Gleiche Länge, gleicher Preis, anderer Aufbau

Alkoven oder Teilintegrierter mit Hubbett? Familien und andere, die zu viert verreisen wollen, stellen sich diese Frage. Bei Rimor gibt es beides, mit identischer Länge und zum selben Preis.
Markant oder fliehend – welche Stirn kommt besser an? Bei Reisemobilen ist die Sache klar. Das Schönheitsideal hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten eindeutig vom charakteristischen Alkovenmobil weg, zum aerodynamischen Teilintegrierten hin verschoben. Und seit der Einführung des Hubbetts über der Sitzgruppe hat Letzterer auch in Sachen Schlafplätze keinen Nachteil mehr: Vier oder bei unserem Duo sogar bis zu sechs Personen können hier wie da auf Reisen gehen. Also spricht alles für den Teilintegrierten?
Teilintegrierter oder Alkovenmobil?
Langsam, langsam – so schnell gibt der Alkoven mit seiner Denkerstirn nicht klein bei. Es lohnt sich, genauer hinzuschauen. Ideale Voraussetzungen für den Vergleich der Konzepte bietet die italienische Marke Rimor mit dem Hubbett-Teilintegrierten Seal 12 Plus und dem Alkovenmodell Seal 3, die mit identischer Aufbau- und Bordtechnik, gleichem Grundriss, identischer Gesamtlänge und sogar exakt gleichem Preis dem Käufer die direkte Wahl lassen.
Gurt-/Schlafplätze: 6/4-6Zul. Gesamtgewicht: 3500 kgLänge: 6,48 mPreis: ab 44.730 Euro
(+) Etwas geringere Wankneigung, bessere Fahrleistungen und höheres Spitzentempo, weniger Verbrauch dank besserer Aerodynamik.(+) Serienmäßig elektronisches Hubbett, mit ordentlicher Liegefläche und Lattenrost.(+) Doppellängsbett mit komfortabler Liegelänge und viel Licht und Luft.(+) Separate Dusche mit viel Stehhöhe, trotz kompakter Fahrzeuglänge.(+) Sechs Gurtplätze serienmäßig, Isofix optional, sechs Schlafplätze – mit Einschränkungen – möglich.(+) Außenhöhe unter drei Meter, dadurch teils geringere Mautgebühren etwa in Frankreich.(-) Eher beengter Küchenblock, mit wenig Arbeitsfläche und kleinem Kühlschrank.(-) Relativ dunkler, beengter Raumeindruck an der Sitzgruppe, deutlich weniger Stehhöhe.(-) Abgesenktes Hubbett blockiert Sitzgruppe und die Aufbautür teilweise auch.(-) Heckstauraum nicht fahrradtauglich und ohne Innenzugang.(-) Heckbett ohne Unterlüftung und Unterfederung, Betterweiterung blockiert den Badzugang weitgehend.
Gurt-/Schlafplätze: 6/4-6Zul. Gesamtgewicht: 3500 kgLänge: 6,48 mPreis: ab 44.730 Euro
(+) Lange Liegefläche im Alkoven, trotz kompakter Fahrzeugabmessungen, ständig verfügbares Bett auch parallel zur Sitzgruppennutzung.(+) Hell und großzügig wirkende Sitzgruppe, dank üppiger Raumhöhe und viel Lichteinfall.(+) Doppellängsbett mit komfortabler Liegelänge und viel Licht und Luft.(+) Separate Dusche mit viel Stehhöhe, trotz kompakter Fahrzeuglänge.(+) Sechs Gurtplätze serienmäßig, Isofix optional, sechs Schlafplätze – mit Einschränkungen – möglich.(+) Mehr Stauraum in größerem Kleiderschrank, in mehr Unter- und Hängeschränken vorhanden.(-) Eher beengter Küchenblock, mit wenig Arbeitsfläche und kleinem Kühlschrank.(-) Etwas größere Wankneigung, schlechtere Fahrleistungen, höherer Verbrauch wegen mehr Luftwiderstand.(-) Außenhöhe über drei Meter, dadurch in einigen Ländern, etwa in Frankreich, höhere Mautgebühren.(-) Heckstauraum nicht fahrradtauglich und ohne Innenzugang.(-) Heckbett ohne Unterlüftung und Unterfederung, Betterweiterung blockiert den Badzugang weitgehend.
