US-Website gibt Tipps für Reisemobilisten

Muss man das Wohnmobil nun tatsächlich wegen Corona stehen lassen? Nein – meint Truckcampersmagazine und schlägt vor, das Mobil zur Flucht vor dem Virus, als Ort für die Quarantäne oder als Krankenbesuchsfahrzeug zu nutzen. Realistisch?
"Ein Wohnmobil kann in Corona-Zeiten eine enorme Hilfe sein. Egal ob Sie vor Ort bleiben müssen, um Familie oder Freunde zu pflegen, sich in Selbstquarantäne begeben oder der das Weite suchen – ein gut ausgerüsteter Wohnwagen kann Leben retten." – so beschreibt die US-Website Truckcampermagazine.com in einem Artikel die Nutzungsmöglichkeiten eines Reisemobils für die Coronavirus-Zeit. Das klingt fast zu schön, um wahr zu sein: Einfach ins Fahrzeug setzen und dem Virus davonfahren.
These 1: Kann ich dem Virus davonfahren?
Die US-Website schlägt folgendes vor:
"In einem Wohnmobil an Ort und Stelle zu bleiben scheint ideal, um sich von Corona-Risikogebieten fernzuhalten und alles gut zu überstehen. Die Einzelheiten dieses Plans sind simpel. Suchen Sie einen Campingplatz mit ausreichend Platz zwischen den Plätzen. Zudem sollte jeder Platz über einen eigenen Wasser- und Stromanschluss und eine Abwasserentsorgung verfügen (oder zumindest ein Zugang zu einer Schmutzwasserentsorgung). Machen Sie es sich gemütlich und stellen Sie sich auf einen potenziell langen Aufenthalt ein. Bevor Sie an den Campingplatz fahren, sollten Sie für mindestens 14 Tage einen Vorrat an Lebensmitteln, Medikamenten und Proviant anlegen."
Doch so einfach ist das leider nicht. Viele Länder in Europa und weltweit haben bereits die Grenzen geschlossen – die Einreise ist unmöglich. Viele Länder wie Spanien schließen derzeit sämtliche touristische Infrastruktur wie Hotels, Ferienwohnungen, Camping- und Stellplätze – Gäste werden gebeten bis zum 26.3.20 abzureisen. Frankreich hat bereits veranlasst, dass sämtliche Mittelmeer-Strände gesperrt werden, um Menschenansammlungen dort zu vermeiden. Einige Gemeinden und Städte an der französischen Atlantikküste könnten folgen.
Auch in Deutschland schließen immer mehr Stell- und Campingplätze. Außerdem ist das Virus nicht an Landesgrenzen gebunden und es gibt kein Land in Europa oder auf der Welt, das sich bislang erfolgreich vom Virus abschotten konnte. Das Reisen und Davonfahren ist de facto nicht möglich.
Alle aktuellen Entwicklungen zum Thema Corona in Europa finden Sie hier.
These 2: Das Reisemobil als Quarantäne-Fahrzeug
Truckcampermagazine hat eine Idee, falls jemand in der Familie erkrankt ist:
"Es könnte sein, dass die Frau, der Sohn und die Tochter Symptome zeigen, nachdem Sie mit einer infizierten Person in Kontakt waren. Sie selbst zeigen keine Symptome, da sie nicht bei ihrer Familie waren als diese in Kontakt mit der infizierten Person kamen. In diesem Fall können Sie im Wohnmobil wohnen und das Haus kann als Quarantäne-Zone für die Familie dienen."
Klingt soweit plausibel. Vielleicht kann man das Fahrzeug tatsächlich als Isolations-Ort nutzen. Doch es gibt folgendes Problem:
"In jedem Fall ist es eine Überlegung wert, den Reisemobil ausgestattet, eingedeckt und einsatzbereit für den Fall der Quarantäne zu haben. Das kann bedeuten, dass Sie ihren Wohnmobil in die Auffahrt / an Ihren Parkplatz fahren, die Gasflaschen und den mobilen Generator befüllen und den Wohnmobil für einen möglicherweise langen Aufenthalt aufrüsten. Ein 14-Tage Wasser- und Lebensmittelvorrat im Haus und im Reisemobil kann sicherlich nicht schaden."
Ein 14-tägiger Vorrat? Was ist mit der Toilettenkassette? Was ist mit dem Grauwassertank? Beides muss an einer dafür vorgesehnen Entsorgungsstation entleert werden. Viele Stellplätze haben geschlossen, so auch diese Stationen. Und: Wer sagt, dass die Quarantäne nach 14 Tagen schon vorbei ist?
Ein Problem haben derzeit ernsthaft alle, die dauerhaft im Reisemobil leben oder Dauercamper auf einem Campingplatz sind. Dieses Problem spricht auch der BVDC (Bundesverband Deutscher Campingplätze) in seiner aktuellen Pressemeldung – Eine Erklärung von Landes- oder Bundesebene dazu steht noch aus.
These 3: Das Reisemobil als Übernachtungsstätte für den Krankenhausbesuch
Der dritte Vorschlag der US-Camper klingt zunächst auch nicht schlecht:
"Wenn sich Familienmitglieder infizieren, kann man dank des Reisemobils zu ihnen fahren, vor dem Haus parken, sich um sie kümmern und sie mit Nahrungsmitteln und Vorräten versorgen. Im Anschluss kehrt man zurück ins Mobil, wäscht die Hände und hat Zeit für sich."
Doch bei näherer Betrachtung ist auch das nicht plausibel. Das Virus ist höchstansteckend – zwar hilft Händewaschen und das wird auch empfohlen. Aber: Wer länger als 15 Minuten Gesichtskontakt zu einer infizierten Person hatte, gilt bereits als potenziell infiziert. Wer Kontakt zu Kranken hatte, sollte sich testen lassen und den Kontakt zu anderen Menschen meiden, sprich: Dann sollte man auch selbst keine Besorgungen mehr machen und Dritte gefährden.
Krankenhausbesuche von Corona-Infizierten sind ebenfalls nicht möglich. Die bittere Wahrheit in diesen Zeiten sieht ganz anders aus: Aufgrund der Ansteckungsgefahr sind seit über einer Woche Besuche von Krankenhäusern und Altenheimen strengstens untersagt. Nur eine Ausnahmeregelung der Ausgangsbeschränkung vom 20.3. in Bayern zeigt, was noch möglich ist: "In Krankenhäusern dürfen Eltern kleiner Patienten oder Väter bei Geburten noch zu Besuch kommen."
So langsam kommt die Nachricht an...
Zugegeben, ganz so blauäugig sind auch die amerikanischen Kollegen von Truckcampermagazine nicht. Sie schränken ein:
"Sollte eine landesweite Ausgangssperre verhängt werden, könnte es Bürgerinnen und Bürgern untersagt werden das Haus zu verlassen – es sei denn, sie haben zwingende Gründe beruflicher oder medizinischer Art. (...) Campingplätze und Stellplätze müssten wahrscheinlich ebenfalls schließen. (...) Falls Sie ein Dauercamper sind oder sich aktuell auf einer Langzeitreise mit dem Reisemobil befinden, kann ein Plan B nicht schaden."
Als Plan B gibt der Artikel an: Parken Sie Ihr Fahrzeug und mieten Sie für diese Zeit eine Wohnung oder ein Haus!