten gebaut sind – außerhalb der Hauptreisezeit sitzt man dort herrlich entspannt im ruhigen Café beim Cortado und genießt die laue Mittelmeerluft.
Die schönsten Orte entlang der Küste
Mit Palamós beginnt dann der Reigen der größeren Orte an der südlichen Costa Brava, und dieses 20.000-Einwohner-Städtchen hat durchaus urbane Qualitäten. Im Hafen liegt eine stattliche Flotte von Fischerbooten, es gibt einen bunten Wochenmarkt. Neben dem 600 Meter langen Stadtstrand mit begrünter Promenade ist auch die benachbarte Cala de la Fosca ein prima Ort zum Baden. Von den oberen Parzellen des guten, terrassenförmig angelegten Stellplatzes Autocaravaning Palamós hat man zudem einen Weitblick bis hinüber zum Meer.
Einen anständigen, ganzjährig geöffneten Stellplatz hat auch der benachbarte Ort Sant Feliu de Guíxols mit seinem leuchtend gelben Casino, dem opulenten Kloster und der reizenden Badebucht Sant Pol. Von dort windet sich die GI-682 in mutigen Kehren hoch über dem Wasser südwärts nach Tossa de Mar, für viele eine der schönsten Küstenstraßen der Welt – zum Glück gibt es alle Nase lang eine Parkbucht für einen Fotostopp.
Für Tossa mit dem befestigten, unter Denkmalschutz stehenden Altstadtkern Vila Vella gilt wie für das benachbarte Lloret: Im Sommer knallvoll, zur Nebensaison ein angenehmer, abwechslungsreicher Ort. Im 20 Kilometer südwestlich gelegenen Hafenstädtchen Blanes schließlich, bekannt für seine vielen guten Campingplätze direkt am Wasser, ist die Costa Brava offiziell zu Ende – und die Versuchung groß, ganz einfach umzudrehen und die ganze Strecke in Gegenrichtung noch einmal zu fahren.
Die Region im Überblick: Südliche Costa Brava
Das Klima ist mild, die Strände sind relativ leer, und rauschende Partynächte werden höchstens an Wochenenden gefeiert – diese sechs Orte an der "wilden Küste" sind speziell in der Nebensaison einen Besuch wert.
Calella de Palafrugell Mit seinen weißen Häusern statt großer Apartmentkomplexe ist der Ort eine Freude fürs Auge, und die kleinen Strände sind im Gegensatz zum Sommer nun leer. In den Nachbarbuchten Llafranc und Tamariu geht es noch ruhiger zu. Kleiner Parkplatz fürs Mobil auch über Nacht etwa an der Av. d’Antoni J. Rovira.
Palamós Keine urbane Schönheit, aber eine handfeste Stadt mit rund 20.000 Einwohnern. Wochenmarkt, der bunte Fischereihafen und schattige Gassen rund um die Kirche Santa Maria del Mar von 1417 zählen zu den Highlights. Zwei Stellplätze, Kurzzeitparken fürs Mobil in der Nebensaison z. B. am Beginn des Stadtstrands.
Sant Feliu de Guíxols Obwohl ein wenig größer als Palamós, macht Sant Feliu einen noch beschaulicheren Eindruck. Das ab dem 10. Jahrhundert erbaute Kloster Monestir de Sant Feliu gilt als Keimzelle der Stadt; ein Spielzeugmuseum, Casino und Strände ringsum sind gute Anlaufpunkte. Parken am Hafen, Stellplätze im Ort.
Tossa de Mar Als Wahrzeichen des 6000-Einwohner-Orts thront die unter Denkmalschutz stehende Vila Vella auf einer Felsnase über dem Strand. Sie wurde ab dem 12. Jh. als Befestigung gegen Piratenangriffe errichtet. Nettes Zentrum, sehr enge Parksituation fürs Mobil (etwa P6 nördliche Av. Catalunya probieren).
Lloret de Mar An der 1,6 Kilometer langen Platja der 48.000-Einwohner-Stadt passt im Sommer keine Postkarte zwischen die Liegen, zur Nebensaison ist es natürlich ruhiger. Sehenswert sind etwa das Meeres-Museum und die Eglésia de Sant Romà im Stil des Modernisme. Mobil-taugliche Parkplätze an der GI-682.
Blanes Sehr vielfältig präsentiert sich die mit rund 50.000 Einwohnern größte Stadt an der Costa Brava. Direkt vorm Zentrum liegt der lange Hauptstrand, durch den markanten Felsen Sa Palomera in zwei Hälften geteilt – er gilt als offizielles Ende der Costa Brava. Stellplatz im Ort, Parken zur Nebensaison direkt am großen Hafen.
Museums-Tipp: Casa-Museu Castello Gala Dalí in Púbol
Im Garten dieses kleinen Schlosses aus dem 11. Jahrhundert stehen skurrile Skulpturen wie ein Elefant auf Insektenbeinen, ein goldener Thronsessel wartet auf einem Podest in der Eingangshalle, und auf der Videoleinwand erwachen der berühmte Surrealist Salvador Dalí (1904–1989) und seine Muse und Ehefrau Gala (1894–1982) regelmäßig wieder zum Leben. Mit dem Casa-Museu Castell Gala Dalí hat das kleine Dorf Púbol, auf dem Weg von Girona zur Küste unweit der C-66 gelegen, ein großes historisches Erbe. Einst hatte Dalí seiner Gala das Anwesen als Rückzugsort geschenkt, heute zählt das mit vielen bizarren Kunstwerken ausstaffierte Schloss zum magischen Dalí-Museums-Dreieck zusammen mit seinem einstigen Atelier in Portlligat bei Cadaqués und dem großen Teatre-Museu in Figueres. Ganzjährig geöffnet, www.salvador-dali.org
Restaurant-Tipp: Museums-Restaurant in Sant Feliu
Am Kai des Fischereihafens von Sant Feliu de Guíxols steht eine weißgestrichene, langgestrecke Halle, an ihrer Stirnseite prangt in Großbuchstaben "El Tinglado", der Schuppen. Mittelpunkt im Inneren ist eine kleine alte Dampflok nebst Anhänger, die einst unter dem Namen El Carrilet von Sant Feliu über Girona bis Olot in der Garrotxa zuckelte; viele Exponate und Bilder erinnern an jene Zeit. Ende der 1960er Jahre wurde die knapp 100 Kilometer lange Trasse stillgelegt und zum heutigen Fernradweg umfunktioniert. Rund um die Lok ist fein eingedeckt, wird solide katalanische Küche serviert – eine gute Kombination! www.eltinglado.cat
Kunst-Tipp: Klasse Keramik
In vielen Orten an der Costa Brava leuchtet es kunterbunt am Straßenrand. Keramik über Keramik türmt sich in weitläufigen Ausstellungshallen – Berge von Fliesen, Geschirr und Kunsthandwerk drinnen, auf dem Freigelände davor Skulpturen und Springbrunnen. Zentrum der hiesigen Keramik-Produktion ist das Städtchen La Bisbal d’Empordà, die Töpferhauptstadt Kataloniens. Neben vielen Werkstätten und Shops gibt es dort ein gutes Keramik-Museum, das in einer ehemaligen Fliesen-Fabrik von 1928 untergebracht ist und neben alten Brennöfen auch Werke heimischer Keramikkünstler zeigt. Ganzjährig geöffnet, www.terracottamuseu.cat
Stellplätze und Campingplätze an der Costa Brava