Die größten Unterschiede
Stürzen wir uns gleich hinein in die wesentlichen Unterschiede der beiden Aufbautypen. Die markante Schlafnase, der Alkoven, des Seal 3 ragt bis auf 3,05 Meter Höhe empor – und damit rund zehn Zentimeter weiter als das Dach des Seal 12 Plus.
Konkrete Auswirkungen beim Fahren zeigen sich darin, dass der Pilot mehr auf überhängende Hindernisse wie Äste und auf höhenbegrenzte Durchfahrten achten muss. Besonderes Augenmerk sollte dabei auch auf die vorderen Alkovenecken gelegt werden, die seitlich über die Kotflügel des Basisfahrzeugs hinausragen und darum besonders gefährdet sind.
Ansonsten sorgt das Mehr an Aufbauhöhe auch für einen höher liegenden Schwerpunkt und eine mäßige Windschlüpfigkeit. Ersterer macht sich durch eine etwas stärkere Seitenneigung des Seal 3 in Kurven bemerkbar, wobei die grundsätzlich stabile Straßenlage des Ducato den Unterschied nicht dramatisch groß ausfallen lässt. Das gilt in ähnlicher Form auch für die prinzipiell stärkere Seitenwindempfindlichkeit des Alkovenmodells. Nicht wegdiskutieren lässt sich zudem die schlechtere Aerodynamik des Seal 3. Die größere Stirnfläche und die zerklüftete Form stellen sich dem Wind massiver in den Weg. Die Messwerte für Beschleunigung, Höchstgeschwindigkeit und Elastizität der beiden identisch motorisierten und auf dasselbe Gewicht beladenen Testwagen sprechen eine klare Sprache zugunsten des Teilintegrierten.
Noch deutlicher fällt der Unterschied in Sachen Kraftstoffverbrauch aus, der bei identischem Tempo auf einer mehr als 300 Kilometer langen Testrunde mit etwa 40 Prozent Landstraße und 60 Prozent Autobahnanteil ermittelt wurde. Bei gemäßigtem Autobahntempo mit Tacho 110 – ein kurzes Vollgasstück zur Höchstgeschwindigkeitsermittlung inbegriffen – genehmigte sich das Alkovenmodell insgesamt 1,7 Liter Diesel mehr auf 100 Kilometer als der Teilintegrierte.
Das erhöht die Kosten für die gefahrene Strecke beim Seal 3 im Vergleich zum Seal 12 Plus um etwa zwei Euro pro 100 Kilometer. Finanziell mehr schmerzen wird vor allem Frankreich-Liebhaber jedoch, dass der Alkoven wie alle Fahrzeuge über drei Meter Höhe dort deutlich mehr Autobahnmaut bezahlen muss.
Gleicher Grundriss, unterschiedliches Raumgefühl
Damit hat es sich dann auch mit der Alkovenschelte, der sich in puncto Fahren klar hinter dem Teilintegrierten einreihen muss. Entert man den Aufbau und nimmt in der Sitzgruppe Platz, zeigt sich schnell, wo der "Nasenbär" dieselbige dagegen vorn hat. Verblüffend, wie unterschiedlich die Wohnzimmer der beiden wirken, obwohl sie in der Grundform identisch sind. Die Seal-3-Sitzgruppe beeindruckt durch kathedralenhafte Luftigkeit, während sich die Tischrunde des Teilintegrierten förmlich unter das Hubbett duckt.
Die generelle Raumhöhe von 2,08 Meter verringert sich beim Hubbett-TI an der Sitzgruppe auf 1,84 Meter, während sie beim Seal 3 zum Alkoven hin stetig bis auf fast 2,40 Meter ansteigt. Das ermöglicht auch größere Stauräume. Drei stattliche Hängeschränke über der Sitzgruppe stehen zwei kleineren unten am Hubbett gegenüber. Im Nachteil ist auch der Kleiderschrank des Teilintegrierten, der dem Hubbett Platz lassen muss, darum nur halbe Raumhöhe erreicht und lediglich ein kleines Zusatzfach am Boden integriert. Das Pendant im Alkoven bietet im unteren Teil ein separates Schrankfach mit eigener Tür und offeriert die Kleidung griffgünstig in Augenhöhe.
Der größte Unterschied ist aber natürlich das namensgebende Alkovenbett über dem Fahrerhaus. "Alkoven" bezeichnet übrigens eine Schlafnische oder ein Schrankbett, wie es früher in Bauernhäusern üblich war. Vom arabischen "al-qubba" für "Kuppel" soll das Wort über das französische "alcôve" in den deutschen Sprachgebrauch gelangt sein.
