Selbstausbau eines Kastenwagens

Handwerklich begabte Campingfreunde bauen sich ihr Fernwehmobil einfach in Eigenregie. Mit einem gebrauchten Bus als Basis und fertigen Montagesätzen kommt man so günstig zum eigenen Camper.
Natürlich gibt es viele fertige Campingbusse von der Stange. Manchmal reicht das Budget dafür aber einfach nicht aus. Dann bleiben zwei Möglichkeiten, sich den Mobiltraum doch zu erfüllen. Man kauft gebraucht oder legt selbst Hand an.
Ein Selbstausbau lohnt sich vor allem dann, wenn man gebrauchte Transporter als Basis nutzt – manch ausrangiertes Behördenfahrzeug erlebte in Studentenhand seinen zweiten Frühling. Auch aus schrauberischer Sicht hat der Selbstausbau seinen Reiz. Immerhin beginnt der Urlaub dann schon beim Basteln in der heimischen Garage. Dabei sind selbst ohne abgeschlossene Schreinerausbildung vorzeigbare Ergebnisse machbar. Denn inzwischen gibt es für jeden Fahrzeugtyp perfekt vorbereitete Bausätze mit detaillierter Anleitung.
Wir durften bei Reimo zuschauen, wie das Team von Harald Pitzer – dickes Dankeschön – arbeitet. Das soll den Laien nicht abschrecken. Vielmehr ist unsere Werkstatt-Show als Anreiz gedacht: So schwer ist es nämlich gar nicht, einen Kastenwagen in einen Camper zu verwandeln. Und ein paar Tipps vom Profi können ja nicht schaden.
Wie also kommt das Klappdach aufs Auto? Wie Boden, Verkleidungen, Möbel und Schlafbank rein? Wir zeigen den Ausbau Schritt für Schritt am Beispiel eines VW T5. Immerhin ist ab Mitte des Jahres die sechste Generation in Handel – und so dürfte absehbar sein, dass nun manch Behörden-T5 in private Hände gelangt. Vielleicht ist das die Chance, dem von den Stadtwerken ausgemusterten Auto endlich mal die große, weite Welt zu zeigen.
Schritt 1: Aufstelldach einbauen
Der große Aufriss: Mit dem Dachumbau erlischt die Betriebserlaubnis, also sofort beim TÜV vorfahren. Reimo liefert nicht nur ein komplett vormontiertes Dach, sondern auch alle Unterlagen.
Kosten Einbau in Werkstatt: ab ca. 5500 € Materialkosten bei Selbsteinbau: ab ca. 3600 € Zeitaufwand: ca. 20 Stunden Schwierigkeitsgrad: Mittel. Exaktes Abarbeiten der Anleitung vorausgesetzt, kann sich auch der mutige Laie ans Dach wagen. Dächer mit Stahlrahmen sind günstiger, aber aufwendiger zu verbauen.
- Tief durchatmen, dann sägt man in gesundes Blech. Vorher Verkleidungen wegräumen. Hinterher Späne absaugen, Schnittkanten versiegeln.
- Zur Sicherheit stabilisieren Latten die Dachhaut – die hier fürs Foto nochmals draufgelegt wurde. Der Klebebereich ist bereits grundiert.
- Der Ausschnitt wiegt knapp 30 Kilo, die Kanten sind höllisch scharf. Man sollte mindestens zu dritt sein, um ihn herunterzunehmen.
- Profis mit Lust und Laune: Die Jungs von Reimo arbeiten mit Schablonen, der Privatier zeichnet die Schnittkanten mit dem Maßband an.
- Das Easy-Fit-Dach ist vormontiert und wiegt rund 60 Kilo. Die seitliche Klebefläche wird mit einem Activator vorbehandelt und gereinigt.
- Sikaflex-Kleber liegt bei, die ersten Kartuschen werden jetzt auf der Kontaktfläche verteilt. Handschuhe anziehen, das Zeug klebt!
- Vier Mann und acht Hände heben das Dach aufs Auto. Wer die Ärmel hochkrempelt, schont die Kleidung. Das Auto ist mit Folie geschützt.
- Erst ausrichten, dann wird das Dach geöffnet und mit Edelstahlschrauben fixiert. Während der Arbeiten darf der Wagen nicht bewegt werden.
- Vorne dreht man noch drei Blechschrauben hinein, die nach dem Aushärten entfernt werden: dauert je nach Temperatur etwa einen Tag.
- Für zusätzliche Stabilität wird eine verzinkte Strebe eingeklebt, die man zuvor zur besseren Haftung mit schwarzem Primer behandeln sollte.
- Dann wird der Spoiler aufs Dach geklebt, das normalerweise in Weiß geliefert wird. Andere Farben sind möglich: bei Selbstabholung.
- Die Kanten des Spoilers werden später noch sauber abgedichtet. Wer noch ein wenig nachjustieren will, kann das an den Dachscharnieren tun.
- Für himmlische Träume. Kaum ein Dach wird ohne Bett bestellt: Auch das ist vormontiert und wird hinten mit vier Holzschrauben befestigt.
- Zum Schluss (fast) ohne Werkzeug: Die Stoßdämpfer fürs Bett werden eingehängt, die Halter sind mit selbstschneidenden Schrauben fixiert.