Die Schlafnische im Seal 3 lässt sich über eine Einhängeleiter erklettern. Mit 2,17 Meter Matratzenlänge kann die Dachmansarde auch Großgewachsene beherbergen. 1,40 Meter ist die Liegefläche breit. Die Kopffreiheit fällt mit 41 bis 64 Zentimeter allerdings nicht allzu üppig aus. Die straffe Matratze ist zehn Zentimeter dick und liegt auf einem einfachen Lattenrost auf. Ein Ablagebord mit Lesespots auf der linken Seite und ein Fenster sowie weitere Ablagen mit USB-Doppelbuchse auf der rechten Seite machen die Wahl der Liegerichtung etwas schwierig.
Um ins Hubbett des TI zu klettern, senkt man es zunächst bequem per Elektromotor ab und hängt die Leiter ein. Matratzenlänge und -breite (1,94 mal 1,05–1,29 Meter) bleiben merklich hinter dem Alkovenbett zurück. Immerhin ist die Kopffreiheit mit 72 Zentimeter etwas großzügiger. Zwei Lesespots gibt es auch hier und reichlich Ablagen – vorn in der T-Haube einerseits und auf einem zweistöckigen Regal über der Sitzbank andererseits. Auch eine Doppel-USB-Buchse ist vorhanden, eine Dachhaube zum Lüften dagegen nicht. Die Matratze ist ebenfalls zehn Zentimeter dick und liegt auf einem Lattenrost auf, dessen durchgängige Latten allerdings beim nächtlichen Drehen mittig deutlich hörbar auf einer Metallstrebe aufschlagen.
Schwerer wiegt in der Praxis aber wahrscheinlich ein typischer Hubbett-Nachteil. Das abgesenkte Bett macht nicht nur die Sitzgruppe unbrauchbar, sondern blockiert auch den Einstieg merklich. Das bedeutet: Wenn die Kinder frühzeitig ins Hubbett krabbeln sollen, wird es auch für die Eltern langsam ungemütlich.
Deutlich entspannter zeigt sich da die Lage im Alkovenmobil. Das Oberstübchen steht permanent zur Verfügung, auch mal am Tage für den Mittagsschlaf und als großzügiger Aufbewahrungsort für Decken, Kissen, Kuscheltiere und mehr. Auf dem Hubbett kann dagegen tagsüber allenfalls eine dünne Decke liegen bleiben.
Sitzgruppe als Zusatzbett
Die Sitzgruppe lässt sich, hier wie da, zu einem 1,87 mal 1,28 Meter großen Notbett umbauen. Dafür müssen allerdings fünf Zusatzpolster und ein Hilfsbrett mitgeführt werden. Dabei hält idealerweise ein passendes Spannbetttuch das Polsterpuzzle zusammen. Im Teilintegrierten sinkt bei abgesenktem Hubbett die Kopffreiheit über dem Gästebett allerdings auf 68 Zentimeter, unter den Schränken gar auf 35.
Sechs Gurtplätze bereits serienmäßig an Bord zu haben, ist eine Besonderheit der beiden Rimor-Modelle und ein Vorteil dieser klassischen Sitzgruppenanordnung. Selbst wenn man nur zwei eigene Kinder hat, bleibt so stets die Möglichkeit, auch mal die Oma oder ein, zwei Nachbarskinder mitzunehmen, was gerade lange Reiseetappen für Kinder kurzweiliger macht. Auf den beiden Plätzen in Fahrtrichtung gibt es optional sogar Isofix-Ösen. Damit lassen sich entsprechende Kindersitze mit wenigen Handgriffen sicher befestigen.
Gleiche Küche, gleiches Längsbett
Beinahe identisch zeigen sich die kompakten Küchenblöcke der beiden Rimor-Modelle. Einzig beim Teilintegrierten beschränkt das Hubbett die Hängeschrankzahl von zwei auf eins. Die Küchenzeile geizt vor allem mit Arbeitsfläche. Neben den Glasabdeckungen von Kocher und Spüle bleibt nur ein kleines Eck frei. Eine klappbare Verlängerungsplatte am Einstieg wäre eine hilfreiche Ergänzung. Die Verköstigung der bis zu sechsköpfigen Besatzung kann deshalb zu einer Herausforderung werden, auch angesichts des relativ kleinen 81-Liter-Kühlschranks und des begrenzten Strauraums in Schublade und Unterschrankfach.
Die überschaubare Länge von 6,48 Meter merkt man in der Küche also recht deutlich.
Umso mehr überrascht das in beiden Modellen identische französische Längsbett mit einer Liegelänge von großzügigen 2,05 Meter. Besonders das Alkovenmodell Seal 3 zeigt sich so mit vier über zwei Meter langen Schlafplätzen als günstiger, kompakter Geheimtipp für Großgewachsene, zumal auch die Duschkabine mit viel Stehhöhe aufwarten kann – doch dazu gleich mehr.
Die Matratzenbreite erreicht fast 1,40 Meter, ist am Fußende aber merklich abgeschrägt, was sich durch ein Klappbrett und eine Zusatzmatratze wieder ergänzen lässt. Allerdings wird der Zugang zum benachbarten Bad dann so schmal, dass nur noch sehr schlanke Personen passieren können. Okay, da muss man sich eben entscheiden. Schwieriger zu akzeptieren ist, dass die zehn Zentimeter dicke Matratze direkt auf dem Brett des Bettkasten aufliegt – ohne Unterlüftung oder Federung. Immerhin können so Tellerfedern leicht selbst nachgerüstet werden. Geschickter wäre aber ein aufstellbarer Lattenrost, der gleichzeitig den Zugriff von innen auf den Stauraum im Bettkasten ermöglichen würde. So gibt es nur eine Außenklappe, um Campingmöbel, aber auch Getränkevorräte zu verstauen. Darüber hinaus bleibt noch die halbe Sitztruhe der vorderen Querbank für Gepäck frei – die andere Hälfte beansprucht der Gaskasten. Außerdem stehen drei Hängeschränke über dem Heckbett zum Verstauen der Kleidung bereit.
Bleibt das schmale Bad, in dem sich Waschtisch, Toilette und Dusche hintereinander reihen. Das Badfenster kostet extra, darf aber wirklich nicht fehlen, weil allein durch den Pilzlüfter im Dach zu wenig Licht und Luft in die Nasszelle dringen. Während man ins Bad eine hohe Stufe (20 cm) hinaufsteigen muss, geht es in die Duschwanne fast genauso tief wieder runter, was für eine Stehhöhe von 2,08 Meter sorgt. Pfiffig: Der Duschkopfhalter lässt sich an einer Metallleiste an der Wand magnetisch fixieren.
Zufriedenstellende Technik & Gewichtsreserven
Die Bordtechnik zeigt sich auf angemessenem Niveau, lediglich der Frischwassertank fällt mit 85 Litern recht knapp aus. Für die Bordbatterie muss man bei Rimor stets extra bezahlen, hat dafür aber die Wahl zwischen AGM-, Gel- oder Lithium-Typ. Der Aufbau ist zwar eher simpel konstruiert, kleidet sich aber rundum in resistentes GfK. Die Fenster gehören, preisklassengemäß, zur vorgehängten Kategorie. Fenster und Fliegengitter für die Aufbautür müssen extra bezahlt werden.
Reisefertig gewogen ist der Seal-3-Testwagen mit 2855 Kilo um 40 Kilo leichter als der Seal 12 Plus mit 2895 Kilo – ausstattungsbereinigt bleiben noch 25 Kilo zugunsten des Alkovens. Vier Personen haben damit bei beiden genügend Zuladung. Für die Vollbesetzung mit sechs ist eine Auflastung angeraten.
Preise und Ausstattung
- Grundpreis/Testwagenpreis Rimor Seal 12 Plus: 44.730/53.423 Euro
- Grundpreis/Testwagenpreis Rimor Seal 3: 44.730/53.129 Euro
- Motor 120/140/160 PS: Serie/893/2844 Euro
- Auflastung 4,25-4,40 t zGG: 1796 Euro
- Automatikgetriebe/Klimaanlage: 2975/1172 Euro
- Naviceiver/Rückfahrkamera: 1618/1730 Euro
- 16''-Stahl-/-Alufelgen/Fahrradträger: 178/714/590 Euro
- 2 x Isofix/Badfenster/feste Duschtür: 390/130/476 Euro
- Aufbautür mit Fenster/Fliegengitter: 500/464 Euro
- Abwassertank isoliert/Truma Combi 6: 480/774 Euro
- Bordbatterie AGM/Gel/Lithium: 390/590/990 Euro
- Secumotion mit Gasfilter/Markise: 148/1300 Euro
- Bettumbausatz/Nebenkosten: 190/1890 Euro