Schritt 2: Bodenplatte einbauen
Ab in den Untergrund: Ein Campingbus braucht einen wohnlichen Boden. Zuerst kommen beim Reimo-System die Schienen ins Fahrzeug, in denen man später die Sitzbank verschieben kann. Der Privatmann verschraubt sie. Reimo und andere zertifizierte Betriebe verkleben sie. Dabei muss man sich exakt an die Vorgaben halten, zerrt doch bei einem Unfall die Rückbank samt Gästen am Gebälk.
Kosten Einbau in Werkstatt: ab ca. 3000 € Materialkosten bei Selbsteinbau: ab ca. 2000 € Zeitaufwand: ca. 12 Stunden (Klebetechnik) Schwierigkeitsgrad: Leicht. Der Heimwerker verschraubt die Schienen im Boden (ca. 20 h), muss jedoch auf den Rostschutz achten.
- Der Lack muss ab – wenn auch nicht ganz. Im Klebebereich wird der Boden mit Schleifpads angeraut, gereinigt und mit Primer vorbehandelt.
- Arbeiten nach Muster: Die Menge des Spezialklebers muss genau stimmen, eine Schablone hilft Harald Pitzer bei der Dosierung.
- Man erkennt die unterschiedliche Kleberhöhe, die den Konturen des Ladebodens entspricht. Harald arbeitet mit zwei verschiedenen Düsen.
- Verklebt wird in zwei Etappen: Erst werden die kurzen Querschienen eingebaut, die langen Pendants dienen hier der exakten Ausrichtung.
- Verschraubt werden die Alu-Schienen nur miteinander, der Boden muss nicht gebohrt werden. Rechts im Bild: Eine Richtlatte zur Kontrolle.
- Zügiges Arbeiten erbeten: Die Spritzmaschine für rund 30 000 Euro mischt den Kleber aus zwei Komponenten. Er ist 60 Minuten bearbeitbar.
- Voll belastbar ist der Kleber nach 48 Stunden: Dann folgen die Schalldämmung zwischen den Schienen und Sikaflex für die Bodenplatten.
- Die bei Reimo gefrästen, 10 mm dicken Bodenplatten sind bereits mit dem typischen VW-PVC-Belag furniert. Die Schienen bleiben offen.
- Spannen wie die Profis: Mit Gewindehaltern, Latten und Querhölzern werden die Bodenplatten fixiert, bis der Kleber trocken ist.
- Sauberes Finish: Der von VW mitgelieferte Kantenschutz muss an die Bodenplatte angepasst werden. Er wird später verschraubt.
- Lässige Spielerei zum Schluss: Die aus Alu gefräste Einstiegsleiste ist mit einem Reimo-Schriftzug versehen. Beleuchtet, versteht sich...
Schritt 3: Wand- und Deckenverkleidung anbringen
Schnödes Blech wird verkleidet, Vorhänge sorgen für Privatsphäre: Reimo liefert gefräste Rohteile, die man jedoch beziehen muss. Dabei kennt die Fantasie keine Grenzen.
Kosten Einbau in Werkstatt: Keine Angaben möglich, da bei jedem Fahrzeug unterschiedliche Anpassungsarbeiten nötig sind. Materialkosten bei Selbsteinbau: ab ca. 100 € Zeitaufwand: ohne Vorarbeiten ca. 2 Stunden Schwierigkeitsgrad: Leicht – aber etwas langwierig. Die Frästeile müssen angepasst und teilweise mit Stoff bezogen werden.
- Fenster- und Deckenverkleidungen gibt es passend, den Bezug und die Endmontage der Vorhänge muss man aber selbst übernehmen.
- Die Deckenverkleidungen sind beschichtet: Wem das gefällt, der hat hier wenig Arbeit. Die Lampe wird in den Kabelbaum integriert.
- Am besten geht's zu zweit. Während einer die Fensterumrahmung in Position drückt, setzt der andere vorsichtig die Schrauben an.
- Die selbstschneidenden Blechschrauben müssen gefühlvoll eingedreht werden. Wer zu hastig vorgeht, reißt schnell Löcher in den Bezug.
Schritt 4: Möbel und Sitzbank einbauen
Kein Camper ohne Möbel: Reimo bietet Bausätze und vormontierte Einheiten mit Gas- und Wasserleitungen, in Apfel oder Nuss, in Grau oder Weiß – auch glänzend. Fast jedes Dekor ist möglich.
Kosten Einbau in Werkstatt: ab ca. 2200 € Materialkosten bei Selbsteinbau: vormontierte Möbel ab ca. 2000 € Zeitaufwand: 2–3 Stunden Schwierigkeitsgrad: Leicht, sofern man vormontierte Möbel wählt. Wer indes selbst an das gut und gern 30 Kilo wiegende Türen-Wände-Puzzle ran will oder Varianten wählt, für die die Außenwand durchbohrt werden muss, sollte entsprechende Kenntnisse haben.
- Auch professionelle Fahrzeugbauer beziehen Möbelblöcke vormontiert. Die Konstruktion aus Pappel-Sperrholz muss nur noch befestigt werden.
- Gasleitungen, Wasser und Strom: Alle Versorgungsleitungen sind vorhanden. Je nach Ausführung muss man zusätzlich die Kanister fixieren.
- Als sicherheitrelevantes Bauteil muss die Schlaf-Sitzbank fachgerecht montiert und eingetragen werden.
- Letzte Funktionsprüfung: Rasten die Sicherheitsgurte, funktioniert der Klappmechanismus auch tadellos?